Senat beschließt Innenstadt-Konzept: Neue Wege, hübschere Plätze und ein Abriss von Parkhäusern. An den Colonnaden an der Binnenalster soll eine stärkere Mischung aus Wohnungen und Büros erreicht werden.

Hamburg. Seit 2010 arbeiten die Planer der Stadtentwicklungsbehörde an dem Projekt – am heutigen Dienstag nun will der Senat ein neues Innenstadt-Konzept für Hamburg verabschieden. Im Kern geht es dabei um eine Art Handlungsanweisung für Stadtplaner, wie sich die City in den kommenden Jahren entwickeln und wie sie mit der HafenCity verschmelzen soll. Mehr Wohnungen statt Büros im Zentrum, ein Ausbau von Plätzen und Wegeverbindungen – das ist das Ziel vieler kleiner Einzelmaßnahmen, die in den kommenden Jahren angegangen werden sollen.

Als die wohl schwierigste Hürde wird dabei die Trennwirkung durch die sechsspurige Ludwig-Ehrhard-Straße (der früheren Ost-West-Straße) gesehen. Sie soll nun langfristig mehr Boulevard-Charakter bekommen: neue Bäume, neue Wege und neue Querungen sieht das Konzept dort vor. Parkplätze und Parkhäuser sollen indes möglich reduziert und durch neue Tiefgaragen ersetzt werden, heißt es in dem mehr als 160 Seiten starken Papier, das dem Abendblatt vorliegt.

Im Einzelnen beschreibt das Innenstadtkonzept für die einzelnen Stadtviertel der Innenstadt teils vage Ziele, teils aber auch sehr konkrete Maßnahmen: Am Wallring, der vom Stintfang über Planten und Blomen bis zu den Deichtorhallen reicht, sieht das Konzept beispielsweise einen Ausbau der Grünanlagen vor. Johannes-Brahms-Platz, Deichtorplatz oder der Platz vor den Deichtorhallen sollten, wenn möglich, neu gestaltet werden. Am Millerntorplatz müsste eine Verringerung der Fahrspuren geprüft werden, um ihn attraktiver gestalten zu können.

Auch der Hauptbahnhof müsse sich „stärker zur Stadt öffnen“. Das Konzept schlägt dazu einen neuen Ausgang nach Süden vor, also Richtung Museum für Kunst und Gewerbe. Jüngere Anbauten sollten abgerissen werden, Parkplätze wegfallen.

An den Colonnaden an der Binnenalster soll indes eine stärkere Mischung aus Wohnungen und Büros erreicht werden. Das Konzept sieht hier zudem eine einheitliche Illumination der Gebäude entlang der Alster vor.

Auch die Speicherstadt soll „behutsam“ entwickelt werden

Für das Passagenviertel zwischen Jungfernstieg, Alsterfleet und Stadthausbrücke soll dem Konzept zufolge unter anderem der Gänsemarkt neu gestaltet werden, am Jungfernstieg sollten zudem separate Fahrradstreifen angelegt werden.

Unter dem Kapitel „Nördliche Neustadt“ beschäftigt sich das Konzept besonders mit der Zukunft der Ludwig-Erhard-Straße. Neue Fußgänger- und Fahrradwege sowie neue ebenerdige Übergänge gelten dort als angestrebtes Ziel. Bei Neu- und Umbauten von Gebäuden sollten in diesem Viertel mehr als bisher auch Wohnungen gebaut werden, heißt es weiter in dem Papier. Um Luxussanierung und Spekulation zu verhindern, sollte hier eine soziale Erhaltungsverordnung geprüft werden. Auch für die südliche Neustadt zwischen Ludwig-Erhard-Straße und Landungsbrücken sollen laut InnenstadtKonzept weitere soziale Erhaltungsverordnungen angestrebt werden.

Auf der Fleetinsel sieht das Konzept Potenzial für das Areal zwischen Alsterfleet und Rödingsmarkt. Das Parkhaus Herrlichkeit und sein direktes Umfeld sollten „umgenutzt“ und als Wohnort entwickelt werden, neue Restaurants und Geschäfte könnten sich dort ansiedeln. Einen ähnlichen Vorschlag gibt es für das Parkhaus in der Neuen Gröningerstraße südlich der Willy-Brand-Straße auf der Cremoninsel. Hier können sich die Planer auch einen Abriss des massigen Gebäudes der Deutschen Bank vorstellen, das dort in der ansonsten kleinteiligen Bebauung einen „Fremdkörper“ darstelle.

Auch im Nikolai-Quartier, der eigentlichen Keimzelle der Stadt rund ums Rathaus, sollen laut Konzept Parkplätze verschwinden, um Plätze wiederzubeleben. Etwa am Hopfenmarkt. Die Planer wollen zudem prüfen, ob die blaue Fußgängerbrücke über der Willy-Brandt-Straße abgerissen werden könnte, um wieder von Westen einen Blick auf den Nikolai-Turm zu schaffen.

Für die Speicherstadt schlägt das Konzept eine weitere behutsame Entwicklung mit Gastronomie, Kreativunternehmen und Kulturangeboten vor. Das denkmalgeschützte Ensemble dürfe keine reine Bürostadt werden, heißt es. Eine größere Nutzung als Wohnstandort sei indes nur möglich, wenn es zusätzlichen Hochwasserschutz gebe – also kleinere Sperrwerke.

Im Mönckeberg-Quartier zwischen Binnenalster und Steinstraße hingegen sollen indes sehr wohl zusätzliche Wohnungen gebaut werden können, um die Innenstadt zu beleben. Büros sollten dazu verstärkt umgewandelt werden. Zudem schlägt das Konzept vor, die nur von Bussen und Räder genutzte Kommunaltrasse Mönckebergstraße bis zum ZOB zu verlängern.