Gross Flottbek . Erneut rauscht ein Autofahrer in ein Restaurant – doch der geplante Umbau mit schützenden Pollern verzögert sich.

Das libanesische Restaurant Hala öffnet erst gegen 12 Uhr. Zum Glück. Denn es war morgens, als eine 83-Jährige vergangene Woche beim Ausparken den Rückwärts- mit dem Vorwärtsgang verwechselte. Ihr PS-starker Mercedes SUV schoss nach vorne und durchbrach die Fensterscheibe des Restaurants am Beselerplatz, der Verlängerung der Waitzstraße.

Erste Reaktion von Geschäftstreibenden und Anwohnern: Nicht schon wieder! Denn es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass Kunden in der Einkaufsstraße am Othmarscher Bahnhof den Ladenbesitzern auf diese Weise näher kommen. So parkten die Fahrer ihre Autos schon mal in einer Reinigung, im Modegeschäft, beim Optiker, in einer Weinhandlung oder in einem Blumenladen, im Februar vergangenen Jahres rauschte eine 77-Jährige mit ihrem BMW sogar in eine Bankfiliale.

Woran es hakt? An einer Informationsveranstaltung

Wie es zu dieser Häufung im Stadtteil kommt, darüber könnte man einige Thesen aufstellen – baulich betrachtet kann man nur feststellen, dass der Abstand zwischen den Parkplätzen und den Geschäften sehr gering ist. Sind Gaspedal und Bremse, Rückwärts- und Vorwärtsgang erst einmal verwechselt, hindert die frontal vor den Läden geparkten Autos nichts an ihrem möglichen Durchbruch. Das sollte sich längst ändern: Pläne gibt es bereits, auch das nötige Geld für die Finanzierung des Umbaus liegt bereit, die betroffenen Unternehmer und Grundstücksbesitzer ziehen mit. Trotzdem läuft es nicht rund. Der Umbau lässt länger als geplant auf sich warten. Woran es hakt? An einer Informationsveranstaltung.

Hinter den Kulissen ringen Politik und Bezirksverwaltung um die nötige Form der Öffentlichkeitsbeteiligung. Während der Bezirk auf Infoveranstaltungen des Bürgervereins im Januar 2015 verweist, pocht die Politik auf die vor Monaten beschlossene umfassende Beteiligung. Klar ist: Ohne die Bürgerbeteiligung gibt es von der Politik kein grünes Licht für die weitere Planung und den Bauauftakt in diesem Jahr.

So sehen Pläne für eine sichere Waitzstraße aus
So sehen Pläne für eine sichere Waitzstraße aus © Schoppe Argus Schlotfeldt | Schoppe Argus Schlotfeldt

„Es gibt bereits jetzt Verzögerungen“, sagt Veronika Glaab-Post. Die Betreiberin eines Spielzeuggeschäfts ist Chefin der Interessengemeinschaft Waitzstraße. Zudem sitzt sie im Lenkungsausschuss des Business Improvement Districts (BID). Denn dazu wurde die „Waitze“ auserkoren.

Das bedeutet, dass in diesem Quartier Grundstückseigentümer und Gewerbetreibende gemeinsam mit der Stadt die Standortqualität verbessern wollen und dafür einen Beitrag zahlen. Insgesamt fließen von den Eigentümern der angrenzenden 34 Grundstücke 645.000 Euro in den Umbautopf. Vom Bezirk kommen 700.000 Euro. Damit sollen die Parkplätze, die quer zur Straße ausgerichtet sind, verlängert und verbreitert sowie eine Abgrenzung zum Fußweg und zu den Geschäften errichtet werden. Zudem sind neue Bänke, Fahrradständer und Laternen sowie ein Umbau der Kreuzungen geplant.

Ursprünglich sollte es im Juni losgehen. Glaab-Post hofft nun auf einen Baubeginn noch im August, damit sich in diesem Jahr überhaupt etwas tut. Denn rechtzeitig zum Weihnachts­geschäft werden die Arbeiten, wie mit den Geschäftsbetreibern vereinbart, ruhen. Voraussetzung für einen Beginn im August ist, dass es jetzt rundläuft. Einer, der daran seine Zweifel hat, ist der CDU-Bezirkspolitiker Tim Schmuckall. Er habe seit Dezember immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die nötige Bürgerbeteiligung ausstehe. Bis heute hat es sie nicht gegeben. „Das ist sehr ärgerlich“, sagt Schmuckall, der die Zustände im Bezirksamt Altona kritisiert. „Es kann doch nicht sein, dass man nicht in der Lage ist, die Beschlüsse umzusetzen.“ Der erneute Unfall zeige doch, wie dringend nötig der Umbau sei.

„Es ist ein Wunder, dass bislang nichts Schlimmeres geschehen ist“, sagt auch Gunnar Gellersen, Sprecher des BID-Lenkungsausschusses und Grundstückseigentümer an der Waitzstraße. Er erlebte vor vier Monaten, wie eine Seniorin unter Medikamenteneinfluss ihren Audi nicht mehr unter Kontrolle hatte, über den Fußweg preschte, ihn selbst knapp verfehlte und dann mehrere Autos rammte.

Doch Hoffnung ist in Sicht: Laut Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer sei immer eine Bürgerbeteiligung geplant gewesen, die es jetzt auch geben werde – am 4. April (Volkshochschule, Waitzstraße 31, Beginn: 18 Uhr). Die Ergebnisse sollen ausgewertet und schnellstmöglich der Politik zur Abstimmung vorgelegt werden. Das Ziel: eine Entscheidung vor der Sommerpause und damit Bauauftakt 2016.