Zu Semesterbeginn wird es eng auf dem Wohnungsmarkt. Studenten, die keine Bleibe finden, können notfalls in einer Turnhalle unterkommen.
Am Montag beginnt das Wintersemester an den Hamburger Unis. Und pünktlich zum Semesterbeginn ist auch der Andrang von Studenten, die neu nach Hamburg kommen und eine Bleibe suchen, wieder groß. Bezahlbarer Wohnraum in der Stadt ist knapp. So knapp, dass das Studierendenwerk in einer Turnhalle im Gustav-Radbruch-Haus in Borgfelde eine „Notunterkunft” für Studenten eingerichtet hat, die keine andere Unterkunft finden. Da, wo sich normalerweise die Bewohner des Wohnheims bei Kampfsport, Gymnastik und Ballspielen austoben, können wohnungssuchende Studenten derzeit zwischen Mattenstapeln und Tischtennisplatte kostenlos auf grauen Rollbetten übernachten. Alternativ stehen im Gustav-Radbruch-Haus auch sogenannte „Last Minute-Zimmer” zur Verfügung, die für maximal acht Tage für 15 Euro pro Nacht gemietet werden können.
In einem der „Last Minute-Zimmer“ im Gustav-Radbruch-Haus wohnt seit etwa einer Woche der 19-jährige Clemens aus Dresden. Er wird an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) Malerei studieren und sucht schon seit mehr als zwei Monaten eine Bleibe in Hamburg.
Ein kleines Bett, ein Tisch, ein Schrank – das „Last Minute-Zimmer” ist einfach möbliert und ziemlich klein. Doch für Clemens, der bisher erfolglos von Dresden aus über das Internet nach einem WG-Zimmer gesucht hat, ist es eine gute Lösung. „Wenn man persönlich zu Besichtigungen gehen kann, ist das schon mal ein klarer Vorteil“, meint der 19-Jährige. Hohe Ansprüche hat er nicht: „Ich suche ein Zimmer, das nicht kleiner als zehn Quadratmeter und möglichst zentral gelegen ist. Im Grunde bin ich für alles offen.“
„Die Wohnungssitutation hat sich dieses Jahr erneut verschärft”, sagt Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks. Die Warteliste für ein Zimmer in einer der 22 Studentenwohnanlagen sei rund 10 Prozent länger als 2011. „Durch die doppelten Abiturjahrgänge und den Wegfall der Wehrpflicht haben sich an der Uni deutlich mehr junge Menschen beworben”, begründet Allemeyer die gestiegene Nachfrage. Verschärft werde die Situation dadurch, dass der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen in Hamburg in letzter Zeit stark zurückgegangen sei. „ Trotzdem soll kein Student auf der Straße schlafen müssen”, sagt Allemeyer, „deswegen machen wir das hier .”
Die „Notfallbetten“ in der Turnhalle seien bisher kaum nachgefragt worden, so Allemeyer. Nur vereinzelt hätte dort jemand übernachtet. Auch die Chancen, eines der neun „Last Minute-Zimmer“ zu bekommen, stünden nicht schlecht. „Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Studierende während der Wohnungssuche bei Bekannten oder in Hostels übernachten oder, wenn möglich, pendeln“, so Allemeyer, der „mehr preisgünstigen Wohnraum für Studierende” in Hamburg fordert. Das durchschnittliche Einkommen eines Hamburger Studenten betrage etwa 850 Euro, da seien Preise von 400 Euro und mehr für ein WG-Zimmer schwer zu schultern.
Um der großen Nachfrage entgegenzukommen, lässt das Studierendenwerk derzeit eine neue Wohnanlage in Hammerbrook bauen, in der ab Mitte Dezember rund 200 Studenten ein Zuhause finden sollen. Und wenn gar nichts anderes mehr geht, stehen bis Ende November auch noch die „Notfallbetten” in der Turnhalle und die „Last Minute-Zimmer” zur Verfügung. Malerei-Student Clemens hofft aber, schon vorher ein WG-Zimmer gefunden zu haben.