Hamburg. Kaufhäuser verbarrikadieren sich, Geschäfte engagieren Sicherheitsdienste, andere bleiben geschlossen – auch in der HafenCity.

Karstadt ist bereits dabei, seine Schaufenster zu verrammeln. Die Galeria Kaufhof wird dem Beispiel in den nächsten Tagen folgen. Aus Angst vor Vandalismus während des G20-Gipfels setzen die Geschäfte in der Innenstadt erste bauliche Sicherheitsmaßnahmen um. „Wir finden es richtig, diese Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Kunden zu treffen“, sagt Kaufhof-Sprecherin Anna-Sophia Lasos.

Ob sich weitere Kaufhäuser verbarrikadieren, steht noch nicht fest. Ebenso wie Karstadt und Kaufhof wird aber fast überall zwischen dem 6. und dem 9. Juli zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt. Außerdem würden die Mitarbeiter für den Ernstfall geschult, heißt es unter anderem von H&M und Saturn. „Darüber hinaus wollen wir die Entwicklungen in der G20-Woche genau beobachten, um unsere Entscheidungen gegebenenfalls anpassen zu können“, so eine H&M-Sprecherin.

Viele Händler schließen früher

Was die Händler eigentlich erwarte, wisse keiner so genau, sagt City Managerin Brigitte Engler. „Dieses historisch einmalige Ereignis kann niemand einschätzen.“ Die Händler verließen sich weitgehend auf die Aussage der Innenbehörde, wonach die Innenstadt erreichbar sei. Allerdings würden viele die Mitarbeiterzahl reduzieren. Zudem hätten sich die meisten Geschäftsinhaber entschieden, an den G20-Tagen früher zu schließen. „Kernöffnungszeit ist von 10 bis 18 Uhr“, so Engler. In dieser Zeit etwa haben Anson’s und Peek & Cloppenburg geöffnet, das Alsterhaus will nach jetzigem Stand erst um 20 Uhr schließen.

Doch nicht alle Läden haben geöffnet. Das Levantehaus ist vom 6. bis zum 9. Juli komplett geschlossen, weil der russische Präsident im Park Hyatt Hotel übernachtet. Das Modegeschäft Unger bleibe vom 3. bis zum 8. Juli „wegen Umbaus, aber auch wegen G20“ geschlossen, so eine Mitarbeiterin. Danny Kruse von der Goldhandlung Pro Aurum schließt sein Geschäft am 6. und 7. Juli. „Ich bin sicher, dass keine Kunden kommen werden“, so der Filialleiter.

Die Büros und Läden in der Kleinen Johannisstraße 3 bis 9 werden rund um die Uhr bewacht. Wie die Hausverwaltung den Mietern mitteilte, könnten die Wachleute Mitarbeiter und Besucher stichprobenartig kontrollieren, um so Unberechtigte am Betreten der Gebäude zu hindern. Galerist Daniel Goodwin glaubt nicht, dass man sich in dieser Hinsicht Sorgen machen muss. Er fragt sich vielmehr, ob es sich lohnt, überhaupt zu öffnen. „Ich werde Freitag sehen, was los ist. Kommt niemand, bleibt meine Galerie Sonnabend geschlossen.“

Christoph Haug wird seine Praxis am Rathausmarkt ab Donnerstagmittag schließen. „Die Patienten sind verunsichert und wollen nicht in die Stadt fahren“, sagt der Hautarzt. Das Mammographie-Screening-Zentrum an der Mönckebergstraße bleibt am 6. und 7. Juli geschlossen wie auch die Rechtsanwaltskanzlei Appelt & Hadenfeldt, die den Betrieb mit einer Sekretären im Homeoffice und einem Stand-by-Anwalt aufrechterhält. Das Notariat Mönckebergstraße dagegen will wie gewohnt öffnen und rechnet mit ruhigen Tagen.

Schanzenviertel im Fokus

Ruhig dürfte es auch am Kaiserkai werden. Der wird zwar nur am Freitag zur Sperrzone, viele Geschäfte bleiben aber am 7. und am 8. Juli geschlossen. „Wir wissen ja nicht, ob überhaupt Kunden kommen“, sagt Detlef Lüth, der seinen Hamburg-Artikel-Shop 53 Grad am Sonnabend vielleicht wieder öffnen will.

Weniger ruhig dürfte es dagegen im Schanzenviertel werden. Katharina Roedelius vom Einrichtungsladen Lokaldesign geht davon aus, dass die Demo am Donnerstag jene, die sie im Dezember 2013 miterlebt hat, weit übertrifft. „Damals waren wir vier Stunden im Laden eingeschlossen, während draußen die Demo gewalttätige Ausmaße annahm, die ich außerhalb des Fernsehens nie für möglich gehalten hätte.“ Sie werde ihren Laden schon von Mittwoch an schließen, was große Umsatzeinbußen bedeute. „Olaf Scholz hat sich unter den Ladeninhabern nicht beliebt gemacht“, so Katharina Walter von Findeling, einem Netzwerk für kleine Läden.

Viele Touristen haben storniert

Auf der Alster rechnen die Bootsverleihe mit einem weitgehend normalen Betrieb. Das habe die Polizei so vermittelt. „Wir sollen nur darauf achten, an wen wir unsere Boote vermieten“, heißt es aus der Segelschule Pieper. Rund um die Alster erwartet Edgar Dias, Betriebsleiter von Hamburg City Tours, allerdings „eine Katastrophe“. „Es werden so viele Bereiche gesperrt sein, dass wir unsere Sightseeing-Touren am 7. und 8. Juli nicht anbieten können.“ Er hoffe, dass die Touristen zumindest die Schiffe auf der Elbe erreichen könnten. Viele hätten aber auch schon storniert.

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