Hamburg. Verein prangert „größte Unfallgefahr“ für Fußgänger an – insbesondere für blinde und sehbehinderte Menschen. Wie die Behörde reagiert.

Eine der schlimmsten Kreuzungen für sehbehinderte Menschen hat der Blinden- und Sehbehindertenverein (BSVH) jetzt in Rotherbaum gekürt. Die bekannte Kreuzung in Hamburg ist für Menschen mit eingeschränkter Sicht oder für Blinde besonders tückisch.

Der Bereich Grindelallee/Rutschbahn/Bogenstraße in Rotherbaum ist laut des Vereins die „schlimmste Kreuzung Hamburgs“, weil Menschen mit Handicap dort einem besonderen Risiko ausgesetzt sind. Hier bestehe „größte Unfallgefahr“ für Fußgänger – insbesondere für blinde und sehbehinderte Menschen, so Melanie Wölwer vom Blinden- und Sehbehindertenverein.

Verkehr Hamburg: Radwege, laute Umgebung und Busspur sind problematisch

Das sind die Gefahren an dieser Kreuzung:

  • Wenn blinde und seheingeschränkte Menschen beim Queren der Kreuzung von der Straße auf den Fußweg gehen, fahren dort gleichzeitig Radfahrer. Sie könnten also leicht vors Fahrrad laufen. Weil die Umgebung so laut ist, seien die heranfahrenden Radler kaum zu hören.
  • Problematisch sei auch die gesonderte Busspur: Die Akustikampeln seien durch den Lärm der Busse kaum hörbar.
  • Darüber hinaus seien die Anforderungsschalter für die Akustikampeln nicht intuitiv auffindbar.
  • Teilweise müssten die Fußgänger in dem Bereich die Straßen diagonal queren. Und das sei für blinde Menschen eine besondere Herausforderung.
  • An dieser Kreuzung treffen unterschiedliche Verkehrsteilnehmer aus verschiedenen Richtungen zusammen. „Das Verkehrsgeschehen ist komplex und das führt zu Problemen“.
Der Bereich Grindelallee/Rutschbahn/Bogenstraße in Rotherbaum ist laut des Vereins die „schlimmste Kreuzung Hamburgs“, weil Menschen mit Handicap dort einem besonderen Risiko ausgesetzt sind.
Der Bereich Grindelallee/Rutschbahn/Bogenstraße in Rotherbaum ist laut des Vereins die „schlimmste Kreuzung Hamburgs“, weil Menschen mit Handicap dort einem besonderen Risiko ausgesetzt sind. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

Gefährliche Kreuzung: Probleme laut Verband „exemplarisch“ für Hamburg

„Diese Probleme und Gefahren sind exemplarisch für die meisten Kreuzungen in Hamburg“, so Melanie Wölwer. Der Blinden- und Sehbehindertenverein fordert generell sichere Querungen mit Ampeln und deutlich erkennbare Querungen auf Radwegen und auf Fußwegen. Genauer: Fahrradwege brauchen demnach eine eigene Ampel oder einen Zebrastreifen, damit sie ebenfalls anhalten müssen, wenn Autofahrer Rot haben.

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Bei der zuständigen Verkehrsbehörde liegen für die Kreuzung an der Grindelallee bislang allerdings keine Hinweise von den Verbänden vor. „Gleichwohl sind diese Hinweise aber für die Nachrüstung von Ampelanlagen oder eine etwaige Optimierung der taktilen Elemente wichtig und wir nehmen sie sehr ernst“, so Sprecher Dennis Krämer.

Verkehr Hamburg: Lautstärke der Akustiksignale an Kreuzung bereits angepasst

Dennoch hat die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) sich umgehend vor Ort ein Bild von der Situation gemacht und die Lautstärke der Akustiksignale an den Ampeln überprüft und angepasst. „Die HHVA prüft zudem einen Austausch der Geräte an der Kreuzung“, so Krämer.

Grundsätzlich könnten neuere Ampelanlagen die Lautstärke der Akustiktöne, je nachdem wie laut die Umgebung ist, automatisch anpassen. „Das dient auch dem Schutz der Anwohnerinnen und den Anwohnern, die beispielsweise nachts so von der flexiblen Steuerung profitieren.“