In gemütlicher Runde bei Hamburgs besten Kuchenbäckern zu sitzen – das ist eine schöne Art, sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen.

Konditor Matthias
Max in seinem Laden
„Herr Max“ am
Schulterblatt, in dem
Senioren und Szenevolk
aufeinandertreffen
Konditor Matthias Max in seinem Laden „Herr Max“ am Schulterblatt, in dem Senioren und Szenevolk aufeinandertreffen © HA | Michael Rauhe

Herr Max

Kuchen zu essen in einem ehemaligen Milchgeschäft von 1905, in dem sich Omis genauso treffen wie der typische Schanzenschick und sich jeder willkommen fühlt, das hat was. Das dachte sich auch Konditor Matthias Max, als er den Laden mit den alten Kacheln an den Wänden zum ersten Mal sah. „Der Laden sieht von innen aus wie eine Hochzeitstorte von außen.“ Alles ist in Cremeweiß gehalten im Shabby Chic, also ein wenig großmütterlich. Gemütlich. Im vorderen Bereich ist das Café, hinter dem Tresen mit den Kuchen, Torten, Tartes und Scones die Backstube. Zugucken ist erlaubt. Und was dort gebacken wird, nennt sich dann kanadischer Käsekuchen oder Mohnmousse, Rhabarber-Erdbeer-Baiser oder Blaubeergrieß und kostet jeweils 3,50 bis 3,70 Euro.

Natürlich wechselt das Angebot. Herr Max experimentiert gern mit Kräutern, daher gibt es hier auch die Kirsch-Rosmarin-Tarte – ein Klassiker des Hauses. Das Stück Mandel-Nuss-Kuchen mit „5-Spice-Gewürz“ und Cassis mit einer goldenen Marzipankugel ist fast zu schön zum Essen. Und das Stück hat es in sich. Obwohl es so lecker ist, ist es auch kompakt, und ein kleiner Rest bleibt auf dem Teller zurück. Kein Platz mehr im Magen! Auch das Café hat sich mittlerweile gut gefüllt, sodass die Scheiben schon beschlagen. Aber wer will auch schon allein in einem Café sitzen? Die Bank an der Wand ist ohnehin zu groß für einen allein, andere Gäste setzen sich dazu und schon kommt man ins Gespräch. (gen)
Herr Max, Schulterblatt 12, täglich 10–21 Uhr, Tel. 69 21 99 51, www.herrmax.de

Himbeerkuchen mit Baiser in
Wohnzimmeratmosphäre
Himbeerkuchen mit Baiser in Wohnzimmeratmosphäre © HA | Friederike Ulrich

Näscherei

Ein – gar nicht mehr so geheimer – Geheimtipp ist die Näscherei auf der Uhlenhorst. Gemütlich wie in einem Wohnzimmer ist es in dem Souterrain-Café an der Papenhuder Straße, nur ein paar Meter von der Außenalster entfernt. Allerdings ist es wegen des hohen Wohlfühlfaktors oft auch ziemlich voll, sodass eine Reservierung gerade am Wochenende empfehlenswert ist.

Die beiden Chefinnen legen den Fokus auf Blechkuchen, den sie in etwa zehn Variationen anbieten. Es gibt unter anderem Kirsch-Marzipan mit Mandelsplitter, Rhabarberbaiser, Himbeerkuchen mit Streuseln oder Baiser und Butterkuchen auf Rührteigbasis mit karamelisierten Mandeln. Bei den runden Formen ist der Schokokuchen mit gemahlenen Mandeln und 70-prozentiger Schokolade der Liebling der Gäste. Die Preise liegen zwischen 2,60 und 2,90 Euro pro Stück. (fru)
Näscherei, Papenhuder Straße 30, Öffnungszeiten: Di bis Sa 9 18 Uhr, So 10 18 Uhr, Tel. 22 69 35 35 .

Die Schwarzwälder Kirschtorte im
Wiener Kaffeehaus Die Villa
Die Schwarzwälder Kirschtorte im Wiener Kaffeehaus Die Villa © HA | Axel Ritscher

Die Villa

„Die Villa – Ihr Wiener Kaffeehaus“ ist ein Wallfahrtsort. Im restaurierten Volksdorfer Landsitz des 1967 verblichenen Hans von Ohlendorff gibt es Kuchen und Torten, für die sich selbst ungeduldige Menschen lange anstellen. Sacher, Schwarzwälder Kirsch, Linzer Torte, Apfel- oder Topfenstrudel, Engardiner Apfel, Mousseau- Chocolate-Torte ... Die Liste ist lang und hat sich herumgesprochen. Die Volksdorfer konkurrieren besonders am Wochenende auch mit „Auswärtigen“, wie der Wiener wohl sagen würde, um die besten Plätze am Kuchenbuffet.

Die Räume sind historisch, das Gestühl neu und bequem, das cremeund braunfarbene Ambiente gediegen und betont konservativ. Die Getränke sind etwas teurer, die Kuchen für die Qualität preiswert. Gemeines Backwerk kann nicht ansatzweise mithalten mit den Kreationen der Villa. Auch der Mittagstisch kann sich sehen lassen – im Sommer sogar draußen. (axö)
Die Villa, Im Alten Dorfe 28, Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr. Mittagstisch Mo bis Fr, 12–14 Uhr

Köstliche Kuchen: Silke Schlesselmann
im Café Von der Motte
Köstliche Kuchen: Silke Schlesselmann im Café Von der Motte © Peter Wenig | Peter Wenig

Von der Motte

Beginnen wir, so viele Zeilen müssen sein, mit einer Warnung. Wer einmal den London Cheese Cake oder die Präsidenten Tarte im Café Von der Motte genießen durfte, ist für Backwerk großer Ketten verloren. Zugegeben, die Stücke sind mit Preisen zwischen 2,70 und vier Euro nicht ganz billig, aber jeden verdammten Cent wert; sie machen schlicht süchtig.

Besitzerin Silke Schlesselmann ist zum Glück eine faire Dealerin, sie verkauft sogar ein hauseigenes Rezeptbuch. Wer ihr nacheifert, erkennt zweierlei: Hier wird noch mit ordentlich Butter, Schokolade, Sahne und Eiern gebacken (Kalorienzählen wurde schon immer überschätzt) – und so perfekt wie die Profis kriegt man es dann doch nicht hin. Egal, in dem mit Treibholz vertäfelten Café, nur ein paar Schritte vom Spritzenplatz entfernt, ist es eh gemütlicher als daheim. Und leckere Salate und Sandwiches gibt es auch. (pw)
Von der Motte, Mottenburger Twiete 14, Öffnungszeiten Di und Mi 10–20.30 Uhr, Do bis Sa 10–22 Uhr, So 10–18 Uhr, Tel. 57 24 09 62, www.vondermotte.de

Der Carrottcake im Black Delight macht
Lust auf mehr
Der Carrottcake im Black Delight macht Lust auf mehr © HA | Genevieve Wood

Black Delight

Das Black Delight ist eigentlich für den grandiosen Kaffee aus eigener Rösterei und für Barista- Schulungen bekannt, doch der Kuchen aus der hauseigenen Backstube ist ebenfalls erstklassig. In der Kaffeebar hat der Gast alles im Blick – das Weltgeschehen beim Lesen von Tageszeitungen an dem Holztisch in der Mitte des Raumes, an dem man auf Barhockern mit anderen Gästen zusammensitzt. Oder man hat das Geschehen im Viertel im Blick an den Bistrotischen direkt hinter der Fensterfront.

Dazu kann der Gast die bunten Macarons wählen (für 1,30 Euro das Stück) oder einen Espresso Cheesecake, ein Stück Wiener Kirsch für jeweils drei Euro oder einen glutenfreien Mandelkuchen (1,90 Euro). Beim Test vor Ort war es ein Stück Karottenkuchen mit Nussstücken für drei Euro – das Ganze nicht zu süß. Das verlangt nach einem zweiten Stück! (gen)
Black Delight, Eppendorfer Weg 67, Mo–Fr 8–18 Uhr, Sa–So 10–17 Uhr. Tel. 64 88 00 78, www.blackdelight.de

Leckerer Käsekuchen im Caféhaus
Lange in Rahlstedt
Leckerer Käsekuchen im Caféhaus Lange in Rahlstedt © HA | Axel Ritscher

Caféhaus Lange

Wer zu spät kommt, den bestraft der Appetit der anderen. Um 17 Uhr ist selbst der gut vier Meter lange Tresen im Caféhaus Lange schon recht leer gegessen. Das macht aber nichts. Bei Langes schmeckt eigentlich alles, und sich hier durch die Kuchenkarte zu arbeiten, dauert Monate. Die preisgekrönte Lübecker Nusstorte überzeugt genauso wie die Obstschnitte, der scheinbar biedere Käsekuchen oder Spezialitäten wie Bauerntorte, rote Johannisbeere mit Baiser oder die Mascarponetörtchen.

Das Beste ist der Kaffee. Vom Chef selbst importiert und geröstet, als Filter- oder Espressokaffee zu haben, ganz bio und bemerkenswert frei von Bitterstoffen. Rund 20 Tische hat das Café, die Einrichtung ist zweckmäßig und glänzt infolge von Gebrauchsspuren eher matt mit 70er-Jahre- Charme. Die Preise sind, gemessen an der Qualität, günstig. „Das Caféhaus“ – der Wolf im Schafspelz. (axö)
Caféhaus Lange, Rahlstedter Straße 68, tgl. 8.30–1 8 Uhr, Mittagstisch 11.30–14.30 Uhr, www.dascafehaus.de

Käse-Kirsch-Kuchen
in Lühmanns
Teestube in Blankenese
Käse-Kirsch-Kuchen in Lühmanns Teestube in Blankenese © HA | Edgar Hasse

Lühmanns

Ein Besuch in „Lühmanns Teestube“, die eigentlich ein Restaurant ist, erinnert an Großmutters Zeiten. Es ist, als sei an der Blankeneser Landstraße die Zeit zwischen all den alten Möbeln, Bildern und Lampen stehen geblieben. Für die romantische Kaffeetafel stehen neben den Sofas momentan mehr als zehn Kuchensorten zur Auswahl. Uwe und Monika Lühmann sind als Kuchenbäcker eine Institution in Blankenese – und das schon seit 1988. Die Wahl für den Test fiel auf einen Käse-Kirsch-Kuchen. Die Früchte überzeugten mit ihrem sanften, fruchtigen Geschmack.

Der Kuchen selbst war nicht mit Süße überladen, sondern von luftiger Konsistenz und hätte mit einem Aufpreis von 1,50 Euro für Sahne gekrönt werden können. Wer einen krossen Kuchenrand mag, wird ihn hier finden. Besonders gefragt sind auch Pflaumen- und Apfelkuchen. Jedes Stück kostet satte fünf Euro. (esh)
Lühmanns Teeststube, Blankeneser Landstraße 29, Mo–Fr 9–23, Sa 9–18, So 10–23 Uhr, www.luehmanns-teestube.de

Fruchtschnitte mit üppigem Blaubeerbelag
im Café Luise
Fruchtschnitte mit üppigem Blaubeerbelag im Café Luise © HA | Ulrich

Café Luise

Café Luise, die kleine Bäckerei – seit 2008 prangt der Schriftzug über der kleinen, in skandinavischem Stil eingerichteten Bäckerei in Fuhlsbüttel. Die gute Stube nebenan gibt es noch nicht ganz so lange. Hier haben Bäckermeister Heiko Fehrs und seine Frau ein schönes Familien-Café eingerichtet, in dem man an weißen Holztischen in gemütlicher Enge den Kuchen genießen kann, den es nebenan auch zum Mitnehmen gibt. In der guten Stube ist jedes Stück 30 Cent teurer, dennoch sind die Preise moderat.

Das Angebot an Kuchen und Torten ist groß: Klassiker sind die Schwarzwälder Kirsch-, die Buchweizen- und die Marzipan-Nuss-Torte (Café-Preis: je 2,90 Euro), ein Verkaufsschlager der Himbeer-Cheesecake mit Keksboden und püriertem Fruchtmark (2,80 Euro). Die Blaubeerschnitte (2,50 Euro) punktet mit einer üppigen Fruchtschicht und einem Boden aus Hefe-Mürbeteig. Jeder Kuchen ist ein süßes Highlight des Tages. (fru) Café Luise, Erdkamspweg 12, täglich 9–18 Uhr, Tel. 52 98 57 17, www.cafe-luise-baeckerei.de

Der Klassiker in der Konditorei Lindtner
ist die Maharani-Torte
Der Klassiker in der Konditorei Lindtner ist die Maharani-Torte © HA | Ulrich Gaßdorf

Lindtner

Holzvertäfelte Wände und Kronleuchter: Wer die Konditorei Lindtner betritt, der begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Hier wird dem Gast klassische Kaffeehausatmosphäre geboten, wie sie in Hamburg kaum noch zu finden ist. Diese Institution, die weit über die Grenzen des Stadtteils bekannt ist, gibt es seit 76 Jahren. Hier kennt man sich, es gibt viele Stammgäste.

Das Personal ist sehr höflich. Allerdings kann die Bedienung dem Gast auch nicht die Qual der Wahl abnehmen, wenn es um die reichhaltige Kuchenauswahl geht: Ein Klassiker ist die Maharani-Torte – die Hauptzutat ist Schoko-Mousse – oder auch die Lübecker Marzipantorte. Berühmt ist das Café für seinen Baumkuchen. Alles wird in der eigenen Backstube hergestellt, auch die Kekse und Pralinen. Täglich wird eine Frühstückskarte angeboten, und am Wochenende gibt es ein Buffet. (ug)
Konditorei Lindtner, Eppendorfer Landstraße 88, Mo–Sa 8.30–1 9.30 Uhr, So 10–19 Uhr, Telefon: 040/480 60 00, www.konditoreilindtner.de

Der Kuchen im Café Deike ist
selbst gebacken
Der Kuchen im Café Deike ist selbst gebacken © HA | Oliver Schirg

Café Deike

Eigentlich ist der Ort für das Betreiben eines Cafés denkbar ungeeignet. Mitten in Eimsbüttel, an der Lutterothstraße, Ecke Lastropsweg, gibt es fast nie freie Parkplätze. Deshalb ist das Café Deike auf Laufkundschaft angewiesen. Vielleicht bekommt man deshalb auch schon zur Mittagszeit Kaffee und Kuchen, obwohl in der Speiskarte das Angebot erst ab 14 Uhr offeriert wird. Das Café ist im Stile eines Landhauses gehalten und sieht ein wenig wie eine Wohnstube aus. Das Mobiliar könnte unterschiedlicher kaum sein.

Tische und Stühle stehen zudem so eng beieinander, dass vertrauliche Gespräche kaum möglich sind. Dafür ist die Atmosphäre familiär. Auch wer allein sitzt, fühlt sich aufgenommen. Der Kuchen ist selbst gebacken und bezahlbar, die Auswahl allerdings begrenzt. Der Apfelstreuselkuchen mit Sahne kostet 3,80 Euro, der Cappuccino Grande 3,70 Euro. (os)
Café Deike, Lutterothstraße 5, Mo–Fr 8–23 Uhr, Sa/So 10–23 Uhr, Tel. 39 87 79 20

Feine Beerentarte gibt es bei Par Ici
auch außer Haus
Feine Beerentarte gibt es bei Par Ici auch außer Haus © HA | Insa Gall

Par Ici

Einen Kurzausflug ins Lebensgefühl Frankreichs bietet das „Par Ici“ von Agnès Brinker. Das Café an der Maria-Louisen-Straße backt Tartes vom Feinsten und hat sich in kurzer Zeit zum Treffpunkt in Winterhude entwickelt. Am Morgen machen frisch gebackene Baguettes, Croissants und Brioches sowie dampfender Café au Lait in der Bol das Frühstück zum stilechten Petit Déjeuner (ab 4,90 Euro) in gemütlicher Bistro-Atmosphäre. Mittags gibt es herzhafte Tartes (7,50 Euro). Wer es machen will wie ein Franzose, nimmt ein Glas Wein dazu (Formule Tarte & Vin 10,80 Euro).

Ein Gedicht sind aber besonders die süßen Kuchen wie Beerentarte, Tarte au Citron oder Tarte au Chocolat (Stück 3,40 Euro), die die Konditoren laufend frisch zubereiten. C´est si bon! Neu zum Team dazugestoßen ist Konditorin Julia Otto, die ihre Ausbildung in Karlheinz Hausers Sterne-Restaurant am Süllberg absolvierte. (inga)
Par Ici, MariaLouisenStraße 1. Di–Sa 9.30 bis 17 Uhr, So 10 bis 17 Uhr, www.parici.de