Hamburg. Das Hamburger Konzerthaus ziert bereits Unterarme. Läuft das Motiv dem Anker den Rang ab?

Auf Kaffeebecher, Schokotafeln, Stoffbeutel und Füllfederhalter ist die Elbphilharmonie bereits gedruckt. Doch vielen reicht das nicht. Sie wollen das Konzerthaus für die Ewigkeit – und lassen es sich in die Haut ritzen. Natalie Töppe (35), die im Studio Bub­blegum Art Tattoo in der Beckstraße arbeitet, hat erst kürzlich einer jungen Frau aus Karlsruhe das neue Wahrzeichen der Stadt auf den Unterarm tätowiert. „Sie kam spontan ohne Termin zu uns in den Laden und fragte gezielt nach der Stadt-Silhouette mit Elbphilharmonie als Erinnerung an Hamburg“, erzählt die Tätowiererin.

Etwa 30 Minuten brauchte Natalie Töppe für den Entwurf der circa 15 Zentimeter langen Skyline mit Michel, Fernsehturm und Elbphilharmonie. „Anschließend wird der Entwurf der Kundin oder dem Kunden gezeigt, auf Matritzenpapier übertragen und an die gewünschte Körperstelle gelegt. Dann werden die Dots, also die Punkte, mit der Nadel gesetzt.“

Konzerthaus spannender als Meerjungfrauen

Das sogenannte Dotwork ist eine feine Stilistik, die gerade stark gefragt ist. Durch viele kleine Punkte können Schatten und Tiefen erzeugt werden. Das Ergebnis ist eine sehr nuancierte Darstellung des Motivs oder grafischer Muster, die auf diese Weise wie eine Tapete auf der Haut wirken. Das Tätowieren der Skyline dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Der Preis dafür: um die 140 Euro. „Die Kundin war damit total glücklich“, so die Tattoo-Künstlerin, die einen Raben und eine Krabbe auf der Haut trägt.

Die Elbphilharmonie gehört jetzt zu
Anker, Michel und Möwe
Die Elbphilharmonie gehört jetzt zu Anker, Michel und Möwe © Ralf Plich

Auch Ernst Günter Götz (63) hat schon die Elbphilharmonie auf die Haut gebracht. Der Inhaber der „Ältesten Tätowierstube in Deutschland“, die seit 1946 existiert und seit mehr als 60 Jahren am Hamburger Berg ansässig ist, zeigt ein Foto, auf dem das Konzerthaus mit Michel und Anker zu sehen ist. Götz, der die Stube seit 1984 auf St. Pauli führt, hat natürlich viele Anker, Matrosen und Meerjungfrauen entstehen und gehen sehen.

Deshalb findet er moderne Motive wie das Konzerthaus oder die darum erweiterte Hamburg-Skyline spannender. „Aber am Anker kommt man einfach nicht vorbei“, sagt er. „Und das wird sich auch so schnell nicht ändern.“ Nicht nur Touristen, auch viele Hamburger würden auf diese Weise die Liebe zur Hansestadt und zum Hafen ausdrücken.

Kombination mit einem Mandala

Die Elbphilharmonie als Tattoo-Trend? Micha vom Bubblegum Art
Tattoo ist da skeptischer. „Das Konzerthaus allein wurde bei uns noch nicht bestellt, und wir werben auch nicht offensiv damit. Die Zeiten, in denen sich Kunden aus Katalogen ein Motiv heraussuchen, sind sowieso vorbei. Die meisten haben eine sehr genaue Vorstellung von ihrem Wunsch-Tattoo.“ Generell seien maritime Motive und der Hamburg-Schriftzug sehr beliebt. Selbst befreundete Tätowierer in Österreich würden häufig Möwen, Rettungsreifen und Astra-Herzen stechen. „Ist ja auch logisch – schließlich hat das Tätowieren seine Wurzeln in der Seefahrt.“

Den Dauerbrenner Anker bietet das Studio in vielen Variationen an, zum Beispiel für Frauen in Kombination mit einem Mandala (ein aus Indien stammendes geometrisches Schaubild) oder zusammen mit einem Kettchen. „Wäre ja langweilig, wenn jeder den gleichen Anker tragen würde“, so Micha. Bei den Damen ebenfalls hoch im Kurs stünden kleine Papierboote mit dem Schriftzug „Moin“ sowie Freundschafts-Tattoos. „Zu uns kommen häufig Freundinnen oder Schwestern, die sich dasselbe Motiv als Zeichen der Verbundenheit stechen lassen wollen“, sagt Natalie Töppe.

Hafengurke unter die Haut

Eine Kundin mit Stadt-Silhouette
mit
Elbphilharmonie
Eine Kundin mit Stadt-Silhouette mit Elbphilharmonie © Studio Bubblegum Art Tattoo

Der letzte Schrei, den das Studio im Karolinenviertel anbietet, ist die sogenannte Hafengurke: kleine gurkenähn­liche Figuren, die mal auf einem Hafenpoller sitzen, mal eine Matrosenmütze tragen oder andere witzige Posen einnehmen. „Als Gurke bezeichnet man in der Branche eine misslungene Tätowierung“, erklärt Natalie Töppe den Witz. Das Studio hat daraus ein eigenes Wahrzeichen gemacht. Musikfans bestellen zum Beispiel gern eine Grufti- oder Rock-’n’-Roll-Gurke mit Gitarre. Der fünf bis sieben Zentimeter kleine Scherz hat mit rund 150 Euro seinen Preis. Das Kunstwerk für die Ewigkeit soll ja schließlich keine Gurke werden.

Bubblegum Art Tattoo, Beckstraße 7, 20357 Hamburg, Tel. 040/55 89 93 63,
www.bubblegumart.de, Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr

Älteste Tätowierstube in Deutschland, Hamburger Berg 8, 20359 Hamburg, Tel. 040/31 30 33, www.die-aelteste.de, Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend 12 bis 19 Uhr