100 Fälle pro Sachbearbeiter: Die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes seien überlastet. Der Untersuchungsausschuss Yaya bringt brisante Zustände ans Tageslicht.

Hamburg. Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Yagmur sind schwere Vorwürfe gegen die Sozialbehörde erhoben worden. „Der Allgemeine Soziale Dienst ist nicht arbeitsfähig. Wir brauchen Sofortmaßnahmen“, sagte Matthias Stein, Leiter des ASD im Bezirk Eimsbüttel. Die Sozialbehörde führe immer mehr Projekte für die ASD-Mitarbeiter ein, ohne für ausreichend Personal zu sorgen, beklagte Stein. Der Sozialpädagoge forderte einen „radikalen Kurswechsel“.

Die Jugendamtsmitarbeiter müssten wieder in die Lage versetzt werden, mit den betroffenen Familien in Kontakt zu kommen, was wegen der Fülle der Aufgaben nicht möglich sei. „Es kann nicht sein, dass Lehrer, Amtsvormünder oder Träger mehr Kontakt mit unseren Klienten haben als wir.“ Er selbst habe mit Sozialsenator Detlef Scheele und seinem Staatsrat Jan Pörksen (beide SPD) gesprochen. „Ich habe aber keine Antwort bekommen.“

Zum konkreten Fall des dreijährigen Mädchens, das im vergangenen Dezember an den Folgen eines Leberrisses gestorben ist, wollte sich der Sozialpädagoge aus Datenschutzgründen öffentlich nicht äußern. Stein beantwortete dagegen Fragen der Abgeordneten, die sich auf die Arbeitsbedingungen der ASD-Mitarbeiter bezogen.

So bezeichnete er die noch anstehende komplette Umstellung auf das neue Behörden-Computerprogramm Jus-IT als „Super-GAU“. Es fehle die Zeit, alle Vermerke in das Programm einzuarbeiten. Dies sei viel aufwendiger als die bisherige Praxis, Akten handschriftlich zu bearbeiten. „Das Computer-Programm ist zwar in sich logisch, es passt aber nicht in die Realität des ASD“, so Stein. Es könne nicht fachgerecht angewandt werden.

Die Situation im Jugendamt Eimsbüttel schilderte der ASD-Leiter als schwierig. Die Fluktuation sei „extrem hoch“. In den vergangenen drei Jahren hätten 15 der 17 Mitarbeiter die Abteilung verlassen. Stein schilderte, dass er als Sachbearbeiter zeitweise mehr als 100 Fälle gleichzeitig bearbeitet habe.

Yagmur, die seit ihrer Geburt unter der Obhut mehrerer Jugendämter stand, ist in ihrem Elternhaus jahrelang misshandelt worden. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Mutter Mordanklage erhoben. In der kommenden Woche beginnt der Prozess.