Hamburg. Für zwei Plätze im mittleren Bereich zahlt man inzwischen schon mal 828 Euro. Und die Internet-Börsen verdienen dabei mächtig mit.

Konzertkarten für die Eröffnungssaison der Elbphilharmonie sind begehrt. Beim Verkaufsstart im Juni haben Hunderte Menschen stundenlang für die ersten Tickets angestanden, zeitweise waren wegen des Ansturms sogar Server ausgefallen. Die enorme Nachfrage ruft nun den Zweitmarkt auf den Plan – und damit auch Händler, die Eintrittskarten massenhaft und zu erhöhten Preisen gewinnbringend verkaufen.

Die Plattform dafür bieten Internet-Börsen, auf denen Besucher ihre Konzertkarten verkaufen können, sollten sie die gebuchte Veranstaltung doch nicht besuchen wollen oder können. Sucht man dort nach Tickets für die Elbphilharmonie, ist das Angebot groß – verdächtig groß. Ungewöhnlich ist insbesondere, dass ausschließlich für bereits ausverkaufte und hochkarätig besetzte Veranstaltungen noch eine große Auswahl vorhanden ist.

Preisdifferenz von mehr als 500 Euro

Teilweise sind pro Konzert noch 40 bis 50 Tickets erhältlich. Dass derart viele Besucher ihre erst kürzlich erworbenen Tickets für Konzerte, die im Mai oder Juni stattfinden, nun wieder loswerden möchten, ist eher unwahrscheinlich.

Offenbar haben sich Privatleute bei Verkaufsstart für die Elbphilharmonie große Kontingente an Tickets für besonders stark nachgefragte Konzerte gesichert, um sie gewinnbringend zu verkaufen, sobald für das Konzert beim Erstanbieter keine Plätze mehr zu haben sind. Der Markt bestimmt den Preis – und der ist im Fall der Elbphilharmonie sehr hoch. Für zwei Tickets, um den Starpianisten Lang Lang in einem mittleren Sitzblock zu hören, steigt der Preis schon mal auf 828,14 Euro. Zum Vergleich: Im Original würden die beiden Karten zusammen 297 Euro kosten. Eine Differenz von mehr als 500 Euro, die der anonyme Verkäufer einkassiert.

Der erste Test: So klingt die Elbphilharmonie

In einem anderen Fall hat ein Käufer etwa vier Karten für ein Konzert unter der Leitung von Thomas Hengelbrock erworben. „Ein Ticket kostete online 34 Euro“, sagt Joachim G. (Name geändert). „Überrascht war ich, als die dann zugeschickten Karten einen Preis von 17,70 Euro je Platz auswiesen“, sagt der Hamburger. Erstaunt sei er zudem über die saftigen weiteren Aufschläge gewesen.

Für Karten, die ursprünglich 17,70 Euro kosten sollten, zahlte Joachim G. 34 Euro - exklusive zahlreicher Aufschläge
Für Karten, die ursprünglich 17,70 Euro kosten sollten, zahlte Joachim G. 34 Euro - exklusive zahlreicher Aufschläge © privat | privat

Horrende Buchungsgebühren

Denn die Internetplattform verdient an dem massenhaften Verkauf der Karten fleißig mit. Zu den 34 Euro zahlte Joachim G. noch eine Buchungsgebühr in Höhe von 9,64 Euro sowie eine Liefergebühr von 3,23 Euro – pro Ticket. Am Ende zahlte G. also inklusive Mehrwertsteuer 194,86 Euro für vier Tickets, die ursprünglich zusammen nur 70,80 Euro gekostet hätten.

„Die genannten Geschäftspraktiken sind nicht in unserem Sinne“, sagt Julia Mahns, Pressesprecherin der Elbphilharmonie. Ein solcher Weiterverkauf sei nach dem Wettbewerbsrecht grundsätzlich aber nicht rechtswidrig. „Selbst wenn der Veranstalter in seinen AGB den Weiterverkauf zu kommerziellen Zwecken untersagen würde, gelten diese immer nur für den Erstkäufer“, führt Mahns aus. „Verkauft dieser das Ticket dann weiter, greifen die AGB nicht mehr.“

Sie empfehle daher, Tickets ausschließlich auf dem Erstmarkt zu kaufen: Entweder direkt beim Veranstalter oder an den Tages- und Abendkassen der Veranstaltungsorte.

Elbphilharmonie – fünf Jahre Bauzeit im Zeitraffer: