Hamburg. Merkels Ehemann Joachim Sauer plant das Partner-Programm – und hat für Melania Trump und Co. eine Überraschung.
Eine Hafenrundfahrt gehört beim Hamburg-Besuch natürlich zum Pflichtprogramm. Und auch eine Rathausbesichtigung steht immer hoch im Kurs. Klar, dass beide Unternehmungen auch auf der To-do-Liste von Joachim Sauer stehen, der als Ehemann von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Programm für die Gattinen und Gatten der G20-Teilnehmer zusammenstellt. Am Freitagmittag schippert die Gruppe über die Elbe, am Tag darauf wird sie von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) durchs Rathaus geführt.
Und dann steht da noch ein Besuch in der Bundesstraße auf dem Programm. Bundesstraße? Da gibt es das Kaifu-Bad, das Zoologische Museum und das Geomatikum. Aber das Ziel der G20-Gäste befindet sich – auch wenn das offiziell niemand bestätigen mag – an der Bundesstraße 45a: beim architektonisch eindrucksvollen, teils mit Edelstahl ummantelten Deutschen Klimarechenzentrum.
Vortrag über den Klimawandel
Hier wird die hochrangige Gruppe sich nicht nur das futuristisch anmutende Innere des Gebäudes ansehen, sondern auch einen Vortrag über den Klimawandel hören. Nun sind die Partner der Staatschefs zwar nicht verpflichtet, an dem Besuchsprogramm auch teilzunehmen. Aber die Vorstellung, dass Melania Trump klimawandeltechnisch auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht wird, während ihr Gatte einsam auf dem Gipfel seine den Wandel leugnende Position verteidigen muss, hat einen gewissen Charme. Das wird sich wohl auch Joachim Sauer, Professor für Quantenchemie, gedacht haben.
Tatsächlich erstellt das Klimarechenzentrum zwar keine Klimaprognosen. Hier wird vielmehr mit 70 Mitarbeitern die Rechnerleistung und Speicherkapazität bereitgestellt, mit der Wissenschaftler in Deutschland das Klimasystem simulieren und untersuchen. Die errechneten Daten werden zunächst auf einem 54 Petabyte großen Festplattensystem, einem der größten der Welt, gespeichert und ausgewertet.
Hohen Besuch will niemand offiziell bestätigen
Die wichtigsten Daten werden dann archiviert und Forschern weltweit zur Verfügung gestellt. Im roboterbetriebenen Magnetbandarchiv sind heute etwa 58 Petabyte Modellergebnisse gespeichert, was der Speicherkapazität von 50.000 gut ausgestatteten Laptops entspricht. Jedes Jahr kommen etwa zehn Petabyte durch neue Berechnungen gewonnene Daten dazu. Ausgelegt ist der Speicherplatz für bis zu 500 Petabyte.
Dass hoher Besuch ins Haus steht, mag man in dem zur Universität Hamburg gehörenden Rechenzentrum nicht bestätigen. „Ich kann mich dazu nicht äußern“, sagt Sprecher Michael Böttinger. „Der Besuch der Gruppe wäre aber im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit eine gute Gelegenheit, unsere Arbeit und unseren Beitrag zur Ermöglichung der Klimaforschung vorzustellen.“ Nach Abendblatt-Informationen soll Geschäftsführer Thomas Ludwig den Vortrag vor der Gruppe rund um Joachim Sauer halten. Dabei wird der Professor für Informatik von Hamburger Klimaexperten unterstützt.
Was der Superrechner „Mistral“ alles kann
Das Thema interessiert auch weltweit operierende Medien. So will der US-Nachrichtensender CNN vom Besuch im Klimarechenzentrum live berichten. „Wir sind noch in der Absprache“, sagte Producerin Claudia Otto aus dem Berliner CNN-Büro dem Abendblatt. „Wir haben viele verschiedene Teams zum Gipfel in Hamburg und werden unsere Satelliten-Wagen an vielen verschiedenen Stellen für die Liveberichterstattung positionieren.“
Für Sauer ist es das dritte Partnertreffen
Joachim Sauer hat übrigens schon Routine im Organisieren von Partnerprogrammen. Beim G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm zeigte er zum Beispiel Nicolas Sarkozys damaliger Ehefrau Cecilia die Backsteinbauten in der Hansestadt Wismar, die prächtige weiße Burg Schlitz in der Mecklenburgischen Schweiz und lud ins Max-Planck-Institut für demografische Forschung nach Rostock ein.
Während beim G7-Treffen vor zwei Jahren die Kanzlerin und ihre politischen Partner auf Schloss Elmau tagten, unternahm ihr Gatte mit einigen der Begleiterinnen eine Kutschfahrt durch die oberbayerische Landschaft rund um Garmisch-Partenkirchen.
Wird Chemieprofessor Sauer auch dieses Mal der einzige Herr unter lauter Frauen sein? Auch bei dieser Frage hüllt sich das Bundespresseamt noch in Schweigen. Vielleicht steht ihm zumindest Philip May, Gatte der britischen Premierministerin Theresa May, zur Seite.
Und sehr wahrscheinlich gibt es ein Wiedersehen mit Brigitte Macron, Sophie Grégoire Trudeau, Akie Abe, Emanuela Gentiloni und eben Melania Trump. Mit den Damen aus den USA, Frankreich, Kanada, Japan und Italien hat er schon im Mai beim Partnerprogramm während des G7-Gipfels in Taormina auf Sizilien einen schönen Tag verbracht. Und dagegen spricht ja auch in Hamburg nichts.
G20-Gipfel kurz erklärt: