Hamburg. Szeneladen wegen Lärmbelästigung geschlossen. Eigentümer kann sich vorstellen, an einen „Tempel der Lust“ zu vermieten.
Die Menschen in St. Georg sind tolerant und weltoffen. Sie lieben die lebendige Lange Reihe mit ihren originellen Geschäften und viel Gastronomie. Doch vielleicht wird es jetzt noch bunter in dem Szene-Stadtteil: An der Danziger Straße, nahe dem Mariendom, könnte schon bald der Swingerclub „Voyage Hamburg“ eröffnen – in den Räumen des inzwischen geschlossenen Traxx.
Die Disco, deren Name an die ehemalige berühmte Szene-Disco an den Deichtorhallen erinnerte, hatte CDU-Politiker Joseph Johannsen erst im Juni 2014 eröffnet und im Mai wieder geschlossen. Es sollte eine Wiederauflage des gleichnamigen Clubs werden, der in den 90er-Jahren Treffpunkt von Stars und Sternchen war. Doch das gelang nicht. Den Mietvertrag kündigte der Eigentümer der Immobilie im Mai. Johannsen: „Nachdem das Bezirksamt uns den Betrieb einer Musikanlage verboten hatte, konnte ich den Club natürlich nicht mehr öffnen.“
Auf seiner Internetseite wirbt das „Voyage“ bereits mit Bildern aus dem Traxx: Eine der Bars, die Tanzfläche und die markante LED-Wand sind zu sehen. Allerdings ist es bislang ein Gerücht, das sich allerdings ziemlich schnell im Stadtteil verbreitet hat.
Die Informationen auf der Voyage-Homepage sind eindeutig: Ein „Tempel der Lust“ solle entstehen, ist auf der Seite zu lesen. Anfang Oktober soll bereits der „neue Treffpunkt in angenehmer, stilvoller und ganz neuer Atmosphäre zum Feiern, Chillen und Spielen“ eröffnen. Es soll auch „mehrere Spielwiesen“ geben. Allein die Anschrift fehlt noch auf der Voyage-Internetseite. Der Geschäftsführer war nicht erreichbar.
Hartmut W. Sebold, dem die Immobilie gehört, sagt dazu: „Es wurde noch kein neuer Mietvertrag unterschrieben.“ Würde der Kaufmann an einen Swingerclub vermieten?: „Ich bin für alles offen, denn schließlich bin ich auf die Mieteinnahmen angewiesen, um das Objekt zu finanzieren.“
Ein solches Etablissement im Wohngebiet zu eröffnen, ist nicht ganz einfach: „Es muss zunächst eine Schanklizenz beantragt werden. Dafür liegt uns noch kein Antrag vor“, sagte Norman Cordes, Sprecher des Bezirksamts Mitte. Zudem müsse bei einem Swinger-Club geprüft werden, ob dieser gebietsverträglich sei. Wenn die Räumlichkeiten umgebaut würden, wäre zudem eine baurechtliche Prüfung erforderlich, sagt Cordes.
Die Nachbarn sind schon in heller Aufregung. Die Probleme für die Anlieger seien schon vorgezeichnet und lassen noch Schlimmeres als das Vergangene annehmen – so heißt es in einer E-Mail. Denn schon wegen angeblicher Lärmbelästigung durch das Traxx, gab es ständig Ärger. Ex-Betreiber Johannsen beteuert: „Wir haben uns immer an alle Auflagen gehalten, auch an die zum Lärmschutz.“ Er hat Widerspruch beim Bezirksamt eingereicht.
Unterdessen sorgt sich Quartiersmanager Wolfgang Schüler um das Image des Stadtteils: „Ein Swingerclub ist nicht unbedingt das, was St. Georg braucht. Es wäre schön, wenn sich auf der Fläche eine Gastronomie ansiedeln würde, die den Stadtteil bereichert und die Einwohner anspricht.“