Die Hauswächter von Camelot machen sich nach Berlin nun auch in Hamburg breit. An der Ottensener Straße bezogen sie eine alte Chemiefabrik.

Hamburg. Für das leerstehende Bosig-Chemiewerk an der Ottensener Straße 20 in Eidelstedt haben sich neue „Zwischenmieter” gefunden. Das 15.000 Quadratmeter große Gelände steht künftig rund um die Uhr unter dem Schutz von sechs Hauswächtern der Camelot Deutschland GmbH.

Das Prinzip dieser ”legalen Hausbesetzung” ist einfach: Sechs Hauswächter, alle im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, zahlen monatlich 175 Euro an Camelot – eine für Hamburg sehr günstige Miete. Dafür dürfen sie ihr Quartier in dem leerstehenden Verwaltungsgebäude aufschlagen. „Dort gibt es mittlere und kleine Büroräume. Die Hauswächter bringen ihr Bett, ihren Tisch und einen Schrank mit und richten sich kreativ ein”, erklärt Dirk Rahn, Geschäftsstellenleiter der Camelot Deutschland GmbH in Hamburg.

Aufgaben der Wächter sind regelmäßige Rundgänge, bei denen sie auf mögliche Schäden, Diebstahl, Vandalismus oder illegales Müllabladen achten. Außerdem halten sie das Gebäude instand, sorgen für Sauberkeit oder entfernen Graffiti. ”Ansonsten sorgen sie mit ihrer Präsenz für Sicherheit”, so Rahn. Ziel sei es, das Gebäude bewohnt aussehen zu lassen und gleichzeitig für den Zeitraum des Leerstands zu nutzen. Auf dem Gelände stehen auch fünf Produktionshallen der alten Hamburger Fabrik, diese sind allerdings nicht bewohnbar.

Bewerber findet Camelot Deutschland genügend. „Da in Hamburg im Moment Tausende Wohnungen fehlen, konnten wir aus einer Vielzahl von Bewerbern schöpfen und uns letztendlich für die geeignetsten entscheiden”, so der Geschäftsführer. Die sechs Hauswächter für das ehemalige Chemiewerk Bosig kämen alle aus Hamburg oder dem naheliegenden Umland. „Das Chemiewerk besitzt eine lange Tradition in der Herstellung von chemischen Substanzen für die Farbmittelindustrie. Wir sind ungemein stolz darauf, mit unseren sechs Hauswächtern zum Schutz der Liegenschaft beitragen zu können”, sagt Rahn.

Die Idee zur Hauswächter-Nutzung in Hamburg kam laut Camelot von der Bosig GmbH selbst. „Sie wollen, dass das Werk erhalten bleibt, bis es verkauft wird” so Rahn. Seit September sei die Arbeit in der Fabrik eingestellt. „Unser Angebot ist sehr viel günstiger als ein Wachdienst, der drei Mal am Tag vorbeifährt und nachts kontrolliert”, so Rahn.

Das Konzept von Camelot scheint aufzugehen. In Berlin-Lichtenberg sorgten sich Hauswächter erfolgreich um ein ehemaliges Kinderkrankenhaus, in Berlin-Wittenau kümmerten sie sich um eine französische Schule. Auch Mehrfamilienhäuser in Schleswig-Holstein, Essen und Mönchengladbach stünden unter dem Schutz der Camelot.