Hafencity . Seit zehn Jahren lädt die HafenCity zum Spaziergang „Kritik im Wandeln“. Beim Jubiläum wurde hart diskutiert.
Hamburg macht der Architekturkritik Beine – und wie. Bei der Jubiläumsausgabe der „Kritik im Wandeln“ kamen am Freitag rund 100 Interessierte, um mit renommierten Architekturexperten durch die HafenCity zu laufen, ihrer Debatte per Kopfhörer zu lauschen und untereinander zu diskutieren.
Erstmals gab es sogar drei Gruppen, die zeitgleich aus unterschiedlichen Blickwinkeln die HafenCity betrachteten. Die Wiener Architekturjournalistin Isabella Marboe und der Potsdamer Stadtplaner Reiner Nagel suchten „Neue Orte und Räume für die Innenstadt“. Die Stuttgarter Journalistin Amber Sayah und der Berater Riklef Rambow befassten sich mit der „Stadt im alltäglichen Gebrauch“. Der Frankfurter Autor Dankwart Guratzsch und der Berliner Architekturtheoretiker Andreas Ruby wiederum diskutierten über „Urbane Architektur im 21. Jahrhundert“. Zwischen den beiden ging es kontrovers zur Sache. Guratzsch lobte die HafenCity fast überschwänglich - „hier ist es sehr städtisch. Es ist fast einmalig, wie sich die Menschen auf verschiedenen Ebenen durchmischen.“
Ruby hingegen vermisste gerade die Durchmischung, nannte die HafenCity ein „El Dorado für die FDP“, eine Vorzeigestadt, die eben keine Stadt für alle sei. Besonderes Lob von Guratzsch bekamen der Kaiserkai und der Vasco-da-Gama-Platz. „Hier ist Leben, wie es früher nur auf den Landungsbrücken war“. Einig waren sich beide darüber, dass Olympia ein Sprungbrett über die Elbe sein könne, um Wilhelmsburg näher an die Innenstadt zu rücken.
Am Abend kamen alle Experten zu einer Podiumsdiskussion im Kesselhaus zusammen. Was 2006 während des Architektursommers als kleine Idee begann, bringt immer mehr Interessierte auf die Beine und ist längst mehr als ein Geheimtipp. Bisher haben 93 Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Stadt erlaufen; rund 2000 Teilnehmer verfolgten Kritiker und Debatten. Die „Kritik im Wandeln“ dürfte die einzige Stadtführung sein, an der auch Nachbarn teilnehmen. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, sagt: „Von Anfang an hat das Format ,Kritik im Wandeln’ vielfältigen Zuspruch auch wegen seiner experimentellen Veranstaltungsform erfahren.“