Hamburg. Führung von drei Filialen bleibt überraschend bei Thomas Rasehorn. Düster sind die Aussichten für die Filiale im Hanse Viertel.

Überraschende Neuigkeiten bei Schacht & Westerich: Der bisherige Geschäftsführer Thomas Rasehorn, der im Sommer Insolvenz für die Schreibwarenkette anmelden musste, steigt erneut als Chef und Investor bei seiner Firma ein. Drei Filialen führt er als Geschäftsführer weiter, und zwar die Standorte Wandsbek, Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) und Elbe Einkaufszentrum (EEZ).

Düster sehen die Aussichten für die Filiale im Hanse Viertel aus. Der Vermieter sieht eine wirtschaftliche Zukunft für das Schreibwarengeschäft nur auf einer kleineren Fläche, die dann keine Schaufensterfront zu den Großen Bleichen mehr bieten würde. „Diese Variante ist leider sehr unattraktiv für Investoren“, sagte Thomas Rasehorn dem Abendblatt.

Renovierungen im Hanse Viertel schrecken Investoren ab

Auch die Tatsache, dass Teile der Passage mit einer neuen Lüftung ausgestattet und dazu im Frühjahr renoviert werden müssen, erschwert ein Überleben des Geschäfts. „Im Hanse Viertel müssen wir leider mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schließen“, bestätigte auch Insolvenzverwalter Tjark Thies. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie dem Papierhaus Bethge im ABC-Viertel habe Schacht & Westerich für die Branche eine zu große Fläche bezahlen müssen.

Das heißt: Wenn sich bis zum 31. Dezember kein Interessent für den Standort in der City findet, muss Schacht & Westerich diesen Laden aufgeben. Gut 20 Mitarbeiter würden dann ihren Arbeitsplatz verlieren – bis Ende Januar würde ein Teil von ihnen noch den Ausverkauf organisieren.

Schacht & Westerich hatte im Hanse Viertel bisher 600 Quadratmeter Fläche gemietet und war durch die Veränderungen im Markt in finanzielle Schieflage geraten. Weniger Umsatz mit Kalendern, weil sich viele Leute heute über das Smartphone organisieren, sowie sinkende Nachfrage bei Papier und Karten in der Zeit von E-Mail, Facebook und Instagram, hatten das klassische Schreibwarengeschäft unter Druck gesetzt.

Für die drei Filialen, die Rasehorn jetzt weiterführt, plant er leichte Veränderungen im Sortiment: Der Schwerpunkt solle in Zukunft auf Geschenken liegen, etwa zur Hochzeit, er will den Bereich der Accessoires für Herren ausbauen und den Künstlerbedarf auf den Prüfstand stellen.

Das Konzept, das Rasehorn vorgestellt hat, und der Kaufpreis für die drei Filialen inklusive des Onlinegeschäfts haben den Ausschlag dafür gegeben, dass der alte Chef auch der neue Chef wird. Diese Fortführung ist möglich, weil sich Rasehorn an einer neu gegründeten Gesellschaft beteiligt, zu der die Filialen und der Internethandel gehören. Als Investor hat Rasehorn zudem den Onlinehändler Mathias Busch gewonnen. Busch betreibt bisher einen Internetshop für skandinavische Möbel. „Herr Rasehorn und Herr Busch konnten die Insolvenzverwaltung und die Gläubigerversammlung im Bieterverfahren überzeugen“, sagte Thies.

Zu der Schacht&Westerich-Gruppe hatten darüber hinaus noch zwei Bremer Filialen gehört, ein Geschäft beim Katharinenklosterhof und eine Montblanc-Boutique. Diese Geschäfte wurden bereits veräußert. Käufer ist die Firma Bremer Schreibkultur.

Thomas Rasehorn hatte 2003 die Schacht&Westerich-Gruppe übernommen, nachdem er dort selber zuvor als Angestellter gearbeitet hatte. Den Shop im EEZ hatte der Familienvater aus Hamburg Anfang 2013 eröffnet, damals war auch der Mietvertrag für den Flagshipstore im Hanse Viertel verlängert worden.

Neue Konkurrenz wie Ikea und Discounter im Schreibwarenmarkt

Zwischenzeitlich waren aber auch neue Konkurrenten in das Geschäft mit Schreibwaren eingestiegen: Auch Ikea, Edeka, Discounter oder Baumärkte überschwemmen jedes Jahr zum Schulbeginn den Markt, obgleich sie ansonsten ein völlig branchenfremdes Sortiment anbieten. Ein Tuschkasten von Pelikan kostet bei Aldi und Co. dann auch oft nur die Hälfte des Preises, den der Fachhandel verlangen muss, weil er kleinere Mengen einkauft. Neben Schacht & Westerich, die bereits seit 1826 im Geschäft sind, haben auch viele kleinere Fachhändler aufgeben müssen. Denn insgesamt stagniert der Umsatz im Markt für Papier, Bürobedarf und Schreibwaren.