Stadt verkauft Grundstücke am Strandkai an eine Stiftung, Immobilienfirmen, und Baugenossenschaften. Geplant sind Gastronomie, Einzelhandel und ein „KinderKulturHaus“.
HafenCity. Das Grundstück neben der Deutschlandzentrale von Unilever und der Luxuswohnanlage Marco Polo Tower gehörte zu den begehrtesten Baufeldern in der Hansestadt. Lange Zeit lag das Filetstück in bester HafenCity-Lage brach. Jetzt ist die 14.070 Quadratmeter große Fläche an der Spitze des Strandkais nach Abendblatt-Informationen an zwei Bietergemeinschaften vergeben worden. Die städtische Kommission für Bodenordnung (KfB) hat der Anhandgabe bereits zugestimmt.
Das Gelände wurde in drei Flächen aufgeteilt, es soll insgesamt ein Kaufpreis von rund 45, 4 Millionen Euro netto geboten worden sein. Im Spätherbst wird ein Architektenwettbewerb folgen. Es sollen nach Abendblatt-Informationen mehr als 500 Wohnungen, Einzelhandel, Gastronomie und ein KinderKulturHaus entstehen. Auch eine Dauerausstellung ist im Gespräch.
Den Zuschlag für das rund 3860 Quadratmeter große „Baufeld 55“ haben die Deutsche Immobilien AG und die gemeinnützige Lawaetz-Stiftung erhalten. Die „Baufelder 56 und 57“ gingen an die Aug. Prien Immobilien und die Hansa Baugenossenschaft sowie die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bergedorf Bille eG und den Bauverein der Elbgemeinden eG.
Die mehr als 500 Wohneinheiten sollen eine Mischung aus Eigentums- und Mietwohnungen sein. Außerdem ist ein preisgedämpfter Mietwohnungsbau mit Nettokaltmieten um zwölf Euro pro Quadratmeter vorgesehen. Einen geförderten Wohnungsbau wird es nicht geben.
Es ist eine siebengeschossige Bebauung geplant, außerdem zwei Gebäude mit Türmen, die wie der benachbarte Marco Polo Tower rund 55 Meter in die Höhe ragen sollen – hier werden die höherpreisigen Wohnungen entstehen.
An der Spitze des Strandkais soll auf rund 800 Quadratmetern ein KinderKulturHaus entstehen. Bauherr ist die Lawaetz-Stiftung. Als Träger wurde das Kl!ck Kindermuseum ausgewählt, zuvor hatten die HafenCity GmbH und die Kulturbehörde eine Ausschreibung gemacht. Auch eine „publikumswirksame Nutzung“ der Flächen soll es geben: Eine Dauerausstellung „Märchenwelten – Das Vermächtnis der Brüder Grimm“ auf 4000 Quadratmetern inklusive Gastronomie und themenorientierten Verkaufsflächen haben die Investoren für das „Baufeld 55“ in ihrem Konzept vorgeschlagen. Als weitere Option wurde das „Spieleland“-Projekt der Verlagsgruppe Oettinger genannt, die für Kinder eine Mischung aus Museum, Science Center und Spielplatz bauen will.
Die Fläche am Strandkai direkt am Wasser und schräg gegenüber der Elbphilharmonie gelegen, war bereits im Januar 2011 von der HafenCity Hamburg GmbH ausgeschrieben worden. Das Interesse war groß: Nach Abendblatt-Informationen beteiligten sich 14 Investoren, außerdem drei Baugemeinschaften.
Es folgten langwierige Verhandlungsrunden, bis sich die HafenCity GmbH schließlich für die beiden Bietergemeinschaften entschieden hat. Bereits vor Monaten erhielten die anderen Interessenten eine Absage. Die Vergabe der Fläche steht bei der HafenCity GmbH unter größter Geheimhaltung. Auf Anfrage wollte sich Sprecherin Susanne Bühler zu dem Grundstücksdeal nicht äußern, weil die Anhandgaben der städtischen Grundstücke noch nicht unterzeichnet seien.
Auch die Investoren und die Baugenossenschaften hatte die Hafen City GmbH gebeten, zu den Bauvorhaben keine detaillierte Stellungnahme abzugeben. So bestätigte Quentin Sharp, Vorstand der Deutschen Immobilien AG, lediglich die Anhandgabe des Grundstücks und sagte: „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Konsortialpartnern, diese Fläche in Spitzenlage zu entwickeln.“
Für Jan Petersen, Geschäftsführer der Aug. Prien Gruppe, steht fest: „Es ist für jeden Investor eine besondere Herausforderung, ein Filetgrundstück wie dieses zu entwickeln.“ Petersen sagte weiter: „Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit drei Baugenossenschaften aus der Hansestadt das Vorhaben realisieren und es so eine Hamburger Lösung gibt.“
Dass die nun vergebene Fläche ein absolutes Spitzengrundstück ist, bestätigen auch Immobilienexperten wie Andreas Wende. Der Geschäftsführer und Leiter Investment Deutschland der Savills Immobilien Beratungs-GmbH sagte: „Die Bauten, die hier entstehen, werden stadtbildprägend sein, und auf vielen Fotos, Karten, Veröffentlichungen markant dargestellt werden.“ Wer hier ein Büro, eine Wohnung oder idealerweise beides kombiniere, könne sicher sein, auch in Jahrzehnten noch eine nachhaltige, weiterhin interessante und attraktive Lage besitzen, sagte Wende weiter.