Hamburg. Schon im Capriccio op. 81 Nr. 3 von Mendelssohn ließ das Auryn Quartett aufhorchen, weil es traumwandlerisch zusammenspielte.

Womit kann man sich im Konzert am besten blamieren? Mit dem vermeintlich so leicht zu spielenden Mozart. Gleich danach kommt Schubert. Dessen A-Dur-Rondo ist wie Mozart, nur höher gelegen und unangenehmer zu greifen – aber es soll bitte federleicht klingen.

Davon konnte bei dem Auftritt des Geigers Christian Altenburger im Rahmen des Mendelssohn Festivals im Kleinen Saal der Elbphilharmonie leider keine Rede sein. Altenburger lehrt an der Wiener Musikuniversität, aber sein Schubert-Rondo klang nach einer Aufnahmeprüfung der aussichtslosen Sorte. Einige Läufe vernuschelte er, die rasanten Dreiklangsaufstiege verfehlten gelegentlich ihr Ziel, und das Schlimmste, es fehlte jeder Charme. Verschenkt die frechen Auftakte im Allegroteil, plattgebügelt die kantablen Linien, die nach dezentem Heurigenschwung verlangen.

Traumwandlerisches Zusammenspiel

Das arme Auryn Quartett. Die vier Musiker hatten sich für das Rondo als Begleitcombo zur Verfügung gestellt. Dabei war es doch ihr Abend. Und der zündete sogar noch trotz der bitteren Schubert-Pille. Schon im Capriccio op. 81 Nr. 3 von Mendelssohn ließen die Künstler aufhorchen, weil sie traumwandlerisch zusammenspielten und einander die Stimmen so subtil anreichten, sodass der Klang der einzelnen Ins­trumente zu verschmelzen schien. Daran knüpften sie nach dem Schubert-Desaster mit Mendelssohns Streichquartett f-Moll an.

Kompromisslos expressiv gestalteten sie das Stück von den ersten Attacken in Cello und Bratsche an. Das war nicht der Kuschel-Mendelssohn, als der der Komponist jahrzehntelang verunglimpft wurde. Da ging es ums Ganze, und die Musiker zogen dafür alle Register, entfärbten Pianissimi einem bedrohlich fahlen Klang oder ließen Akzente förmlich aufschreien.

Tempi atmeten und schwangen

Beinahe am meisten berührte die Wahl der Tempi. Die atmeten und schwangen, auch beim Streichsextett G-Dur von Brahms mit Matthias Buchholz an der zweiten Bratsche und Gastgeber Niklas Schmidt am zweiten Cello. Die Interpretation war sympathisch zeitlos. Nichts war zwanghaft originell oder so straff und auf Virtuosität gebürstet, wie das bei jüngeren Ensembles angesagt ist. Ausdruck geht eben auch mit herkömmlichen Mitteln.

Auf die Haltung dahinter kommt es an.