Die Straße in St. Georg wird auch 2015 für die Busbeschleunigung umgestaltet und gesperrt. 54 Geschäftsleute wollen den „für Mittelständler ruinösen Bauplan“ stoppen. Sie fürchten eine Kette von Insolvenzen.
St. Georg. Die Lange Reihe gilt als beliebte Flaniermeile, doch die Geschäftsleute machen sich derzeit Sorgen. Schuld daran ist aus ihrer Sicht die Busbeschleunigung, die der Senat auch auf der Langen Reihe in St. Georg umsetzt. Von Ende April bis Anfang Juli 2015 wird es wieder Bauarbeiten und Straßensperrungen auf der Langen Reihe geben; im Herbst kommenden Jahres sollen weitere Arbeiten folgen.
„Wenn die Stadt ernst macht, wird das eine Kette von Insolvenzen zur Folge haben. Noch einmal, verkraften die Gewerbetreibenden eine wochenlange Sperrung der Straße nicht“, sagt Arno Müller. Der Gastronom betreibt seit 17Jahren das Restaurant Central an der Langen Reihe.
„Bereits im Oktober war ein Teil der Langen Reihe für den Autoverkehr wegen Baumaßnahmen für die Busbeschleunigung wochenlang gesperrt. Für Geschäfte und Gastronomie bedeutete das Umsatzeinbußen von 30 bis 70 Prozent“, sagt Müller.
Und Martin Sasse, der einen Teeladen in den Räumen der ehemaligen Buchhandlung Wohlers führt, ergänzte: „Während der Bauarbeiten kamen deutlich weniger Kunden in die Lange Reihe. Die hatten wohl keine Lust auf enge Bürgersteige, Staub und Lärm.“ Die beiden Unternehmer stehen mit ihren Erfahrungen nicht alleine da. 54 Gewerbetreibende haben ein Positionspapier unterschrieben, in dem Schwierigkeiten der Kaufleute durch die Bauarbeiten beschrieben werden.
+++Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Busbeschleunigung+++
„Es geht hier um die Existenz der Menschen – und das alles für Baumaßnahmen, die eigentlich keiner mehr braucht. So sollen zum Beispiel sogenannte Sprunginseln gebaut werden, die auf einer so engen Straße wie der Langen Reihe, eigentlich gar keinen Sinn machen“, sagte Frank Gräsel vom „Lagerhaus“.
Deshalb lautet die zentrale Forderung in dem Positionspapier an den Senat: „Stoppen Sie den vorgesehenen, für Mittelständler ruinösen Bauplan für die Lange Reihe.“
Unterstützung kommt von dem Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Farid Müller: „Wir brauchen hier einen Runden Tisch, an dem die Gewerbetreibenden von der Stadt zunächst einmal über das tatsächliche Ausmaß der Bauarbeiten informiert werden“, sagt Müller. Als Erstes müsste es einen Planungsstopp geben und geprüft werden, inwiefern die Baumaßnahmen den Gewerbetreibenden schaden, sagt der Grünen-Politiker.
Die Lange Reihe soll mehrere Mittelinseln erhalten
Die zuständige Verkehrsbehörde sieht aber offensichtlich keinen Diskussionsbedarf mehr: „Die Busbeschleunigungspläne für die Lange Reihe sind ausgiebig vor Ort diskutiert worden, es gab dazu auch eine öffentliche Anhörung“, sagt Behördensprecherin Helma Krstanoski. Darum gebe es nun keinen Anlass, einen Runden Tisch einzurichten, sagt Krstanoski.
Während der Bauarbeiten soll die Lange Reihe 2015 mehrere Mittelinseln erhalten. Außerdem sollen neue Bushaltestellen eingerichtet werden und ein kleiner Kreisverkehr in Höhe der Lohmühlenstraße dazukommen. Die Stadt geht insgesamt von Kosten in Höhe von rund 1,16 Millionen Euro aus.
Die Busbeschleunigung in Hamburg ist höchst umstritten: Bis 2016 sollen zunächst neun Buslinien optimiert werden, bis zum Jahr 2020 insgesamt 14 Linien. Dafür gibt die Stadt rund 259Millionen Euro aus.
In Winterhude hat sich – wie berichtet – sogar eine Volksinitiative gegründet, die das Busbeschleunigungsprogramm stoppen will.