Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat die erste Anklage gegen zwei Männer aus dem inzwischen geschlossenen Show Center 66 erhoben. Ihnen wird räuberische Erpressung und Betrug vorgeworfen.
Hamburg. Nachdem auf der Hamburger Reeperbahn mehrere Bar-Besucher Opfer von Abzocke wurden, hat die Hamburger Staatsanwaltschaft nun die erste Anklage erhoben. Zwei Männer aus der inzwischen geschlossen Bar „Show Center 66“ werden der räuberischen Erpressung und des Betrugs in sieben Fällen beschuldigt. Einen Gerichtstermin gebe es allerdings noch nicht.
Angeklagt sind der Türsteher vom Show Center 66 und eine Bardame, wie die Staatsanwaltschaft dem Abendblatt bestätigte. In sieben Fällen sollen sie Gäste genötigt haben, überzogene Preise für teilweise gar nicht konsumierte Getränke zu zahlen. In einem Fall sei ein Gast von Türsteher Helge P., 36, am Verlassen des Lokals gehindert worden. Er müsse erst 70 Euro zahlen. „Wenn du nicht zahlst, breche ich dir das Genick“, habe der Türsteher gedroht. Gegen ihn hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Nötigung erhoben.
In einem anderen Fall sei ein Gast gezwungen worden, für ein Bier 440 Euro zu zahlen. Bardame Stefanie M., 30, werden sechs Straftaten zur Last gelegt, darunter Betrug und Erpressung. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.
In einem größeren Verfahren wegen Abzocke vor allem in der Barracuda Bar und der Bar Baby Doll sei man noch nicht so weit, sagte Nana Frombach, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, gegenüber dem NDR. In diesem Großverfahren gehe es um mehr als 200 Anzeigen, in denen insgesamt 40 Personen beschuldigt werden.
Bezirk geht von systematischem Betrug aus
In der Barracuda-Bar und dem Baby Doll sollen regelmäßig Gäste mit überhöhten und verschleierten Getränkepreisen sowie undurchsichtigen Bestellvorgängen und rüden Inkassomethoden über den Tisch gezogen worden sein. Ein 43-jähriger Schwede, der Ende Januar in einem der Etablissements mit sogenannten K.-o.-Tropfen betäubt worden war, schwebte nach Einschätzung der Polizei sogar in Lebensgefahr. Ein Barbesucher hatte den bewusstlosen Mann, der an seinem Erbrochenen zu ersticken drohte, zufällig in einem Nebenraum gefunden und die Polizei alarmiert.
Der Bezirk Mitte hatte den Betreibern der Barracuda Bar und des Baby Doll Ende August die Betriebserlaubnis entzogen.
„Solche Geschäftspraktiken sind nicht nur eine erhebliche Gefahr für die Gäste der Bars, sondern sie machen auch den Vergnügungsstandort St. Pauli kaputt“, sagte Andy Grote (SPD), Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte, dem NDR.