Hamburg. Ehepaar sucht Nachfolger für die Blankeneser Institution. Die Lühmanns engagierten sich unter anderem für den Erhalt des Süllbergs.

Lühmanns Teestube ohne die Lühmanns? Für viele Kunden der weit über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus bekannten Gastronomie ist das unvorstellbar. Denn das Blankeneser Ehepaar steht nicht nur mit seinem Namen für das Lokal. Monika und Uwe Lühmann sind mit ihrer Teestube verwachsen, fast so wie mit dem Elbvorort, in dem sie leben. Doch der Entschluss steht fest: Nach 28 Jahren wollen sie ihre Blankeneser Institution in andere Hände übergeben. Da ihre Kinder, die auf Krautsand und in Amsterdam leben, kein Interesse haben, wird nun ein Nachfolger gesucht. Zwei ernsthafte Interessenten gebe es bereits.

Aber bevor ihre Teestube voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres den Besitzer wechselt, wollen sich Lühmanns ganz sicher sein, dass sie ihr Lebenswerk in die richtigen Hände geben. „Diesen Betrieb zu führen birgt eine große Verantwortung. Wir haben sechs fest angestellte Mitarbeiter und noch mal so viele Aushilfen“, sagt Monika Lühmann. Doch vor allem wünscht sich das Paar, dass die Teestube in ihrer Art Blankenese erhalten bleibt.

Denn während es anderswo Caramel macchiato und Pumpkin Spice Latte gibt, findet sich hier „altmodischer Filterkaffee“ auf der Karte, wahlweise im Kännchen. Urig, gemütlich, gediegen – wer sich zwischen antiken Stücken und Mitbringseln der Lühmanns von ihren vielen Reisen niederlässt, fühlt sich wie in eine andere Zeit versetzt. Dazu gibt es ein Stück von den selbst gebackenen Torten, für die das Restaurant bekannt ist. Das Paar erschuf mit seiner Idee einer Teestube, die es liebvoll einrichtete und mit viel Herzblut betreibt, an der Blankeneser Landstraße 29 einen besonderen Treffpunkt in dem Elbvorort. Überhaupt prägten die Lühmanns, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in mehren Initiativen engagierten, ihren Heimatort.

„Es hat höllisch viel Kraft gekostet“, erinnert sich Monika Lühmann an die 70er-Jahre. Als Gründerin einer Bürgerinitiative kämpfte sie verbissen gegen einen Baulöwen und für den Erhalt eines Gebäudeensembles an der Blankeneser Bahnhofstraße. Es war eine Zeit, in der die damalige Einzelhandelsverkäuferin Baurecht studierte, Anwälte beschäftigte und immer wieder Verhandlungen und Gespräche führte. Am Ende erwirkte die Bürgerinitiative einen Kompromiss, fünf von sieben Häusern blieben erhalten. Darunter befindet sich die Alte Schmiede, wo heute italienisch gegessen werden kann. Damals schwor sich Monika Lühmann, so etwas nie mehr zu machen.

Das Ehepaar hätte gern ein lebenslanges Frühstücksrecht

Zehn Jahre später war sie wieder im Einsatz. In den 90ern wollte ein Investor das Hotel und Restaurant auf dem Süllberg abreißen. Die geplanten Neubauten sprengten alle Dimensionen, die sich viele Blankeneser vorstellen wollten. Monika Lühmann gehörte dazu. Erneut investierte sie viel Kraft in den Kampf um den Ort, in dem sie lebt, stellte der Bürgerinitiative Erfahrung und Wissen zur Verfügung. Und es gelang, den alten Charme auf dem Süllberg zu bewahren.

Die Blankeneser wissen, dass sie den Lühmanns einiges zu verdanken haben – vor allem Monika Lühmann, der „Johanna vom Süllberg“, wie sie im Buch über bewegende Blankeneser Frauen genannt wird. Dazu gehört eben auch die Teestube, die für viele Kunden zum zweiten Wohnzimmer geworden ist. Auch für zahlreiche illustre Gäste aus den Elbvororten. Welche prominenten Hamburger hier regelmäßig ihren Tee schlürfen? Da schweigt das Paar. Nur so viel verrät Monika Lühmann: „Karl Lagerfeld hat mir mal die Hand geküsst.“ Und Otto Waalkes habe sie einmal einen Witz erzählt.

Die 76-Jährige und ihr 79 Jahre alter Mann sind jeden Tag in der Teestube anzutreffen. Das Paar lebt in einer Wohnung direkt darüber. Das soll so bleiben. Auch ihr Bed & Breakfast wollen sie weiter betreiben. In die Arbeit ihres Nachfolgers wollen sie sich aber nicht einmischen. „Wir würden uns aber gern ein lebenslanges Frühstücksrecht einräumen lassen“, sagt Uwe Lühmann.

Monika Lühmann hat ihren Schwur übrigens schon wieder gebrochen. Sie engagiert sich jetzt in einer Bürgerinitiative für eine Fähranbindung von den St. Pauli-Landungsbrücken nach Blankenese. „Zum Schluss wollte ich einmal nicht gegen, sondern für etwas sein“, sagt sie. „Aber das ist auch nicht ein­facher.“ Laut Lühmann scheiterte ein sehr vielversprechender Versuch einer Reederei, eine private Linie zu etablieren, an einer Genehmigung für das Anlegen an den Landungsbrücken.