Hamburg. An diesem Wochenende verlässt das beliebte Geschäft den maroden Flachbau an der Bismarckstraße. Wie es danach weitergeht.

Oleander, Bambus und Lavendel, Rosen, Margeriten, Petunien und Kräuter. Dicht bestückte Metallregale mit Blumen und Grünpflanzen verstecken die baufällige Baracke an der Hoheluftchausse, in der seit 50 Jahren das Blumengeschäft Tonton sitzt. Diesen Anblick werden künftig viele, die hier regelmäßig vorbeikommen, schmerzlich vermissen. Denn das Grundstück wurde verkauft, der Mietvertrag gekündigt. Tonton muss zum 1. Juli raus.

„Es tut uns sehr weh, diesen Standort verlassen zu müssen“, sagt Sadin Arslan, der seit 38 Jahren bei Tonton arbeitet, die vergangenen fünfeinhalb Jahre als Geschäftsführer. Gegründet wurde das weit über Hoheluft in Hamburg bekannte Geschäft von Ahmet Tulun, der noch immer der Chef ist, sich jedoch vor einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat.

Blumenladen Tonton: Hamburger schätzten große Auswahl zum kleinen Preis

Was Tonton so beliebt macht, sind nicht nur die große Auswahl und die günstigen Preise. Es ist auch die familiäre Atmosphäre. Man kennt also die Gesichter der Mitarbeiter, die draußen die Blumen wässern oder morgens und abends die Metallregale mit den Pflanzen in den Hinterhof rollen.

Bislang nutzte Tonton den Pavillon an der Hoheluftchaussee in Hamburg als Lagerfläche. Mohamed Radwan, der neue Geschäftsführer, wird hier ab dem 1. Juli in gewohnter Manier Blumen verkaufen.
Bislang nutzte Tonton den Pavillon an der Hoheluftchaussee in Hamburg als Lagerfläche. Mohamed Radwan, der neue Geschäftsführer, wird hier ab dem 1. Juli in gewohnter Manier Blumen verkaufen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Auch Mohamed Radwan ist seit 33 Jahren hier. Und jetzt kommt die gute Nachricht: Er wird Tonton weiterführen, nur ein paar Schritte entfernt an der Hoheluftchaussee 1. Dort, in einem Pavillon aus den 50er- oder 60er-Jahren, hatte Tonton Lagerräume, direkt neben einem Teegeschäft. „Dort mache ich es genauso schön wie hier“, verspricht Radwan. Die Räumlichkeiten seien genauso groß wie die alten. Es gebe sogar einen Vorteil: Die Fläche vor dem Pavillon ist eingezäunt.. Die Regale müssen also nicht immer hin- und hergeschoben werden.

Vor dem Geschäft in Hoheluft wurde eine Ladezone eingerichtet

Sadin Arslan, der jetzige Geschäftsführer, hört auf. „Es wird uns Selbstständigen wirklich schwer gemacht“, sagt er. Zuletzt hatte eine sogenannte SmaLa – eine Ladezone, auf der sich Lieferanten einbuchen müssen – direkt vor dem Laden sieben Parkplätze vernichtet. „Sie wird kaum genutzt und kostet die Stadt nur Geld“, sagt Arslan. „Aber wehe, wenn mal Kunden kurz dort anhalten. Dann kommt sofort die Polizei.“

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Er weist auf die Aufschrift „Ladezone“, die gleich zweimal hintereinander auf den markierten Bereich gemalt wurde. Und gerade erst mit gelb-schwarzen, erhabenen Plastikmarkierungen aufgerüstet wurde. Von der im Februar vom Bezirksamt Eimsbüttel versprochenen Stellfläche für Räder und Lastenräder, die unmittelbar dahinter entstehen sollte, ist dagegen noch immer nichts zu sehen.

Blumenladen Tonton: Pläne für Grundstück in Hoheluft noch nicht bekannt

Gerne hätte Arslan die Geschäftsführung an seinen Sohn Memet übergeben, der lange im Laden mitgearbeitet hat. Aber auch der habe sich nicht selbständig machen wollen, sagt er bedauernd. Radwan dagegen, der neue Geschäftsführer, scheint sich auf die Herausforderung zu freuen und voller Tatendrang zu sein.

Wie es mit Gebäude und Grundstück weitergeht, wissen beide nicht. Nach Abendblatt-Informationen war es lange im Besitz eines Zahnarztes aus der Gegend. Nach dessen Tod wurde es verkauft. Der jetzige Eigentümer ist ein türkischer Nuss-Großhändler, der jedoch nicht mit der Presse sprechen will. Wann und ob dort also der Neubau entsteht, der laut Bebauungsplan möglich ist, ist noch ungewiss. Und damit auch, wie lange die bislang hinter Blumen versteckte Baracke ein Schandfleck an der Hoheluftchaussee bleibt.

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