Hamburg. Eltern beklagen: Kinder werden in Schichten durch die Mensa „gehetzt“. Was sie in einem offenen Brief an die Schulbehörde fordern.
Zu eng, zu voll, zu klein: Eltern der Grundschule Tornquiststraße in Hamburg-Eimsbüttel haben sich mit einem offenen Brief an die Schulbehörde gewandt und fordern Lösungen für die beengten Verhältnisse in der Schulmensa.
Laut dem Schreiben sei die Essenssituation vor Ort sowohl für die Kinder als auch für das Betreuungs- und Küchenpersonal unzumutbar. Die konkrete Forderung: Die Mensa müsse vergrößert werden – insbesondere, weil durch die hohen Anmeldezahlen im kommenden Schuljahr nicht mit einer Verbesserung zu rechnen sei. Zunächst hatten die „Eimsbütteler Nachrichten“ über das Thema berichtet.
Hamburg-Eimsbüttel: Mensa in Grundschule Tornquiststraße ist für Zahl der Kinder zu klein
Das Problem mit der Mensa bestehe schon seit Längerem, wie Vater und Elternratsmitglied Gernot Gäbel dem Abendblatt berichtet. „Unsere Grundschule insgesamt, aber insbesondere die Mensa platzt aus allen Nähten“, sagt er. Die Schulleiterin habe der Behörde bereits mehrfach geschildert, dass die Räumlichkeiten für die Zahl der Schülerinnen und Schüler viel zu klein seien.
Nach Informationen des Elternrats fehlen derzeit rund 75 Quadratmeter. Das hätte eine Flächenberechnung der Behörde ergeben. Die Mensa sei auf 160 bis 170 Kinder ausgelegt, genutzt werde sie tatsächlich derzeit von etwa 290 Kindern.
Grundschule Tornquiststraße: „Kinder werden durch die Mensa gehetzt“
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse werden die Kinder dem Schreiben nach in der Zeit von 12.30 bis 14.45 Uhr in vier Schichten durch die Mensa „gehetzt“. Der Elternrat führt aus: „Wenn man die Zeiten für das Ankommen, Händewaschen, Abräumen und Verlassen der Mensa mit einrechnet, bleiben den Kindern für das eigentliche Mittagessen keine zehn Minuten.“ Laut Gernot Gäbel berichten viele Kinder, dass das Mittagessen stressig sei und dass zum Teil keine Zeit für eine zweite Portion bliebe.
Daran würde auch das von der Behörde vorgeschlagene „Free Flow“-Konzept nichts ändern. Dahinter steckt die Idee, dass sich die Kinder bei einem Buffet selbst bedienen. „Der Grundgedanke ist, dass dabei Anpassungen der Möblierung und der Inneneinrichtung zu veränderten Abläufen führen würden“, so Gäbel. „Das mag vorübergehend vielleicht zu einer Entlastung führen, am Grundproblem ändert dies aber nichts.“
Elternrat Tornquiststraße: Die Mensa muss umgebaut oder erweitert werden
Aus Sicht des Elternrats gibt es nur eine Lösung: „Es muss neuer Raum für die Mensa dazugewonnen werden, sei es durch Umbau und Umwidmung bestehender Räumlichkeiten innerhalb des Gebäudes oder durch den Neu- bzw. Anbau von zusätzlichen Räumen“, heißt es in dem Schreiben.
Laut Gernot Gäbel würde grundsätzlich auch der Sportplatz um die Ecke infrage kommen. „Dieser wird derzeit ausschließlich von dem Hamburg Eimsbütteler Ballspiel Club HEBC genutzt und ist meistens frei.“ Möglich wäre es etwa, auf einem Teil der Fläche neue Räumlichkeiten zu schaffen, die sowohl vom Verein als auch von der Schule genutzt werden könnten.
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Da der Leidensdruck der Schülerinnen und Schüler so hoch sei, erwarte man von der Schulbehörde konkrete und effektive Lösungsvorschläge zur Schaffung neuer Flächen und Räume für die Mensa – verbunden mit einem Zeitplan. „Mit Scheinlösungen und Euphemismen, wie dem ‚Free Flow‘ werden wir uns nicht zufriedengeben“, so Gäbel.
Grundschule Eimsbüttel: Situation in dicht bebauten Stadtteilen ist schwierig
Die Schulbehörde teilte auf Abendblatt-Anfrage mit: „Leider ist die Situation in sehr dicht bebauten Quartieren und angesichts weiter wachsender Schülerzahlen schwierig. Der Eimsbüttel-Kern hat rund um die Tornquiststraße in einem Radius von 1500 Metern alleine acht Grundschulen. Realistische Erweiterungs- und Ausweichflächen gibt es nirgendwo“, so Sprecher Peter Albrecht.
Niemand würde Erstklässler an weit weg liegende Grundschulen abweisen wollen, denn es gelte zu Recht das Prinzip „kurze Wege – kurze Beine“. „In der Tat kann es aber gut sein, dass es an der Schule Tornquiststraße im nächsten Schuljahr nicht erneut vier Eingangsklassen geben wird und sich die Situation etwas entspannt.“
Das werde die derzeit laufende Schulorganisation für die neuen ersten Klassen zeigen. Die Ergebnisse soll es im April geben. Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) werde das Schreiben des Elternrats zum Anlass nehmen, die Gesamtsituation und mögliche Lösungen nach der Schulorganisation erneut zu beleuchten und zu bewerten.