Hamburg. Im nächsten Prozess um die Krawalle während des G20-Gipfels in Hamburg sagte der 20-jährige Angeklagte, er habe sich mitreißen lassen.

Politisches Interesse? Fehlanzeige. Es ist wohl eher die Neugier gewesen, die Yannik M. am G20-Wochenende in den Schanzenpark und dann zur Roten Flora treibt. So stellt es der 20-Jährige zumindest im Prozess vor dem Amtsgericht dar, wo er sich unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchter gefährlicher Körperverletzung verantworten muss.

Laut Anklage warf der angetrunkene und mit einem schwarzen Schal maskierte 20-Jährige als Teil einer Gruppe von etwa 15 gewaltbereiten Personen „gezielt und mit Schwung“ vier Glasflaschen auf Polizeibeamte in Schutzausrüstung. Zwei davon trafen demnach. Nach jedem Treffer soll der junge Mann gejubelt und sich mit einem Bekannten abgeklatscht haben, bevor er sich wieder in die Gruppe zurückzog. Ferner wird dem Hamburger vorgeworfen, im September 2016 im Rahmen einer Auseinandersetzung auf einen am Boden liegenden Mann eingetreten zu haben.

Durch "Alkohol und Adrenalin" mitreißen lassen

Er habe sich mit Freunden im Schanzenpark getroffen, um „da zu trinken“, erzählt der Angeklagte zum Prozessauftakt. Da habe er mitgekriegt, dass in der Nähe eine Demo ist. „Wir sind da hin, um das anzugucken.“ Dort habe er den „schwarzen Block“ gesehen, aus dem heraus Flaschen auf Polizeibeamte geschmissen wurden. Auch aus einer Menge von Zuschauern, zu der er sich gestellt hatte, seien Flaschen geworfen worden. „Es war jedenfalls keine liebevolle Stimmung.“ Wahrscheinlich habe er sich, „bedingt durch Alkohol und Adrenalin, da mitreißen lassen“.

Zwei Flaschen habe er selber geworfen, es könnten auch vier gewesen sein, räumt Yannik M. auf Nachfrage ein. Er habe die Polizeibeamten wirklich treffen wollen, sagt der Angeklagte, der die Tat heute als „dumme Idee“ bezeichnet. Dass er sich mit seinem Bekannten abgeklatscht hat, erinnere er nicht. „Es ist aber möglich.“

Mittlerweile habe er darüber nachgedacht, „was für eine Scheiße ich da gebaut habe“. Er sei damals davon ausgegangen, dass er die Polizisten „nicht wirklich verletzen kann, dass die Schutzkleidung das aushält“. Er hege „keinen direkten Hass gegenüber der Polizei“, formuliert der Hamburger. Ob er denn mal darüber nachgedacht habe, dass „in der Schutzkleidung ein Mensch steckt, der verletzt werden kann?“, will die Vorsitzende wissen. Damals habe er das nicht überlegt. „Aber heute finde ich das Scheiße, weil ich vielleicht jemanden verletzt habe, der das wohl nicht vergessen wird.“ Der Prozess wird fortgesetzt.