Hamburg. Intendant bringt Besuchsgebühr ins Gespräch, um Subventionen zu senken. Kulturbehörde will 2018 darüber entscheiden.
Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter hat eine Eintrittsgebühr für die überwältigend gut besuchte Elbphilharmonie-Plaza ins Gespräch gebracht. Statt der prognostizierten 1,7 Millionen Besucher pro Jahr seien es aktuell mehr als doppelt so viele, hatte Lieben-Seutter der Wochenzeitung „Die Zeit“ gesagt. „Wenn Hamburg dann fünf Euro Eintritt verlangt, hat die Stadt kein Subventionsthema mehr.“ Sie müsste die Elbphilharmonie nicht mehr mitfinanzieren. Zu entscheiden habe das allerdings die Stadt. „Die Frage ist: Wer soll den Betrieb der Elbphilharmonie bezahlen? Alle oder die, die sie besuchen?“
Lieben-Seutter betonte am Dienstag, seine Zitate seien aus dem Kontext gerissen worden. „Momentan ist die Plaza gratis, das ist auch gut so und so gewünscht“, sagte er dem Abendblatt. „Die Stadt hat sich offengehalten, später Eintritt zu verlangen. Macht man das, hat man Geld. Damit kann man Subventionen reduzieren. Aber: Ich bin neutral. Es ist kein Wunsch von mir, kein Vorschlag, das zu ändern. Ich kann mit beidem sehr gut leben.“
Kulturbehörde reagiert verhalten
Er fuhr fort: „Die Elbphilharmonie ist eine wunderbare Location, die Millionen aus der ganzen Welt besuchen wollen. Ich glaube nicht, dass sie sehr betrübt sind, wenn sie ein paar Euro Eintritt bezahlen müssten. Das das alles hier etwas kostet, ist jedem klar. Es ist aber auch eine sehr große und schöne Geste der Stadt, wenn sie sagt: Das ist für alle, besonders für die Hamburger, frei zugänglich.“ Einen Widerspruch zu der von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ausgegebenen Devise von der Elbphilharmonie als „Haus für alle“ sieht Lieben-Seutter nicht: „Ich glaube nicht, dass fünf Euro das ,Haus für alle‘ widerlegen.“ Richtig ist: Von 2019 an könnten Gebühren für den Plaza-Besuch die Einnahmesituation der Stadt deutlich verbessern und die Zuschüsse senken. Die Kulturbehörde reagierte verhalten auf Lieben-Seutters Äußerungen. Sie machte am Dienstag keinen Hehl daraus, dass sie die Gebührendebatte für derzeit unangebracht hält und die zugespitzte Frage des Generalintendanten auch gar nicht beantworten kann. Ausschließen wollte sie den Eintritt aber nicht.
„Für den Betrieb der Plaza gibt es eine eindeutige Regelung“, sagte Behördensprecher Enno Isermann. „Senat und Bürgerschaft haben vor über einem Jahr beschlossen, dass vor allem die Hamburgerinnen und Hamburger bis zum Ende der ersten regulären Saison im Sommer 2018 die Möglichkeit haben sollen, die Plaza kostenlos kennenzulernen.“ Erst dann lägen verlässliche Daten zu Besucherzahlen und Kosten für den Betrieb der Plaza vor. Senat und Bürgerschaft hatten weiter beschlossen, „dass perspektivisch ein kostendeckender Betrieb der Plaza angestrebt wird“, sagte Isermann. „Für die Stadt steht es außer Frage, dass die Plaza insbesondere für die Hamburgerinnen und Hamburger ein offener Ort für alle bleiben muss.“ Eine geringe Gebühr könne aber damit durchaus vereinbart werden. Darüber entscheiden könne man aber erst nach einem Kassensturz Ende 2018.
Die meisten Besucher kommen spontan
Für Vorbucher werden schon jetzt zwei Euro Gebühr fällig. An Betriebskosten für die Plaza hat der Senat bisher zwei Millionen Euro veranschlagt. Seit November 2016 kamen zwei Millionen Besucher. Aber die Zahl der Vorbucher sei geringer ausgefallen als veranschlagt – deutlich unter den geschätzten 50 Prozent. Die meisten Besucher kämen spontan. Es sei auch fast immer möglich, ohne Wartezeit auf die Plaza zu gelangen, sodass von einem vergleichsweise geringen Vorbucher-Anteil auszugehen sei, sagte Isermann. Genaue Zahlen seien jedoch derzeit nicht greifbar. Aber: Die Hoffnung, die Betriebskosten der Plaza aus Vorbuchergebühren decken zu können, könnte enttäuscht werden. Dann sei auch das Nachdenken über Eintrittsgebühren kein Tabu mehr. Dies mache allerdings ohne belastbare Zahlen zu Besuchern und Kosten keinen Sinn. Die bisherigen Beschlüsse des Senats beziehen sich nur auf einen kostendeckenden Betrieb der Plaza.