Hamburg. Kristian Beckmann sagt, er könne im Gesicht erkennen, welche Potenziale ein Mensch hat und ob er im Leben glücklich ist – oder nicht.
Wer mit sich völlig im Reinen ist, kommt vermutlich nicht auf die Idee, bei ihm vorstellig zu werden. Es seien eher Menschen, die auf der Suche sind, sagt Kristian Beckmann. Der Hamburger arbeitet als sogenannter Gesichtsleser. Das Gesicht lesen, auch Face Reading genannt, wäre eine Jahrtausende alte chinesische Tradition, die in Asien anders als in Europa sehr verbreitet sei. „Es geht darum zu erkennen, welche Potenziale, welche Talente, welche Lebensaufgabe in einem Gesicht geschrieben stehen“, erklärt Beckmann.
In Deutschland sei das Thema noch wenig bekannt, bei Chinesen hingegen gang und gäbe, dass man einmal im Leben zum Gesichtsleser geht. Ratsam sei es, am Anfang des Erwachsenenlebens sein Gesicht lesen zu lassen, sagt Beckmann, um zu erfahren, „was in mir steckt und was ich mit meinem Leben anfangen sollte“. Was dabei herauskommt, kann sehr spannend sein, wie ein Selbstversuch ergeben hat.
Neuer Trend: Ein Hamburger hat sich zum Gesichtsleser ausbilden lassen
Früher hat der Kristian Beckmann als Projekt- und als Qualitätsmanager gearbeitet. „Vor zwei Jahren hat mich meine Frau zum Vortrag des Gesichtslesers Eric Standop mitgenommen“, sagt der 36-Jährige. „Standop hat das Thema in die westliche europäische Welt gebracht.“ Danach habe er sich zwei Bücher des Mannes gekauft und wenig später sein eigenes Gesicht lesen lassen. Das gab ihm den Impuls, sich ausbilden zu lassen, sagt Beckmann.
Seine etwa einjährige Ausbildung mit einer Reihe von Seminaren habe er schließlich bei Anne Fierhauser absolviert, die in ihrem Institut schon viele Menschen ausgebildet habe. Ein anerkannter Beruf sei das Gesichtslesen aber nicht.
Beckmann erklärt seine Tätigkeit folgendermaßen: „Ohne Einsatz eines Computers betrachtet ein Gesichtsleser mehrere Fotos und beurteilt jede Falte, die das Leben dem Betreffenden ins Gesicht eingeprägt hat.“ Daraus könne man auf den Charakter, die Persönlichkeit, die Potenziale, die Seele des Einzelnen schließen. Dafür benutzt er drei Fotos ohne jegliche Mimik des oder der Betreffenden und drei Bilder, auf denen sich die Person gut gefällt.
Gesichter lesen zu lassen, sei „ein Anstoß, es öffnet eine Tür“
Das Gesichtlesen eigne sich für Erwachsene, die mehr über sich und ihre Persönlichkeit erfahren möchten, sagt Beckmann. „Anstatt zur klassischen Psychotherapie zu gehen, wo es doch sehr stark um Probleme geht, bekommt man beim Gesichtslesen eher einen Anstoß. Es öffnet eine Tür. Ich entscheide, ob ich durchgehen möchte oder nicht.“ Aus einem Gesicht könne er Krankheiten lesen, Erlebnisse und Emotionen, er könne Arbeitsweise und Führungsqualitäten erkennen, und auch, ob jemand ein Teamplayer oder Einzelgänger ist.
Bewerbungsprozesse wären viel einfacher, wenn man den Menschen ins Gesicht gucken würde, versichert Beckmann: „Darin kann man sehen, ob jemand, der sich für eine Führungsposition bewirbt, auch wirklich Führungsqualitäten hat oder ob er damit völlig überfordert ist.“ In Österreich und der Schweiz sei es schon etwas üblicher, dass Unternehmen Mitarbeiter, die als interne Coaches oder in Personalabteilungen tätig sind, zu Gesichtslesern ausbilden ließe.
Gesichtsleser Kristian Beckmann: An der Nase kann man viel ablesen
Die Arbeitsweise und Willenskraft eines Menschen könne man beispielsweise an seiner Nase erkennen. „Da gibt es ein ganz tolles Beispiel“, sagt Beckmann, „unsere frühere Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Sie hat als Bundeskanzlerin mit einer sehr langen, großen Nase angefangen. Sie war Einzelkämpferin, sie hat ihren Willen durchgesetzt. Dafür stand auch ihre Nase. Nach den 16 Jahren war ihre Nase halb so lang, weil sie zum Teamplayer geworden ist und ihren eigenen Willen zurückgestellt hat.“
In Deutschland gebe es schätzungsweise etwa 400 ausgebildete Gesichtsleser, sagt Beckmann, „in Hamburg kenne ich noch etwa vier weitere“. Die Kosten für ein Face Reading bei Kristian Beckmann liegen zwischen 449 und 699 Euro. Er bietet Präsenz- und Onlinetermine an. „Dabei erzähle ich der Person alles, was ich vorbereitet habe, das Gespräch dauert etwa 90 bis 120 Minuten.“ Er schicke den Menschen daher immer eine Videoaufzeichnung davon, damit sie das Gehörte besser verarbeiten können.
Gesicht lesen: Für Skeptiker gibt es bei Hamburger ein Sonderangebot
Für Skeptiker biete er auch ein ganz kleines Paket für 89 Euro an. „Da suche ich mir drei bis vier Aspekte raus, die wirklich ins Auge fallen und verschicke dann nur eine Sprachnachricht.“
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Wer das Lesen eines Gesichtes für esoterischen Humbug halte, müsse es für sich ja nicht in Betracht ziehen, sagt Kristian Beckmann. „Es ist freiwillig, ich möchte niemanden davon überzeugen. Wenn man hier in viele Gesichter schaut, kann man allerdings sehen, dass manche Menschen mal nachdenken sollten, mit welchen Themen sie sich beschäftigen und ob sie wirklich glücklich durch die Welt gehen.“