Hamburg. Staatsanwaltschaft ermittelt nun nicht nur gegen Christina Block, sondern auch gegen den Steakhouse-Gründer. Razzia im Hotel Elysée.
Großeinsatz der Polizei Hamburg im Grand Elysée im Hamburger Stadtteil Rotherbaum: Am frühen Donnerstagmorgen haben bis zu 100 Beamte das Nobelhotel an der Rothenbaumchaussee durchsucht, das der Familie um den Blockhouse-Gründer Eugen Block (83) gehört.
Polizisten bewachten den Eingang des Elysée, andere standen in der Lobby, auch die Lieferanteneingänge und die Zugänge zur Tiefgarage wurden gesichert. Die Gäste des Fünf-Sterne-Hauses, unter denen sich nach Abendblatt-Informationen auch der ehemalige Box-Weltmeister Wladimir Klitschko befand, reagierten geschockt und verwirrt auf die Razzia.
Kindesentziehung: Jetzt auch Ermittlungen gegen Eugen Block
Die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Mia Sperling-Karstens, bestätigte dem Abendblatt, dass die Durchsuchung im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Christina Block wegen der „gewaltsamen Verbringung“ ihrer Kinder von Dänemark nach Hamburg zu Beginn des Jahres stehen. Mittlerweile werde aber nicht mehr nur gegen die Mutter, sondern auch den Großvater der Kinder, Eugen Block, ermittelt. .„Es besteht der Verdacht, dass Eugen und Christina Block die Kindesentziehung organisiert und mithilfe weiterer Beschuldigter durchgeführt haben.“
Mit Eugen Block ist nun eine der bekanntesten Unternehmerpersönlichkeiten Hamburgs ins Zentrum der Ermittlungen geraten. Der heute 83-Jährige ist der Gründer der nach ihm benannten Unternehmensgruppe mit rund 2700 Mitarbeitern, zu der unter anderem auch die Restaurantketten Block House und Jim Block gehören.
Neben dem Elysée gab es laut Staatsanwaltschaft auch mehrere Razzien in Wohn-, Geschäfts-, Büro- und sonstigen Betriebsräumen von Eugen Block in Poppenbüttel – auch seine Kraftfahrzeuge wurden überprüft. Zudem sei „die Person“ von Eugen Block durchsucht worden – soll heißen, die Beamten wollten wissen, ob der Unternehmer für die Ermittlungen relevante Gegenstände, wie beispielsweise ein Handy, bei sich hatte. „Die Maßnahmen dienten der Auffindung von Beweismitteln“, so Oberstaatsanwältin Sperling-Karstens. Was genau sichergestellt wurde, teilte sie allerdings nicht mit.
Ermittlungen gegen Eugen Block: Unternehmen will voll kooperieren
Die Block-Gruppe erklärte in einem ersten Statement, dass man mit den Ermittlern „in vollem Umfang“ kooperiere und die erbetenen Unterlagen zur Verfügung stelle.
Von Eugen oder Christina Block selbst gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Anschuldigungen. Die Unternehmerin hatte in der Vergangenheit immer wieder ihre Unschuld beteuert.
Kinder von Christina Block wurden in Silvesternacht verschleppt
Christina Block und ihr Ex-Mann Stephan Hensel haben insgesamt vier gemeinsame Kinder. Um die beiden jüngsten, Klara und Theodor, tobt ein heftiger Sorgerechtsstreit zwischen den Eltern. Nach einem Besuch in Dänemark im Jahr 2021 hatte Hensel das Mädchen und den Jungen bei sich behalten, was ihre Mutter Christina nicht hinnehmen wollte.
In der Silvesternacht vergangenen Jahres kam es dann zu den dramatischen Ereignissen, die Polizei und Staatsanwaltschaft bis heute beschäftigen. Nach Erkenntnissen der dänischen Polizei wurden Klara und Theodor von mehreren, bislang unbekannten Männern gewaltsam in ein Auto gezerrt, ihr Vater wurde niedergeschlagen. Der kleine Theodor soll in seiner Panik noch einen Alarmknopf gedrückt haben, den er um den Hals trug.
Nach dem Vorfall in Dänemark tauchten die Kinder kurze Zeit später unversehrt bei ihrer Mutter in Hamburg auf. Lange blieben sie dort aber nicht, da das Oberlandesgericht nach wenigen Tagen entschied, dass sie zu ihrem Vater nach Dänemark zurückkehren sollten.
Kindesentzug im Fall Block: Polizei sucht nach Wohnmobil
Parallel zu den Durchsuchungen in der Hansestadt suchte die Hamburger Polizei am Donnerstag überraschend auch nach einem bei der Entziehung der Kinder genutzten Wohnmobil. Fahndungsaufrufe dazu hingen unter anderem auch an Laternenmasten vor dem Hotel Elysée. Es handelt sich um einen Fiat Ducato mit dem Pforzheimer Kennzeichen PF – NG 390, der offenbar auf eine Person in Wurmberg (Baden-Württemberg) zugelassen wurde.
Laut dem Fahndungsaufruf der Polizei sollen in Wurmberg und im schleswig-holsteinischen Harrislee mehrere „Tathandlungen“ mit dem Fahrzeug stattgefunden haben. Nähere Informationen gab es dazu zunächst nicht. Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens bestätigte lediglich, dass die Fahndung im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Christina und Eugen Block steht.
Kindesentzug im Fall Block: Wie viele Fahrzeuge waren im Spiel?
Welche Rolle das Wohnmobil in dem Fall spielt, ist nicht ganz klar. Nach früheren Erkenntnissen der Hamburger Polizei hatten die Männer, die die Kindesentziehung vermutlich durchführten, zwei Autos am Flughafen Fuhlsbüttel gemietet, bevor sie sich auf die Fahrt nach Dänemark machten. Darunter war aber kein Wohnmobil, es handelte sich vielmehr um einen Citroën DS7 und eine Mercedes-A-Klasse.
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Das Wohnmobil und der mutmaßliche Tatort in Baden-Württemberg könnten darauf hindeuten, dass die Kinder nicht auf dem direkten Weg nach Hamburg gebracht wurden, sondern es zunächst noch einen Umweg über Süddeutschland gab.
Prozess auch gegen Stephan Hensel wegen Kindesentzugs?
Am Hamburger Landgericht könnte es demnächst zudem zu einem Prozess gegen Stephan Hensel ebenfalls wegen des Vorwurfs der Kindesentziehung kommen. Dabei geht es um den Vorfall aus 2021, bei dem er die Kinder nach einem Besuchswochenende nicht zu der Mutter zurückbrachte. Das Amtsgericht Hamburg lehnte eine Prozesseröffnung zunächst ab. Diesen Beschluss hob das Landgericht vor etwa einem Monat aber auf. Es will das Strafverfahren selbst übernehmen.