Hamburg. Auf die Stars haben am Donnerstag Hunderte von Menschen vor dem Fontenay und dem Side Hotel gewartet. Zurück blieben weinende Kinder.
Auf diese Fußball-Superstars haben die Hamburger gewartet: Um ihre Idole Cristiano Ronaldo und Kylian Mbappé hautnah erleben zu können, sind Fans am Nachmittag in die City gekommen. Vor dem Side-Hotel in Hamburg-Neustadt und vor dem Fontenay in Rotherbaum hofften sie, einen Blick auf die Fußballer werfen zu können. Kurz vor dem „Giganten-Viertelfinale“ der Fußball-Europameisterschaft am Freitag, 5. Juli, im Volksparkstadion in Hamburg, wenn die Portugiesen auf die Franzosen treffen.
Endlich kommen mit der portugiesischen und der französischen Mannschaft Teams mit Weltstars nach Hamburg. Klar, die Niederländer sind die Europameister in Sachen Fanmärschen, und die türkischen Fans haben ebenfalls einen beeindruckenden Marsch über die Reeperbahn hingelegt. Aber wenn Ronaldo und Mbappé in der Stadt sind, ist das noch einmal eine andere Dimension. Besser ist das aber als Fan nicht unbedingt.
EM 2024: Fans bitter enttäuscht – „wenn mich wenigstens jemand angucken würde“
Denn volksnah haben sich die beiden Mannschaften überhaupt nicht gegeben. Nur etwa 50 Fans waren vor das Side Hotel in der Neustadt gekommen, wo die französische Nationalmannschaft untergebracht ist. Eine überschaubare Menge also, die keinen Stress verursacht hat. Es waren Familien, Kinder und hauptsächlich Jugendliche, die die Stars wenigstens kurz sehen wollten.
So wie Abiturient Ben aus Wandsbek, der direkt an der Absperrung vor dem Hotel einen Platz in der ersten Reihe ergattert hatte und mit seinem Handy filmte, sobald ein Superstar das Hotel verließ, um in den Mannschaftsbus zu steigen. Dieser brachte die Spieler zum Training ins Volksparkstadion.
Ein kurzer Blick auf Antoine Griezmann zum Beispiel war drin, auf Adrien Rabiot und Kingsley Coman. Aber die Stars verschwanden schnell im Bus, keine Selfies, keine Autogramme, keine Blicke. „Wenn mich wenigstens jemand von den Fußballern mal angucken würde“, das war der Wunsch von Maksim (13) aus Ottensen und seinem Freund, die auf dem Bordstein gegenüber des Hotels standen.
Kylian Mbappé und Cristiano Ronaldo in Hamburg: Die Polizei war besonders streng
Statt den Kindern zuzulächeln, versteckten sich viele Spieler lieber unter ihren Hoodies, zogen die Kapuzen über die Köpfe. Superstar Kylian Mbappé wurde in einer schwarzen Limousine um kurz nach 16.30 Uhr zum Volksparkstadion chauffiert und war so gut wie gar nicht zu sehen. Das brachte den vierjährigen Kiyan völlig aus der Fassung, der Kleine weinte hemmungslos, so enttäuscht war er von seinem Idol.
Die Polizisten erschienen nicht nur angesichts der überschaubaren Menge an Fans recht viele gewesen zu sein, sie waren auch besonders streng. So berichtet eine Mutter, dass eine Polizistin ihrem Kind drohte, einen Platzverweis zu erteilen. Grund: Es war auf die Fahrbahn getreten.
Obwohl in der Straße Drehbahn kaum Verkehr war, wurde strengstens darauf geachtet, dass keiner der Fans auf die Straße trat. „Warum hat man die Straße nicht abgesperrt, das wäre doch für alle entspannter?“, fragt sich die Mutter.
EM 2024: Trotz „Ronaldo, Ronaldo“-Rufen ließ sich keiner der Spieler blicken
Entspannt war es auch nicht vor dem The Fontenay an der Außenalster in Rotherbaum, dem Mannschaftshotel der Portugiesen. Diese waren um 17 Uhr in Hamburg gelandet und mit dem Mannschaftsbus und Polizeieskorte um 17.54 Uhr am Fontenay angekommen. Mehr als 800 Menschen waren es wohl am späten Nachmittag, die vor dem Hotel hinter den Absperrungen hofften, einen Blick auf Superstar Cristiano Ronaldo und seine Kollegen werfen zu können.
Familie Sousa war aus Pinneberg gekommen. Klar, dass die portugiesische Familie diese Gelegenheit nicht verpassen wollte. Während die 18-jährige Carolina Souza sogar Tickets für das Spiel am Freitag im Volksparkstadion hat, wird sich der Rest der Familie das Spiel im Portugiesenviertel anschauen. „Dort ist einfach die beste Stimmung“, so Mutter Anna.
Als der Bus mit Ronaldo und Co. auf die Hoteleinfahrt fuhr, schrie die Menschenmenge „Ronaldo, Ronaldo!“ im Chor. Doch weder Cristiano Ronaldo noch die anderen Teamkollegen der portugiesischen Nationalmannschaft ließen sich blicken – so gar nicht. Noch nicht einmal mit Kapuze über den Köpfen.
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„Die könnten sich doch wenigstens wie die Royals mal auf den Balkon stellen und winken“, so eine Zuschauerin. Nein, auch die Portugiesen waren total abgeriegelt, hatten keine Zeit für ihre Fans. Diese waren darüber enttäuscht: „Ein Selfie, das wäre toll gewesen, wir dachten Cristiano Ronaldo würde tatsächlich kurz zu den Fans kommen“, so Shabi aus Wandsbek. Er hatte sich diplomatisch in die Nähe vieler Kinder gestellt. „Die Kinder sollten wie ein Magnet sein, der Ronaldo anzieht“, sagt Shabi und lacht.
Seine Taktik ist nicht aufgegangen.