Hamburg. Idee stammt vom Hamburger Bauunternehmer Arne Weber. Gebäude kann seine eigene Energie erzeugen. Wohnfläche ist 230 Quadratmeter groß.
Es war dieser Blick von oben, der ihn elektrisierte. Weit über das Meer reichte er, spektakulär zu allen Seiten. 2003 war das – und der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber hatte gerade den alten, durch moderne Technik ersetzten Leuchtturm „Großer Vogelsand“ in der Deutschen Bucht übernommen, um daraus ein kleines, besonderes Hotel zu machen.
Das Projekt scheiterte dann zwar an den Auflagen der zuständigen Behörde. Doch die Idee vom Wohnen in einem leuchtturmartigen Gebäude ließ Weber nicht mehr los. Mehr als zehn Jahre später steht heute ein knapp einen Meter hohes Modell in seinem Büro im Harburger Binnenhafen. Ein schlanker weißer Turm mit einer kreisrunden Wohnscheibe obendrauf. Und genau nach diesem Vorbild baut Weber nun in der HafenCity ganz vorne am Wasser auf dem Baakenhöft seinen ersten echten Wohn-Leuchtturm. „Das ist weltweit einmalig“, sagt er.
Die Baugenehmigung liegt vor, nächste Woche starten die Arbeiten für die Pfeilerfundamente. Im November soll das Bauwerk fertig gebaut sein. „Lighthouse Zero“ heißt der 20 Meter hohe Turm, der auf der Landzunge praktisch mitten in der Elbe weit sichtbar aufragen wird. Ein Prototyp, der von der städtischen HafenCity GmbH auch für Veranstaltungen genutzt wird.
Für Weber und das „Lighthouse“-Entwicklerteam seiner Firma HC Hagemann ist es aber vor allem eine Art Musterhaus. „Wir wollen daraus lernen und das Lighthouse in Realität zeigen können“, sagt er. Der spätere Endpreis eines solchen Hauses steht noch nicht fest. Viele Jahre schon arbeitet das Unternehmen bereits an dem Projekt. Statik, Brandschutz, die Technik des Fahrstuhls – etliches war Neuland bei der Entwicklung. Zur Immobilien-Messe Expo Real in München im vergangenen Jahr waren dann die ersten Pläne fertig, und Weber konnte Simulationen zeigen. An dem Stand blieben viele stehen, doch es gab Zweifel, ob sich so etwas realisieren ließe. „Nette Vision“, sagten manche.
Doch es gab auch andere, begeisterte Reaktionen. Weltweit habe er Anfragen und Grundstücksangebote bekommen, sagt Weber. An Küsten, hinterm Deich oder auch mitten im Gebirge ließe sich das „Lighthouse“ bauen. Selbst an steilen Lagen kann der Schaft relativ leicht gegründet werden. Der Flächenbedarf mit einem Durchmesser von drei Metern ist gering, hochwassergefährdete Standorte sind kein Problem, weil das zentrale Herz weit über dem Boden zu schweben scheint, wie Weber sagt. „Wenn man runterguckt, sieht man ja nicht den Schaft“, sagt er. Mittlerweile gibt es bei HC Hagemann eine eigene Abteilung, die das „Lighthouse“ verkauft. Und baut. „Das machen wir selber“, sagt Weber, dessen Unternehmen viel im Wasser- und Spezialbau zu tun hat. Kaimauern, die Sanierung der beiden Hamburger Elbtunnel, Brückenbau und ganz viele Helgolandprojekte – dafür ist HC Hagemann bekannt.
Auch der Bau eines „Lighthouse“ hat deutliche Anlehnung an den Brückenbau. Der Schaft besteht aus vier Betonfertigelementen, die vor Ort montiert werden. Mithilfe eines Lehrgerüsts wird dann der Boden der Wohnplattform betoniert. Beim „Lighthouse Zero“ wird dieser Wohnteil 230 Quadratmeter groß sein. Außen umspannt ein weiterer Ring mit einer riesigen Photovoltaikanlage die Scheibe, sodass das Gebäude autark seine eigene Energie erzeugen kann. Der Wohnraum im Kern lässt sich vollkommen frei gestalten.
In der HafenCity werden die Wohn- und Schlafräume sowie die Küche ähnlich wie Tortenstücke angeordnet sein. Wände können flexibel und auch verschiebbar gestaltet werden. Außen fährt ein Sonnenschutz automatisch mit dem Stand der Sonne mit. Und oben auf dem Dach wird es einen 150 Quadratmeter großen Dachgarten geben. Erschlossen wird die Wohnplattform mit einem gläsernen Fahrstuhl. Als zweiter Fluchtweg dient innerhalb der Röhre eine Wendeltreppe.
Mit der städtischen HafenCity GmbH hat Weber jetzt zunächst eine Grundstückspacht für vier Jahre vereinbart. Zwar wird am Baakenhafen gerade der östliche Abschnitt der HafenCity gebaut. Doch die markante Landspitze dort soll noch einige Jahre weitgehend freibleiben. Eines Tages, so die Überlegung der Stadt, könnte dort Platz für ein repräsentatives Gebäude sein, von dem man aber noch nicht weiß, welches das sein könnte. So bleibt der alte Hafenschuppen dort stehen, am Kai können Schiffe mit Kulturangeboten festmachen, und auch eine Liegewiese gibt es dort. Der Baakenhöft gilt damit als temporärer Ausflugsort. Mit bester Sicht auf Stadt und Hafen. Ganz besonders eben von oben.