Hamburg. Hammerbrooker Unternehmen vertreibt Geräte für Drei-Minuten-Pizza. Bis zu zehn neue Standorte in Hamburg geplant, drei stehen schon.

Geld eingeworfen, Sorte Salami ausgewählt und schon heizt der Pizza-Automat in der Jugendherberge am Stintfang auf. Ein Display zeigt an, dass mit jeder Sekunde die Temperatur des Ofens um mehrere Grad steigt. Bei 150 Grad Celsius beginnt der Backvorgang. Nach drei Minuten ist das italienische Teiggericht schon fertig. Auf einem Pappkarton bekommt der Kunde es heiß serviert. „Besonders Jugendliche finden unser Produkt super“, sagt Hubertus von Wedel, Vertriebsleiter der Hamburger Firma Pizzomatic. „An einem Spitzentag verkaufen wir hier 60 Pizzen.“

An drei Standorten in der Hansestadt baute das Unternehmen bisher seine Geräte auf. Die 350 Kilogramm schweren Kolosse stehen auch noch in der Asklepios Klinik Altona und im Unfallkrankenhaus Boberg. Bald sollen es mehr sein. „In den nächsten sechs bis zwölf Monaten wollen wir fünf bis zehn Standorte in Hamburg eröffnen“, sagt von Wedel. Das Ziel des Start-ups mit Sitz in Hammerbrook: Die Elbmetropole wird zu ihrer Leuchtturmregion. Derzeit sei man in guten Gesprächen mit Unternehmen.

Beim Flugzeugbauer Airbus begann vor wenigen Tagen der Testbetrieb in Nordenham. Über eine Ausweitung auf die anderen Werke im Norden verhandele man. Wegen des Mindestlohnes werde er zurzeit von vielen Küchenchefs angesprochen, die besonders in Randzeiten kein Personal mehr vorhalten können, sagt von Wedel. Als alternative Mitarbeiterverpflegung äußerten viele Firmen Interesse an den Pizza-Automaten, damit die Beschäftigten rund um die Uhr etwas Heißes essen können. „Wir sehen uns in einer Nische, wenn sonst nichts angeboten wird“, sagt von Wedel.

Die Idee, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche etwas Essbares kaufen zu können, gab letztlich den Ausschlag für den Firmenstart vor fünf Jahren, erinnert sich von Wedel. In Passau hatten Martin Gruber und Georg von Strachwitz während des Studiums eine Pizzeria gegründet. Irgendwann tauchte die Frage auf, wie kann man rund um die Uhr verkaufen? Die Idee zum Pizza-Automaten entstand. Gruber verfügte über gute Kontakte in Italien, weil seine Familie in Bozen eine Spedition betreibt. Er kam mit einem Hersteller ins Geschäft und brachte die erste Charge nach Deutschland. Weil von Strachwitz nach seinem Studium als Volljurist in Hamburg arbeitete, wurde die Firma an der Elbe gegründet. Beiden fehlte aber die Zeit, die Expansion voranzutreiben.

Über private Kontakte kam von Wedel zu Pizzomatic und stieg vor zwei Jahren als Teilhaber ein. „Damals gab es quer verteilt in Deutschland zehn Automaten“, sagt der 31-Jährige. „Heute betreuen wir aktiv 45 Geräte.“

16.500 Euro kostet ein frisch aus dem Werk kommender Automat inklusive der Transportkosten. Die Firma arbeitet auch mit mehreren Partnern zusammen, die die Einnahmen für sich behalten, dafür aber eine Miete zahlen und die Automaten mit den Teigscheiben befüllen. „Wir leben vom Verkauf der Pizzen“, sagt der Betriebswirt. Bei zehn bis elf verkauften Pizzen pro Tag erreiche ein Automat die Gewinnschwelle. Die Firma selbst arbeite seit dem vergangenen Jahr profitabel, der Umsatz liege im sechsstelligen Bereich und wachse jedes Jahr mit einer zweistelligen Prozentrate. Der Preis pro Pizza variiert je nach Wunsch des Standortvermieters. Meist liegt er bei fünf Euro bis 5,50 Euro, am Stintfang kostet sie allerdings 6,95 Euro.

Im Programm hat Pizzomatic sechs Sorten: Margherita, Salami, Prosciutto, Speciale, vier Käse und eine vegetarische. Sie kommen alle von einem italienischen Hersteller. Im Gegensatz zu einer normalen Tiefkühlpizza, die zu 60 Prozent vorgebacken sei, sind die Pizzomatic-Scheiben zu 80 Prozent fertig. Nur so kann die Backzeit von drei Minuten eingehalten werden, sagt von Wedel: „Wir werden spätestens ab nächstem Jahr die Sortenvielfalt ausbauen und auch glutenfreie Pizzen anbieten.“ Auch eine Low-Carb-Variante mit weniger Kohlenhydraten ist geplant, eine laktosefreie Version wird erwogen. Um das breitere Sortiment auch den Kunden anbieten zu können, wird an einem neuen Automaten gefeilt. Ende des Jahres soll der Prototyp fertig sein, der dann sechs verschiedene Sorten fasst. Denn bisher haben Hungrige nur zwei Sorten zur Auswahl.

Die 1,98 Meter hohe und 1,74 Meter breite Maschine ist dreigeteilt

Die 1,98 Meter hohe, 1,74 Meter breite und 90 Zentimeter tiefe Maschine ist im Prinzip dreigeteilt. Links und rechts sind die beiden Tiefkühlfächer, in denen die Pizzen ohne Folie auf einem Pizzakarton lagern. Wenn der Kunde seine Wahl getroffen hat, rutscht eine Pizza nach unten, wird in die Mitte geschoben, fährt auf einem Aufzug nach oben und kommt in den Ofen. Von hinten schiebt sich dann ein Rost unter den Teigboden. Der Karton fährt runter, ein mobiler Ofen klappt von unten hoch. Kreisrunde Infrarotleuchten garen dann mit einem Abstand von 1,5 Zentimetern und einer Maximaltemperatur von 410 Grad Celsius die Pizza.

Nach 180 Sekunden – die Aufheizphase von bis zu zwei Minuten nicht eingerechnet – ist sie fertiggebacken. Sie kommt auf den Karton, der als Trägersystem agiert, und wird aus der Luke rausgefahren. Um sie ohne Besteck essen zu können, ist sie vorgeschnitten. Im Praxistest klappt das Auseinanderreißen in Stücke aber noch nicht so gut. Von Wedel: „Daran arbeiten wir.“