Hamburg. Der erfolgreiche Gastronom Falk Hocquél backt nun große Brötchen. Er ist auf Expansionskurs und will weitere Lokale eröffnen.

Es sieht trostlos aus. Wer durch das Tor an der Straße Hochrad den Jenischpark in Flottbek betritt, den empfängt ein für diesen Elbpark trauriges Bild. Die Gewächshäuser liegen brach. Das einst so beliebte Kiosk-Café Ralphs ist geschlossen. Während die einen von hoffnungsloser Tristesse sprechen, sieht ein anderer darin eine große Chance. Falk Hocquél hat ein Auge auf den Standort geworfen und bereits ein Konzept, wie er diese Ecke aus seinem Dornröschenschlaf erwecken könnte. Falk Hocquél hat schon so einiges angepackt und zum Erfolg gebracht, den ihm so viele zuvor nicht zugetraut hätten.

Der Theaterregisseur und Schauspieler betreibt seit Jahrzehnten mit Partnern zahlreiche Szenekneipen und Kulturhäuser in Hamburg, Berlin und Leipzig. Darunter sind heute noch: die Trinkhalle im Stadtpark, das Kulturhaus 73 in der Schanze, das Café der Berliner Schaubühne, das vju im Energiebunker Wilhelmsburg und die Pony-Bar am Uni-Campus. Zudem organisierte er mit seinen Partnern zig Veranstaltungen in der Hansestadt, darunter auch das Festival „Kaltstart“, das sich zum größten Nachwuchsfestival für Schauspieler im deutschsprachigen Raum mauserte.

Weiteres Schmidtchen in Altona?

Hocquéls neuestes Projekt hat allerdings nichts mehr mit der Kultur- und Theaterszene zu tun. Seit drei Jahren ist der Hamburger Chef der Konditorei und Bäckerei Schmidt & Schmidtchen, zu der mittlerweile vier Cafés gehören. Ein weiteres soll noch in diesem Jahr in Ahrensburg eröffnen. Zudem will der Unternehmer im kommenden Jahr an zwei weiteren Standorten die selbst produzierten Waren anbieten. Für die großen Pläne zieht nun auch die Bäckerei vom Hauptsitz an der Großen Elbstraße in größere Räume auf St. Pauli. In zwei Jahren soll sie dann in einem Barmbeker Neubau samt weiterem Café endgültig ihren Platz finden. Allein im Bezirk Altona gibt es laut Hocquél drei Optionen, wo bald ein weiteres Schmidtchen eröffnen könnte. Eine davon ist der Jenischpark. Das Konzept steht bereits.

Ausschreibung für Ende dieses Jahres geplant

Mit dem geplanten neuen Bargheer-Museum, das im ehemaligen Gartenbauamt im Jenischpark entstehen wird, geht auch der Abriss des Kiosks und eines Teils der Gewächshäuser einher. Für das sich ans Museum anschließende Areal, wo ebenfalls ein Gewächshaus steht, ist ein Cafébetrieb vorgesehen. Einst hatten die Betreiber von Ralphs Interesse bekundet, doch nun haben sie sich überraschend zurückgezogen. „Einem alteingesessenen Gastronomen hätte ich keine Konkurrenz gemacht“, sagt Hocquél, der häufig im Jenischpark mit seinen beiden Kindern unterwegs ist. Nun sieht es anders aus.

Hocquél hat bereits zusammen mit seinem Architekten Walter Gebhardt erste Pläne zu Papier gebracht. Die Idee ist es, das Gewächshaus aus den 1950er- Jahren zu erhalten und nicht durch einen Neubau zu ersetzen. Das Café könnte 60 bis 80 Plätze umfassen. Denkbar, aber nicht zwingend erforderlich wäre auch ein Abendbetrieb. Laut Abendblatt-Informationen ist Hocquél aber nicht der einzige Interessent. Weitere sind bereits beim Bezirksamt Altona vorstellig geworden. Darunter ist ein Vorschlag für ein weiteres kleines Museum mit Cafébetrieb. Ob es am Ende weitere Kunst oder doch mehr Café gibt, wird das Ergebnis einer Ausschreibung des Bezirksamts Altona für den Gastronomiebetrieb zeigen. Die ist für Ende dieses Jahres geplant. Hocquél sieht dem gelassen entgegen. Vielleicht liegt es daran, dass er noch an anderen Projekten arbeitet.

Lühmanns wollen in Ruhe den Richtigen finden

So ist Hocquél auch in intensivem Gespräch mit Monika und Uwe Lühmann von der gleichnamigen Teestube. Seit 1988 betreiben sie die Gastronomie in Blankenese. Nun suchen sie einen Nachfolger für das bekannte Lokal. „Noch ist nichts entschieden“, sagt Monika Lühmann. Das Paar will in Ruhe den Richtigen finden, der sein Lebenswerk weiterführt. Nach einem Abendblatt-Bericht hätten sich noch zahlreiche Interessenten gemeldet, etwa 20 sind es jetzt. Für Lühmanns stehen deshalb viele Gesprächstermine an. Anfang kommenden Jahres wollen sie die Teestube dann abgeben.

„Wir wollen und werden auf jeden Fall ein Café in Blankenese eröffnen – auch wenn es mit der Teestube nicht klappt“, betont Hocquél. Grund für den Expansionswunsch ist laut dem Unternehmer, dass zum einen die bisherigen Cafés gut nachgefragt sind. Zudem kann er sich mit mehr Filialen die eigene Produktion besser leisten, in die er viel investiert. Denn er will wirklich alles selbst produzieren – deshalb werden nicht nur die Torten selbst hergestellt, sondern auch Eis und Brot. Seit Kurzem arbeitet hier sogar Hamburgs erster Brotsommelier.

Angefangen hat der ehemalige Schauspieler und Regisseur vor drei Jahren mit der Backstube an der Großen Elbstraße und dem einstigen Café Müller von 1926 am Beseler Platz am Othmarschener Bahnhof. Mit der Eröffnung des Cafés in Ahrensburg steigt die Zahl der Filialen auf fünf, die der Mitarbeiter auf rund 100 an. Tendenz steigend.