Hamburg. Taper, Fade – ja, was denn jetzt? Experte sagt, woher der Trend kommt und welcher Nationalspieler die Haare am schönsten hat.

Fußballer und deren Frisuren: Darüber, wer auf dem Platz die Haare schön hat, wird nicht erst seit Rudi Völler (lockiger Vokuhila) und David Beckham (blondierter Irokese) mindestens so sehr diskutiert wie über jede vermeintliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Bei der laufenden Fußball-Europameisterschaft, die auch in Hamburg ausgespielt wird, stellt sich der geneigte Zuschauer (und mehr noch die geneigte Zuschauerin!) vor allem folgende haarige Frage: Warum sehen die eigentlich alle gleich aus, also obenrum?

Wer sich ins Abseits manövrieren will, schiebt dann noch hinterher: Ist das noch ein Undercut? Gelbe Karte, natürlich nicht: „Taper“ oder auch „Fade Cut“ wird die Trendfrisur genannt. Und gespielt wird sie in den Varianten low, mid und high. Keine Sorge, wir klären das jetzt mithilfe eines Hamburger Experten (aber ohne Videobeweis) vollständig auf.

EM 2024 – Hamburger Friseur: Frisuren der Fußballstars wollen Tausende haben

Außerdem bewegt uns die Frage: Volltreffer oder Eigentor? Anders: Kann diese Frisur (extrem kurz an den Seiten, das Deckhaar länger) eigentlich jeder tragen? Ein kurzer Blick aufs Mannschaftsfoto der deutschen Nationalelf legt nahe: eher nein.

Doch was meint einer, der sich wirklich auskennt? Friseurmeister Jan-Mark Heuer führt seit 24 Jahren seinen Salon Heuer Style an der Bogenstraße in Eimsbüttel. „Dieser Schnitt, meist nur kurz Taper oder Fade-Cut genannt, ist gerade absolut angesagt. Die Fußballstars sind ja so etwas wie die Litfaßsäulen unserer Zeit. Was sie tragen, machen Tausende nach. Auch auf dem Kopf.“

Der Hamburger Friseurmeister Jan-Mark Heuer in seinem Salon an der Bogenstraße in Eimsbüttel. Er lernte einst das Handwerk in der Hamburger Filiale der britischen Friseur-Ikone Vidal Sassoon („wash & go“).
Der Hamburger Friseurmeister Jan-Mark Heuer in seinem Salon an der Bogenstraße in Eimsbüttel. Er lernte einst das Handwerk in der Hamburger Filiale der britischen Friseur-Ikone Vidal Sassoon („wash & go“). © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

„Fade“ bedeute, übersetzt aus dem Englischen, erst einmal nichts anderes als „Übergang“. „Es ist im Prinzip nur der coolere Ausdruck für das, was früher mal Fasson-Schnitt hieß“, sagt der Eimsbütteler, der seine Ausbildung einst in der Hamburger Filiale der britischen Ikone Vidal Sassoon („wash & go“) begann und bei Ernesto Ernst („ein toller Mentor“) im ABC-Forum beendete.

EM 2024: Aktueller Frisurentrend hat lange Tradition, sagt Hamburger Friseur

Der „Fade-Look“ habe schon eine ziemlich lange Tradition: Denn schon nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg kehrten Soldaten der US-Army mit kurzen Seiten und längerem Deckhaar nach Amerika zurück. Ein Frisurentrend, der jetzt wiederentdeckt wurde. „Momentan, da auch hier in Hamburg Barbershops wie Pilze aus dem Boden schießen, sind Maschinen-Haarschnitte ohnehin sehr in. Das beflügelt diesen Trend noch weiter“, sagt Jan-Mark Heuer.

Und natürlich sind die Fußballprofis in jeder Hinsicht Vorbilder: „Zauberlehrling“ Jamal Musiala trägt zum Beispiel einen sogenannten „Low Taper Fade“ mit kurz angeschnittenem Nacken. Auch am Ober- und Vorderkopf bleibe die Form schmal. Eine Frisur, die sowohl mit glattem als auch mit gewelltem Haar (und damit quasi für jeden mit Haar) umsetzbar sei. „Das findet viele Nachahmer.“

EM 2024 – Hamburger Friseur: Nationalspieler Wirtz hat offenbar sehr guten Friseur

Florian Wirtz, kürzlich erst zumindest von Künstlicher Intelligenz als „attraktivster Spieler der deutschen Nationalelf“ eingestuft, zeigt eine ganz eigene Interpretation des „Burst Fade“ (kurz, jedoch nicht nur um die Ohren, sondern auch im Nacken). Wobei die Frisur des großen Talents vor allem wegen der „starken Stirnkontur“ kontrovers diskutiert wird.

Der attraktivste Spieler der deutschen Nationalmannschaft? Florian Wirtz hat den „Burst Fade“ perfektioniert.
Der attraktivste Spieler der deutschen Nationalmannschaft? Florian Wirtz hat den „Burst Fade“ perfektioniert. © dpa | Federico Gambarini

„Ich finde die Frisur von Florian Wirtz aber absolut gelungen“, sagt Jan-Mark Heuer. „Da war ein Kollege am Werk, der unser Handwerk hervorragend versteht. So gut bekommt man das nur mit viel Fingerspitzengefühl hin.“

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David Raum zeigt einen Fade-Cut, der schon Richtung „Ceasar‘s Cut“ laufe, wie Experten fachsimpeln. Heißt: betonte Linien im Pony-Bereich. Gewöhnungsbedürftig, aber gefragt.

Ronaldo, der vor dem Viertelfinale gegen Frankreich (5. Juli im Volksparkstadion) mit seiner Mannschaft ins Hamburger Luxushotel The Fontenay eincheckt, trägt dagegen einen „Noodle-Cut“. „Es ist ein High Fade, und auf dem Kopf wird dann mit sehr viel Gel gearbeitet, damit Ronaldos festes, dickes Haar auch schön gebündelt bleibt“, erklärt der Hamburger Friseurmeister.

Siuuuuu! Ronaldo trägt einen sogenannten Noodle-Cut.
Siuuuuu! Ronaldo trägt einen sogenannten Noodle-Cut. © AFP | PATRICIA DE MELO MOREIRA

„Insgesamt sind die Frisuren der Fußballstars bei dieser EM jedoch eher harmlos und fast etwas eintönig“, fasst Jan-Mark Heuer zusammen. „Also mit Beckham war auf dem Kopf mehr los.“ Heuers Top-Favorit: „Toni Kroos. Supertyp, fantastischer Spieler und die Haare hat er auch noch schön. Er trägt einen eher konservativen Fade, der richtig gut geschnitten wurde.“