Hamburg. Zwei bekannte Hamburger Straßen werden von der kommenden Woche an völlig neugestaltet. Beide bekommen mehr Platz für Fahrräder.

Zu einem Lichterfest hatten die Geschäftsleute der Waitzstraße am Donnerstagabend geladen. Bei Kerzenschein wurde geshoppt, gegessen, getrunken und gefeiert. Dabei ist den Gewerbetreibenden gerade gar nicht so sehr nach Feiern zumute. Denn der geplante Umbau der Einkaufstraße in der Nähe des Othmarschener Bahnhofs läuft alles andere als rund.

So soll die Waitzstraße nach dem
Umbau aussehen
So soll die Waitzstraße nach dem Umbau aussehen © Schoppe Argus Schlotfeldt

Erst vor vier Wochen hatte Bezirksamtsleiterin Liane Melzer die neue Fahrradabstellanlage am angrenzenden Jeppweg feierlich eingeweiht. Darin sollen 90 Räder teilweise übereinander Platz finden – so die Theorie. Praktisch flattern kurze Zeit später rot-weiße Absperrbänder an den Halterungen. „Es gab Probleme mit der konfliktfreien Anfahrbarkeit und Nutzung dieser, zumindest für den Bezirk Altona neuen Art einer Fahrradabstellanlage“, so Martin Roehl, Sprecher des Bezirks. Unbekannte hatten, insbesondere bei Dunkelheit, die oberen Abstellvorrichtungen herausgezogen. Das erwies sich als gefährliches Hindernis für Fußgänger und Radfahrer. Eine neue Straßenlampe soll die Situation erhellen.

Unter Strom steht auch der mit dem Umbauprojekt beauftragte Ingenieur Frank Haartje. Nachdem Stromnetz Hamburg sehr kurzfristig entschieden habe, die Kabel zu erneuern, mussten alle Pläne umgeworfen werden. „Für den Ablauf ist das eine Katastrophe“, so Haartje. „Die Bauzeit verlängert sich dadurch erheblich.“

Ursprünglich wollte man abschnittsweise arbeiten

Ursprünglich wollte man mit den Arbeiten an der Groß Flottbeker Straße beginnen und sich abschnittsweise vorarbeiten, um die Belastungen für die Gewerbetreibenden so niedrig wie möglich zu halten. Nun wird erst die eine Seite des Fußweges, dann die andere erneuert. „Das bedeutet für die Geschäftstreibenden eine Mehrbelastung“, so Haartje.

Trotz alledem ist für den 10. Oktober ein feierlicher Spatenstich geplant. Dann soll erst einmal mit dem Umbau des Waitzplatzes begonnen werden. Möglich ist dieser Start allerdings nur, weil die Grundstückseigentümer in Vorleistung gehen und die nötigen rund 140.000 Euro für den Umbau vorschießen. Die Hälfte bekommen sie vom Bezirk später zurück. Ursprünglich sollten die Leistungen getrennt ausgeschrieben werden. Doch das kostet mehr Zeit. Dabei hat sich der Baubeginn schon mehrfach verzögert. Deshalb verständigte man sich auf die vereinfachte Variante.

Bei der Waitzstraße handelt es sich um einen Business Improvement District. Das bedeutet, die Grundstückseigentümer stemmen gemeinsam mit der Stadt den Umbau. 650.000 Euro kommen von den Eigentümern, 700.000 von der Stadt. Mit dem Geld soll die Einkaufsstraße, in der es oft zu Unfällen kam, sicherer und schöner werden.

Klosterstern-Umbau mit Weihnachtspause

Während die Waitzstraße eine beliebte Einkaufsmeile am S-Bahnhof Othmarschen ist, handelt es sich beim Klosterstern um einen der großen Verkehrsknotenpunkte Hamburgs in Harvestehude, dessen Umbau zu Beginn dieser Woche ebenfalls startet. Hintergrund: Wegen des barrierefreien Ausbaus der U-Bahn-Station Klosterstern mit einem Fahrstuhl musste auch der Verkehr neu geordnet werden. Die ersten Planungen hatten dabei für erhebliche Anwohnerproteste gesorgt, woraufhin die Behörden einen überarbeiteten Entwurf vorlegten

Die neuen Planungen sehen vor, den bislang zweispurigen Fahrbahnring am Klosterstern nur noch einspurig um die Grünfläche im Innern zu führen, allerdings biete die Fahrbahn künftig mit 5,5 Metern Breite weiterhin Platz zum Überholen. Der Radweg, der jetzt "protected bike lane" (geschützte Radspur) genannt wird, soll ebenfalls auf die Fahrbahn verlegt werden – auf ein drei Zentimeter erhöhtes, zwei Meter breites Spurniveau. Die Zahl der Parkplätze im Innern des Kreisverkehrs soll von 90 auf 37 sinken. Bäume müssen laut Planung nicht gefällt werden – auch nicht an der Rothenbaumchaussee und dem Eppendorfer Bau.

Gerade am Eppendorfer Baum hatten Geschäftsleute moniert, dass der geplante Wegfall von Parkplätzen und die künftig einspurige Kreiseleinfahrt weniger Kunden und Stau nach sich ziehen. Dem halten die Planer entgegen, dass laut Erhebungen nur 25 Prozent der Kunden mit dem Auto anreisen würden, zudem bleibe die Parkplatzzahl auch nach dem Umbau mit 40 nahezu identisch.

Der Umbau soll voraussichtlich Ende 2017 abgeschlossen sein, während der Adventszeit ab Ende November planen die Behörden eine Unterbrechung der Arbeiten.