Hamburg. Nirgendwo sonst in Eimsbüttel ärgern sich Anwohner so sehr über Lärm wie in dieser Straße. Was das für Lokalbetreiber bedeutet.
Lärm, zu wenig Parkplätze und zu viele Aufbauten, die so nicht genehmigt worden sind: Weil sich vergleichsweise viele Anwohner über die Situation am Stellinger Weg in Hamburg-Eimsbüttel beschwert haben, hat das zuständige Bezirksamt die Außengastronomie in der Straße in dieser Saison drastisch eingeschränkt.
Wie das Bezirksamt mitteilte, habe man bislang sechs Gastronomie-Betrieben am Stellinger Weg für die laufende Saison bis zum Herbst eine Sondernutzungsgenehmigung für die Außengastronomie ausgestellt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 15 Genehmigungen gewesen.
Eimsbüttel: Bei der Außengastronomie greifen wieder die Vor-Corona-Regelungen
Der Hintergrund: In den Corona-Jahren waren in ganz Hamburg Sondernutzungsgenehmigungen unbürokratisch ausgestellt worden, um die Gastronomen zu unterstützen. Gebühren fielen dafür nicht an.
Jetzt sei die Situation eine andere, wie Kay Becker, Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel, mitteilte. Seit dem vergangenen Jahr sei man wieder zu den Vor-Corona-Regelungen zurückgekehrt. „Mit dem Abebben der Pandemie, in der es auch für die Gastronomie keine Einschränkungen des Geschäftsbetriebs mehr gab, war der Zeitpunkt erreicht, die Ausnahmeregelungen nicht pauschal zu verlängern, sondern die Anträge wieder im regulären Verfahren zu prüfen.“
Restaurant Hamburg: Beschwerdelage entscheidet, ob draußen bewirtet werden darf
Konkret heißt das: „Prinzipiell können für die Außengastronomie Tische, Stühle und Sonnenschirme genehmigt werden, nicht aber feste Aufbauen wie zum Beispiel Podeste oder Pavillons“, so Becker.
Ob Genehmigungen erteilt werden, hänge vor allen Dingen davon ab, ob es Beschwerden in der Nachbarschaft gebe und auch, ob Verkehrsteilnehmer gefährdet werden könnten, etwa durch zu schmale Gehwege. Becker betont: „Grundsätzlich genehmigen wir unter den genannten Regeln wohlwollend, weil Außengastronomie zu einem urbanen Stadtleben dazugehört und ein Stück Lebensqualität bedeutet.“
Stellinger Weg in Eimsbüttel: Nirgends ist die Beschwerdelage so hoch wie hier
Mit der intensiven Nutzung der Außengastronomie während der Corona-Jahre 2021/2022 hätten sich allerdings auch Beschwerden von Anwohnern zum Beispiel über zweckentfremdeten Parkraum, versperrte Gehwege, großzügige Holzaufbauten auf den Parkplätzen oder Lärmbelästigung gehäuft. In den Corona-Jahren hätten einige Gastronomen zudem Außenflächen genutzt, die weder beantragt noch genehmigt worden seien.
Auch im Stellinger Weg sei das zum Teil der Fall gewesen. „Nirgendwo sonst im gesamten Bezirk Eimsbüttel ist die Beschwerdelage so groß wie hier“, sagt Becker. Bei den Beschwerden geht es vor allen Dingen um „massive Lärmbelästigung und Ruhestörungen“. Daher sei man konkret in dieser Straße bei der Prüfung der Anträge sensibler. So sei nicht nur die Zahl der Außengastronomie-Flächen reduziert worden. Auch Parklets – also Straßenmöblierung auf Parkflächen – etwa seien für die laufende Saison nicht genehmigt worden.
Außengastronomie: Der Stellinger Weg hat sich in den vergangenen Jahren verändert
Wer mit Gastronomen am Stellinger Weg spricht, der erntet zum Teil Unverständnis. „Wie kann es sein, dass sich nur hier die Anwohner in diesem Ausmaß beschweren, während es in anderen belebten Straßen problemlos läuft?“, fragt einer.
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Eine mögliche Antwort kennt Gilina Hoops vom Geen Café am Stellinger Weg. Sie ist mit ihrer Gastronomie zwar erst seit drei Jahren hier, kennt die Straße aber seit ihrer Kindheit. Sie glaubt: „Bis vor ein paar Jahren war das eine vergleichsweise ruhige Straße. Jetzt ist hier mehr Leben reingekommen. Menschen, die vielleicht in den 90er-Jahren hergezogen sind, sind also unter anderen Bedingungen hergekommen und müssen sich vielleicht noch daran gewöhnen.“ Sie selbst habe mit ihrem Café auch schon eine Beschwerde bekommen. „Ein Einzelfall“, wie sie betont.
Eimsbüttel: Schon in 90er-Jahren bekam griechisches Lokal Außengastronomie-Verbot
Auch das griechische Restaurant Zeus hat die Beschwerden schon zu spüren bekommen. „Wir sind seit 1989 hier und hatten sogar in den 90er-Jahren mal eine Saison, in der wir wegen der Beschwerden keine Außengastronomie-Erlaubnis bekommen haben“, sagt Betreiberin Lambrini Pashaloudi. Das sei in den Sommermonaten bitter gewesen. Seitdem hätte das Familienunternehmen immer eine Erlaubnis erhalten.
Aber: „Insbesondere in den Vor-Corona-Jahren ist die Beschwerdelage wieder hochgegangen“, sagt Pashaloudi. „Wenn auch nur ein Gast um 22 Uhr noch draußen war, haben einzelne Anwohner sofort die Polizei gerufen.“