Neustadt. Eine der bekanntesten Einkaufspassagen Hamburgs verliert gleich drei Traditionsläden. Zwei Nachmieter stehen schon fest.
Das Hanseviertel ist eine der bekanntesten Einkaufspassagen in der Hamburger Innenstadt. Nun verliert diese Institution gleich drei Traditionsgeschäfte: Betten Remstedt, und das Musikgeschäft Hanse CD verlassen den Gebäudekomplex.
Auch Schacht & Westerich schließt seinen Laden. Wie berichtet, hatte das auf Papierwaren und Schreibutensilien spezialisierte Geschäft Insolvenz angemeldet, der Räumungsverkauf endet am 16. Dezember.
Betten Remstedt zieht im Februar ins Levantehaus an der Mönckebergstraße um. Das Unternehmen ist seit der Eröffnung des Hanseviertels im Jahre 1980 Mieter einer rund 200 Quadratmeter großen Fläche. „Wir wollen durch den Umzug unser Konzept des ,Kompetenz-Zentrums Gesunder-Schlaf’ zentraler positionieren, auch örtlich“, sagt Geschäftsführer Maik Mechela dem Abendblatt. „Als Fachhandelsgeschäft werden wir uns dort dem zentralen Thema rund ums Bett widmen.“
Der nach eigenen Angaben einzige verbleibende Klassik-CD-Anbieter Hanse CD schließt ebenfalls. Der Mietvertrag läuft Ende Januar aus. Die Fläche von 250 Quadratmetern ist dem Inhaber Stefan Lipski schon länger zu groß erschienen.
„Das war kein Rauswurf“, sagt Lipski. Der 51-Jährige hatte das Geschäft 2012 aus der Insolvenz übernommen – auch aus Überzeugung. Die Mitarbeiter seien allesamt Koryphäen auf ihrem Gebiet. „Wenn alle an Bord bleiben, übernehme ich den Laden“, hatte Lipski damals gesagt. Nun musste der Unternehmer den sechs Beschäftigten vorsorglich kündigen, für den Fall, dass er keinen passenden neuen Standort findet. „Wir suchen einen Laden in der City, der gerne etwas kleiner sein dürfte“, sagt Lipski. Der Eigentümer betreibt auch einen Klassik-Shop in Göttingen, seiner Heimatstadt.
Das 1980 eröffnete Hanseviertel wurde von dem Hamburger Büro gmp (von Gerkan, Marg und Partner Architekten) entworfen und gehört seitdem der Allianz Lebensversicherung.
58 Geschäfte bieten hier ihre Waren an, 37 davon sind nach Angaben des Centermanagements inhabergeführt. Etwa 40 Prozent verkaufen Bekleidung. Außerdem gibt es unter anderem eine Parfümerie, ein Geschäft für Hundebedarf und einen Buchladen, außerdem einen Schlemmermarkt und einen Hummerstand: „Wir sind mit unserem Branchenmix und Angebot durchaus zufrieden, auch wenn wir uns weitere Sortimente bei Wechseln ergänzend vorstellen können“, sagt Centermanager Uwe von Spreckelsen dem Abendblatt. Er nennt Beispiele: „Tischkultur, Nachtwäsche und Dessous sowie Damenschuhe gehören dazu.“
Das Renaissance Hotel und ein Parkhaus sind ebenfalls Teil des Gebäudekomplexes mit Eingängen an den Großen Bleichen und der Poststraße.
Die aktuelle Entwicklung bedauert Centermanager von Spreckelsen zwar, schaut aber dennoch, wie er sagt, „positiv in die Zukunft“.
Denn zwei der drei Flächen sind inzwischen schon wieder vermietet. Im Ladengeschäft von Remstedt, das Anfang Januar schließt, werden künftig unter dem Namen „Bellari“ Kosmetikartikel und Wellnessbehandlungen angeboten: „Es dreht sich bei diesem Anbieter alles um das Thema Schönheit“, sagt von Spreckelsen.
Auf der 600 Quadratmeter großen Fläche von Schacht & Westerich zieht Ende Dezember der Möbelanbieter „Who’s perfect“ ein, zunächst aber nur als Interimsmieter bis Ende April.
Es gibt die Überlegung, einen Teil der ehemaligen Schacht-&-Westerich-Fläche und das benachbarte Hanse CD Geschäft künftig räumlich mit der ehemaligen Mövenpick-Fläche im Untergeschoss zu verbinden, die zurzeit nur als Lagerfläche genutzt wird: „Das wären dann noch mal 1000 Quadratmeter mehr, und Flächen in dieser Größenordnung sind in der City begehrt“, sagt von Spreckelsen.
Auch gastronomisch soll sich im Bereich der Rotunde unter der großen Kuppel noch einiges tun: „Wir haben einige Interimsmieter und wollen die Flächen an Gastronomen vermieten. Hier prüfen wir gerade mehrere Konzepte“, kündigt von Spreckelsen an.
In direkter Nachbarschaft zum Hanseviertel liegen die Hohen Bleichen. Zunächst entwickelte sich diese Straße zu einer neuen Edelmeile in der City. Doch dann verließen die Nobelmarken Prada und Giorgio Armani die Straße und zogen an den Neuen Wall. Die Armani-Boutique wurde Ende Oktober 2014 eröffnet, seit mehr als einem Jahr steht die Fläche an den Hohen Bleichen leer, ebenso wie der ehemalige Prada-Laden. Zumindest für diese Fläche soll es aber nach Abendblatt-Informationen inzwischen einen Nachmieter geben.