Hamburg. Nach Eppendorf und Eimsbüttel haben Eltern auch Fälle in anderen Stadtteilen angezeigt. Die Polizei ermittelt und hat Tipps für Eltern.

Nachdem zwei Fälle von sogenannten Mitschnackern Eltern in Eimsbüttel Anfang November in Angst und Schrecken versetzt hatten, ist nun auch in Lokstedt ein weiterer bekannt geworden. Ein paar Hundert Meter von einer Schule entfernt soll es einen Vorfall gegeben haben: Eltern von Schülern der Grundschule Döhrnstraße warnen sich seit gestern gegenseitig in Chats vor einem Mann, der Kindern aus einem Auto heraus Süßigkeiten anbieten soll.

Die Polizei weiß von dem Fall. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigten die Beamten, dass die Ermittlungen hierzu nun vom zuständigen Landeskriminalamt für Sexualdelikte (LKA 42) geführt würden. Weitere Hintergründe könne man „aus ermittlungstaktischen Gründen“ derzeit allerdings nicht liefern.

Polizei Hamburg ermittelt im Fall eines Mitschnackers in Lokstedt

Anfang November sollen Kinder in Eimsbüttel am Eppendorfer Weg und in der Bismarckstraße angesprochen worden sein. Im aktuellen Fall hat ein Mann nach Abendblatt-Informationen im Bereich Emil-Andresen-Straße einem Jungen Süßigkeiten angeboten. Gegen den Unbekannten im Auto haben die Eltern Anzeige erstattet. Die Schule Döhrnstraße warnt die Eltern in eine Mail, die dem Abendblatt vorliegt. „Leider ist nun auch ein Kind aus unserer Schule von einer fremden Person auf dem Weg von der Schule nach Hause angesprochen und gebeten worden, mitzukommen“, heißt es da. Das Kind habe aber sehr gut reagiert und sei wohlauf zu Hause angekommen.

Der Appell der Schulleitung lautet: „Bitte sensibilisieren Sie Ihre Kinder und besprechen mit ihnen, dass sie laut Stopp rufen und sich schnell entfernen sollen. Möglicherweise können sie sich auch Hilfe bei Passanten holen.“ Die Schule stehe mit der Polizei in direktem Kontakt, heißt es weiter.

Polizei Hamburg nimmt Fälle von Mitschnackern sehr ernst

„Grundsätzlich werden Meldungen über Vorfälle dieser Art von der Polizei sehr ernst genommen“, sagt Laura Wentzien, Pressesprecherin der Polizei Hamburg. Bei jeder Meldung werde intensiv geprüft, ob es bereits in der Vergangenheit ähnlich gelagerte Fälle gegeben habe. „Betonen möchte ich, dass Meldungen zum Phänomen des Kinderansprechens auch dann erfasst werden, selbst wenn die Schwelle zu einer Straftat noch nicht überschritten ist.“, so Wentzien.

Nahezu zeitgleich haben auch in Wilhelmsburg Eltern einen ähnlichen Fall angezeigt. Auch hier ermittle die Polizei, so die Sprecherin. Bislang gebe es hier jedoch nur unkonkrete Erkenntnisse.

Polizei Hamburg warnt Eltern und Kinder vor Mitschnacker – und gibt Tipps

Die Polizei Hamburg versucht durch verschiedene Maßnahmen Eltern und Kinder für das Thema Mitschnacker zu sensibilisieren. So gebe es etwa Präventionsunterrichten in der fünften Klasse. Außerdem haben die Beamten das Konzept „Cop4U“ ins Leben gerufen. Dahinter verbirgt sich ein je Schule fest zugeteilter uniformierter Polizeibeamter, der durch regelmäßige Präsenz eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schule, Schülern und Polizei fördern soll. „Durch das Vertrauensverhältnis soll die Schwelle, sich der Polizei anzuvertrauen, minimiert werden“, erklärt Wentzien,

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Neben der Arbeit an Schulen gibt die Polizei aber auch Tipps für Eltern: So sollten Erziehungsberechtigte mit Kindern über derartige Situationen sprechen, um sie darauf vorzubereiten. Wichtig sei laut Polizei aber hierbei realitätsnahe Rollenspiele zu vermeiden, um nicht unnötig Ängste zu wecken. Auch rät die Polizei: Schultaschen oder Rucksäcke sollten (zumindest äußerlich) nicht den Namen oder die Adresse des Kindes tragen. Täter könnten diese Kenntnis zur Vertrauensbildung nutzen.