Hamburg. Die Onager kamen kurz nacheinander zur Welt. Ihre Vorfahren kamen 1954 aus den persischen Salzwüsten. Was sie besonders macht.
- Bei den Onagern kamen in einer Nacht gleich zwei Hengstbabys zur Welt.
- Der Tierpark Hagenbeck verantwortet das Zuchtprogramm für die asiatischen Halbesel.
- Ihr Bestand ist gefährdet: Im Iran werden Onager geschossen und gegessen.
Als sie am Dienstagmorgen das Gehege der Onager im Tierpark Hagenbeck betraten, staunten die Tierpfleger nicht schlecht: Gleich zwei kleine Hengstbabys waren in der Nacht geboren worden. Damit ist die Onager-Herde in dem Hamburger Zoo, pünktlich zur ersten Dschungelnacht in diesem Jahr, auf neun Tiere angewachsen.
Einer der kleinen Hengste hat auch schon einen Namen. „Weil seine Mutter Zora heißt, wurde er von den Tierpflegern Zorro genannt“, sagt Hagenbeck-Tierarzt Michael Flügger. Das Baby von Onager Roxy habe dagegen noch keinen Namen. Der Kleine ist der Jüngere der beiden und wurde wohl erst am Morgen geboren. „Als ich kam, weil die Tierpfleger mich angerufen hatten, war er noch ganz wackelig und nass.“
Tierpark Hagenbeck brachte 1954 die ersten Onager Europas aus Persien nach Hamburg
Anders als bei Nutztieren, denen die Menschen die Geburtshilfe quasi anerzogen hätten, kämen Wildtiere mit Geburten allein zurecht, so der Tierarzt. Daher habe er Roxy, deren Nachgeburt sich noch nicht vollständig gelöst hatte, auch nur vorsorglich ein unterstützendes Medikament „geschossen“.
Geschossen? Ja, tatsächlich. Die fliegenden Spritzen gleichen Dartpfeilen und werden aus einem Blasrohr abgeschossen. Sie dringen unter die Haut des Tieres, sondern ihren Wirkstoff ab und fallen kurz darauf zu Boden.
Seit 1954 gibt es Onager in Hagenbeck. Sie waren zuvor auf einer Hagenbeck-Expedition von Tierfängern in den persischen Salzwüsten gefangen worden – und waren die ersten Onager überhaupt in Europa.
Die Tiere aus Persien bildeten dann den Grundstock der Onager-Zucht, für die Hagenbeck im Rahmen des europäischen Zuchtprogramms (EP) zuständig ist. Rund 100 der großen Halbesel wurden seitdem in Hamburg geboren und entweder für die eigene Zucht behalten oder an andere Zoos weitergegeben.
Tierpark Hagenbeck: „Junggesellen“ der Onager bleiben unter sich – wie in freier Wildbahn
In ihrer Heimat, dem heutigen Iran, seien die Onager nahezu ausgerottet, sagt Hagenbeck-Tierärztin und EP-Koordinatorin Adriane Prahl. „Es gibt dort zwei Tierschutzgebiete, in denen insgesamt nur noch knapp 1000 Tiere leben.“ Das Land habe andere Probleme, als sich um den Erhalt der Halbesel zu kümmern. „Ihr Lebensraum wird immer knapper, sie werden geschossen und gegessen – daher nimmt ihr Bestand ständig ab.“
- Ex-Hagenbeck-Pfleger: „Wenn ich sterbe, ist das der Preis, den ich zahlen muss“
- Klövensteen schließt – und kehrt mit süßer Neuheit zurück
- NDR-Bekanntheit feiert Hamburg-Comeback und hat große Pläne
In europäischen Zoos lebten derzeit 80 Tiere. Diese würden im Rahmen des Zuchtprogramms durchgetauscht, um Inzucht zu vermeiden. Wie in freier Wildbahn werden auch bei Hagenbeck Hengste, sobald sie mit etwa zwei Jahren ihre Geschlechtsreife erreicht hätten, separiert.
Zoo Hamburg: Onager-Hengste wurden nach Fußballspielern der EM 2021 benannt
Die „Junggesellengruppe“, wie Tierärztin Prahl sie nennt, hat ein eigenes Gehege und besteht derzeit aus den im Sommer 2021 geborenen Hengsten Manuel und Serge (die übrigens nach Fußballspielern der damaligen EM benannt wurden). Der Dritte im Bunde, Mats, wurde gerade an einen Zoo in Tschechien abgegeben.
Auch die beiden kleinen Hengstbabys müssten ihre Mütter und die anderen beiden Stuten wohl in zwei Jahren verlassen. „Sonst kriegen sie Ärger mit ihrem Vater Navid“, sagt Adriane Prahl. Denn auch wenn Onager sehr friedlich aussähen, „sobald Stuten dabei sind, bekämpfen sie sich und bringen sich um“. Blieben die Hengste aber untereinander, verständen sie sich gut.