Hamburg. Sie rasen über die Lombardsbrücke, über Ampeln und rammen Autos. Die größte Überraschung erlebt die Polizei aber nach ihrer Festnahme.
Eimsbüttel ist einer der am dichtesten besiedelten Bezirke Hamburgs, fast 20.000 Bewohner drängen sich allein im Stadtteil Hoheluft-West durchschnittlich auf einen Quadratkilometer. Besonders viele Menschen leben auch – nicht weit davon entfernt – im Uni-Viertel auf einer sehr begrenzten Fläche. Da sollte man erst recht nicht mit dem Auto im halsbrecherischen Tempo über die Straßen brettern, durch lebensmüde Manöver sich und die vielen anderen Menschen dort in Gefahr bringen.
Klingt einleuchtend. Ist aber so am Montagabend – wieder einmal – passiert.
Polizei Hamburg: Mutmaßliche Dealer springen im Uni-Viertel aus fahrendem Auto
Die Aktion begann mit einer mutmaßlichen Straftat und endete mit gesichertem Irrsinn – sowie weiteren aufgedeckten Straftaten als unerwartetem „Beifang“. Gegen 21.15 Uhr fielen zivilen Beamten der Bundespolizei ein VW Golf und ein Mercedes auf, die auf der Lombardsbrücke „offenbar ein Straßenrennen gegeneinander fuhren“, so die Polizei Hamburg. Die Bundespolizisten versuchten den Golffahrer mit Anhaltesignalen zu stoppen, doch der trat das Gaspedal durch und flüchtete in „rücksichtsloser und gefährdender Fahrweise in Richtung Rotherbaum“, sagte Polizeisprecherin Nina Kaluza. Er sei dabei unter anderem über mehrere rote Ampeln gerast.
Bizarrer und hollywoodreifer Schlussakkord der Verfolgungsjagd: „Im Grindelhof sprangen Fahrer und Beifahrer aus dem noch fahrenden VW und setzten ihre Flucht zu Fuß in unterschiedliche Richtungen fort“, so Kaluza. Der VW Golf sei nahe dem Abaton-Kino über eine Mittelinsel auf die Straße gerollt und habe drei auf dem Seitenstreifen geparkte Fahrzeuge gerammt. Die flüchtigen Männer kamen ohne fahrbaren Untersatz nicht mehr weit. Zwischenzeitlich als Verstärkung eingetroffene Beamte nahmen sie fest.
Instinktsicher erwirkte die Staatsanwaltschaft Durchsuchungsbeschlüsse
Wie dann herauskam, besitzt der Fahrer, ein 22 Jahre alter Mann, keine Fahrerlaubnis und hatte vor der Verfolgungsjagd mutmaßlich Drogen konsumiert. Er und der 31 Jahre alte Beifahrer hatten zudem auffällig viel Bargeld dabei, insgesamt 2000 Euro. Außerdem stellten die Beamten im Golf Marihuana und Haschischbrocken als Beweismittel sicher.
Da kamen für die Ermittler schon ein paar gewichtige Indizien zusammen. Ziemlich instinktsicher erwirkte die Staatsanwaltschaft Hamburg daraufhin Durchsuchungsbeschlüsse für die Wohnungen der beiden Männer in Bad Oldesloe.
Polizei Hamburg: In der Wohnung der beiden Männer finden die Ermittler Drogen-Utensilien
Die wurden noch am Abend vollstreckt. In der Wohnung des 22-Jährigen entdeckten die Ermittler neben 1400 Euro Bargeld Utensilien, die normalerweise im Drogenhandel Verwendung finden. „An der Wohnanschrift des älteren Mannes fanden die Beamtinnen und Beamten mehrere Marihuanapflanzen sowie Equipment für den gewerbsmäßigen Anbau und Handel damit“, so Kaluza.
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Gegen beide Männer, die zunächst wieder auf freien Fuß kamen, wird nun wegen einer Reihe von Delikten ermittelt. Eine wichtige Frage ist ja noch offen geblieben: Wer saß hinterm Steuer des am Rennen beteiligten Mercedes?