Das Martyrium des Kindes hat Hamburg erschüttert. Das Hamburger Landgericht hat jetzt das Hauptverfahren gegen die Eltern der mutmaßlich zu Tode geprügelten Yagmur eröffnet.
Hamburg. Das kleine Mädchen starb qualvoll, verblutete wegen innerer Verletzungen. Jetzt hat das Hamburger Landgericht das Hauptverfahren gegen die Eltern der mutmaßlich zu Tode geprügelten Yagmur (Yaya, 3), eröffnet.
Der Prozess beginnt am Mittwoch, 11. Juni. Bisher hat die Große Strafkammer 1 unter Vorsitz von Richter Joachim Bülter 22 Verhandlungstage bis zum 25. September anberaumt.
Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft der Mutter vor, Yagmur ermordet zu haben, die Anklagebehörde sieht das Mordmerkmal Grausamkeit erfüllt. Das Kind starb am 18. Dezember an den Folgen eines Leberrisses, sein Körper war mit Hämatomen übersät.
Ob Melek Y., 27, am Ende aber wegen Mordes verurteilt werden kann, ist ungewiss. Zwar bestehe hinreichender Tatverdacht, so die Kammer des Landgerichts in ihrem Eröffnungsbeschluss. Eine entscheidende Rolle spielt dabei, was Melek Y. zu der Tat verleitet haben könnte. Hat sie beabsichtigt, ihr Kind zu ermorden? Dazu das Gericht: „In Bezug auf den Vorwurf des Mordes weist die Strafkammer darauf hin, dass – sollte Mordvorsatz nicht nachzuweisen sein – auch eine Verurteilung wegen Totschlags oder wegen Körperverletzung mit Todesfolge in Betracht kommen könnte.“ Gegen den Vater Hüseyin Y., 25, hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Misshandlung Schutzbefohlener und Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen erhoben. Er galt bis zur überraschenden Wende im April in dem Fall als Hauptverdächtiger. Beide Eltern sitzen in Untersuchungshaft.
Das Martyrium des Kindes hat Hamburg erschüttert. Nach ihrer Geburt war Yagmur zu einer Pflegemutter gekommen, weil die Eltern sich überfordert fühlten. Sie behielten aber das Sorgerecht und hatten Umgang mit dem Kind. Anfang 2013 erstattete der Rechtsmediziner Klaus Püschel Anzeige, nachdem er gravierende Verletzungen bei dem Mädchen festgestellt hatte. Trotzdem kam es zu seinen leiblichen Eltern nach Billstedt.
Yagmur war in der Obhut mehrerer Jugendämter. Derzeit bemüht sich ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss (PUA), den gewaltsamen Tod der Dreieinhalbjährigen aufzuklären. Zuletzt waren dort als Zeugen geladene Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes aus den Bezirken Eimsbüttel, Mitte und Bergedorf sowie eine Kinderärztin befragt worden. Die Ärztin hatte im Juni 2012 mehrere Blutergüsse bei Yagmur festgestellt, jedoch nicht das Jugendamt verständigt.