Hamburg. Der unter Denkmalschutz stehende Supermarkt in Lokstedt wurde aufwendig umgebaut. Warum der Laden in Hamburg eine Besonderheit ist.
Mit seinem unattraktiven, von drei riesigen, gelb-blauen Namensschilder dominierten Vorbau wirkte der Edeka-Markt an der Osterfeldstraße in Hamburg lange wenig einladend. Nach seinem Umbau im vergangenen Jahr hat sich sein Erscheinungsbild völlig verändert. Die gelungene denkmalgerechte Revitalisierung wird nun sogar im neuen Jahrbuch der Architektur erscheinen, das zum Jahresende erscheint. Damit befindet sich der Supermarkt in bester Gesellschaft – dort war 2017 beispielsweise die Elbphilharmonie gewürdigt worden.
Freundlich und einladend ist die neue Gestaltung des Edeka Centers Struve in Lokstedt, das einst ein Straßenbahndepot war. Statt kleinteilig und zergliedert präsentiert sich der neue Vorbau mit einer einheitlichen Backsteinfassade, die durch zickzackartige Vor- und Rücksprünge die Geometrie des historischen Sheddaches aufgreift. Dessen spannende Konstruktion, die ihres Längsschnittes wegen auch Sägezahndach genannt wird, lag früher jenseits einer abgehängten Decke und blieb den Kunden damit verborgen.
Edeka in Hamburg: Supermarkt wurde im laufenden Betrieb umgebaut
Diese wurde im laufenden Betrieb entfernt. Um das möglichst störungsarm durchführen zu können, wurde in der bis zu neun Meter hohen Halle eine weitere Zwischendecke eingezogen, über der sich die Arbeiten abspielten. „Unsere Aufgabe bestand darin, die Außendarstellung des Marktes entsprechend seiner Größe zu gestalten und den Innenraum unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz aufzuwerten“, sagt Alexander Ruhnke vom Hamburger Büro pro architekten.
Außerdem wurden sämtliche Wand- und Dachflächen der Bestandshalle energetisch saniert, der Bäcker erhielt eine neue Verkaufsfläche mit angegliedertem Loungebereich, und Vorplatz und Parkbereiche wurden überarbeitet. Am Gebäude wurde bewusst auf farbige Werbeanlagen verzichtet. Stattdessen prangt im Eingangsbereich ein großflächiges Relief des Firmenwappens aus Lichtbeton.
Gute Architektur spielt heute auch bei Hamburger Supermärkten eine Rolle
Dass es ein Supermarkt ins Jahrbuch der Architektur schaffe, sei nicht ungewöhnlich, aber selten, sagt Mitautor Claas Gefroi von der Hamburgischen Architektenkammer, die das Buch alle zwei Jahre herausgibt. „Wir haben keine Scheuklappen auf und wählen bei entsprechend bemerkenswerter Architektur Projekte vom Toilettenhäuschen bis zur Elbphilharmonie aus.“
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Es sei erfreulich, dass mittlerweile gute Architektur immer häufiger auch in Bereichen nachgefragt werde, in denen sie bislang eine eher untergeordnete Rolle spiele – etwa bei Supermärkten. Das finden auch Ruhnke und sein Partner Malte Ossenbrüggen. Gerade hat ihr Büro den Auftrag erhalten, den Umbau eines Edeka Centers in Bramfeld zu begleiten.