In letzter Sekunde wurde Widerspruch eingereicht. Doch das Bezirksamt-Mitte geht dennoch davon aus, dass „Barracuda-Bar“ und „Baby Doll“ auf der Reeperbahn in den nächsten Tagen dicht machen.

Hamburg. Die zwei Kiez-Clubs, denen eine Reihe von Betrugsfällen und tätlicher Angriffe vorgeworfen werden, haben in letzter Sekunde Widerspruch gegen die drohende Schließung eingereicht. Wie Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) dem Abendblatt bestätigte, haben die Betreiber der Clubs kurz vor Ende der Anhörungsfrist ein zehn Seiten langes Schreiben beim Bezirksamt-Mitte eingereicht. Der Bezirk werde den Widerspruch nun gründlich prüfen, Grote geht dennoch davon aus, dass die Etablissements zügig, möglichst innerhalb von Tagen geschlossen werden. Die Liste der Vorwürfe sei nämlich von ähnlicher Länge.

Mit seinem Vorgehen geht der Bezirk ein „gewisses rechtliches Risiko ein“, so Grote. „Ich denke aber, dass wir gewinnen werden und dass wir das diesen Weg gehen müssen, um die Clubs endlich schließen zu können“, sagte Grote. Das Problem: Bisher steht Aussage gegen Aussage. Noch hat es keine Verurteilung der Kiez-Club-Betreiber gegeben, die die Betrugsfälle eindeutig belegen. Das ist auch das Argument der Betreiber in dem Widerspruch. Darin heißt es sinngemäß, dass die Anschuldigungen des Bezirks nicht der Wahrheit entsprechen würden. Es habe sich in allen vorgebrachten Fällen um Gäste gehandelt, die ihre Rechnung nicht hätten bezahlen wollen. In einem solchen Fall sei es den Betreibern erlaubt, die Gäste festzuhalten, bis die Polizei eintrifft.

In der „Barracuda-Bar“ und dem „Baby Doll“ sollen regelmäßig Gäste mit überhöhten und verschleierten Getränkepreisen sowie undurchsichtigen Bestellvorgängen und rüden Inkassomethoden über den Tisch gezogen worden sein. Zahlreiche Strafanzeigen wurden erstattet.

Die bevorstehende Schließung der beiden Clubs geht unter anderem auf den Fall eines 43-jährigen Schweden zurück. Der Mann war Ende Januar in einem Etablissement an der Reeperbahn mit sogenannten K.-o.-Tropfen betäubt worden. Ein weiterer Besucher der Bar hatte den mit Erbrochenem und Kot verschmutzen und bewusstlosen Mann nur durch Zufall in der Nacht in einem Nebenraum entdeckt und die Polizei informiert.

Der 43-Jährige war laut einer Polizeisprecherin in Lebensgefahr, hätte an seinem Erbrochenen ersticken können. Die von seinem Konto abgebuchte Rechnung des Abends, von dem er wohl nur einen kleinen Teil miterlebt hatte, belief sich auf 7969 Euro. Demnach soll er mehrere Flaschen Champagner und Haussekt konsumiert haben.

„Uns liegen Schilderungen von Gästen vor, die wir für durchaus glaubwürdig halten. Dem gegenüber stehen die Aussagen der Betreiber“, so Grote. Der Bezirksamtsleiter rechnet damit, dass die Betreiber kurz nach der Schließungsverfügung des Bezirks einen Eilantrag stellen werden und dann eine Entscheidung vom Verwaltungsgericht gefällt werden muss.

Das Bezirksamt-Mitte plant, neben der „Barracuda-Bar“ und dem „Baby Doll“, in naher Zukunft drei weitere Bars auf dem Kiez zu schließen.