Hamburg. Wenn Kinder auf die Farbe und Eltern auf die Passform gucken, kann die Stimmung schnell kippen. Worauf es beim Ranzenkauf ankommt.
Der sechsjährige Piet hat sich nach wenigen Sekunden entschieden. „Den will ich haben“, sagt er und zeigt auf einen blauen Schulranzen mit Feuerwehr-Applikationen. Aus seiner Sicht könnte seine Mutter nun einfach zur Kasse gehen und den Ranzen kaufen – was sie natürlich nicht tut. Eine klassische Situation, die Max Milberg, Junior-Chef des Fachgeschäftes für Schreibwaren und Schulbedarf Otto F. K. Koch an der Eppendorfer Landstraße, so oder so ähnlich oft erlebt.
Aktuell besuchen täglich baldige Erstklässler, die im Sommer in die Hamburger Grundschulen kommen, mit ihren Müttern und Vätern oder den Großeltern das Geschäft in Eppendorf, um einen Schulranzen zu kaufen. „Die Saison beginnt bereits im Januar, manchmal sogar noch früher“, sagt Milberg.
Schulranzen kaufen in Hamburg: Abnehmbare Motive finden Kinder oft am wichtigsten
Wie in jedem Jahr hat die Fachhandlung auch jetzt wieder die obere Etage für die Schulranzen freigeräumt. Bis unter die Decke stehen die Modelle unterschiedlicher Hersteller in den Regalen. Von kunterbunt bis schlicht ist alles dabei. Gemeinsam haben alle Ranzen, dass sie mit abnehmbaren Motiven versehen sind – je nach Hersteller heißen die Patches, Patchies oder Kletties. Und aus Kindersicht sind genau diese das Kaufargument.
An dieser Stelle kommen Max Milberg, seine Kolleginnen und Kollegen ins Spiel, die beim Ranzenkauf beraten. Denn: „Bei einem Ranzen, der ja mindestens vier Jahre lang auf dem Rücken getragen wird, sind in erster Linie andere Dinge wichtig.“ Und so rät er beim Ranzenkauf dazu, zunächst alle Applikationen abzunehmen und den Kindern verschiedene Modelle aufzusetzen, um erst einmal Klarheit zu bekommen, welche Passform am besten sitzt.
Schulranzen-Kauf in Hamburg: Passform und Gewicht sollten zum Kind passen
Das Hamburger Fachgeschäft Koch führt alle großen Marken vom Marktführer Ergobag, über den Klassiker Scout bis hin zu Step by Step. Milberg betont: „Das sind natürlich alles qualitativ hochwertige Produkte. Sie unterscheiden sich aber zum Beispiel im Gewicht, in der Größe, Passform, der Gurtart und darin, ob sie mitwachsend sind oder nicht.“
Bei kleinen und zierlichen Kindern unter 1,20 Meter Körpergröße kommen etwa andere Modelle infrage als bei denen, die groß und kräftig sind. Das Fachpersonal stellt den Ranzen dann individuell für das Kind ein, checkt, ob er gut auf den Hüften aufsitzt, nirgendwo einschneidet und von der Größe her stimmig ist.
Was auch entscheidend für die Wahl sein kann, ist ein Aspekt, der oft nicht mitgedacht werde: „Wenn es Spinde in der Schule gibt und die Kinder die meisten Sachen dort verstauen und nicht täglich hin- und herschleppen müssen, kann auch ein kleineres Modell gewählt werden“, so Milberg. Erst wenn klar ist, welches Modell am besten passt, sollte man auf Farbe, Design und dann Patchies, Patches oder Kletties schauen.
Schulranzen: Hamburger Experte gibt Geheimtipp – der Farben-Trick
Sein Geheimtipp: „Wer sichergehen will, dass die Kinder wirklich zunächst nur beurteilen, ob das Tragegefühl gut ist, der kann zum Beispiel Jungen Ranzen aufsetzen, die von Design und Farbe her klassischerweise eher bei Mädchen gut ankommen und umgekehrt. Dann liegt der Fokus wirklich nur auf der Passform.“
Grundsätzlich aber hätten die tauschbaren Klett- oder Magnet-Motive, die bei allen Anbietern inzwischen Standard sind, den Vorteil, dass der Schulranzen sich optisch verändern kann. „Der Superheld, der in der ersten Klasse noch cool ist, ist es vielleicht zwei Jahre später nicht mehr und kann dann ausgetauscht werden.“ Milbergs Tipp: „Lieber ein schlichteres Design ohne konkrete Figuren nehmen und dann ab und zu mal die Applikationen tauschen.“
Schulranzen: Einzelne Modelle kosten mehr als 300 Euro
Preislich gesehen gibt es im Bereich der großen Marken kaum gravierende Unterschiede. Oder anders gesagt: Teuer sind sie alle. Im Schnitt kosten die Schulranzen, die in der Regel mit Federmappe, Schlampermappe und Turnbeutel ausgestattet sind, zwischen 230 und 290 Euro. Einige wenige liegen etwas darunter, einzelne Modelle überschreiten auch die 300-Euro-Marke.
- Diese neuen Schulen in Hamburg sind am beliebtesten
- Wo die Gymnasien führen und wo die Stadtteilschulen
- Anmelden! Diese Gymnasien und Stadtteilschulen sind beliebt
Zum Teil deutlich günstigere Preise gibt es im Internet. „Onlinehändler, die massenhaft einkaufen und dann zu reduzierten Preisen verkaufen, machen es dem Einzelhandel immer schwerer“, sagt Milberg. „Wer sich wirklich sicher sein will, dass der Ranzen super sitzt und richtig eingestellt ist, der sollte auf die kompetente Beratung im Geschäft vertrauen. Außerdem reduzieren wir und andere Fachgeschäfte die Ranzen aus den Vorjahren, um günstigere Angebote machen zu können.“
Schulranzen: Spendenaktion in Hamburg für Bedürftige läuft auch in diesem Jahr
Die Hamburger Hilfsorganisation Hanseatic Help bietet auch in diesem Jahr wieder Familien mit kleinem Portemonnaie Unterstützung an. Sie organisiert eine Ranzen-Aktion für Bedürftige mit dem Motto: „Fairer Schulstart für alle“.
Diese findet wieder in Zusammenarbeit mit der Drogeriekette Budnikowsky statt. Das Prinzip: In allen Filialen können gute gebrauchte Schulranzen abgegeben werden. Diese werden dann gesichtet, sortiert und befüllt. Seit 2021 sind auch Rotary Clubs mit dabei und unterstützen die Aktion durch Mithilfe und Spenden. In Zusammenarbeit mit den Schulen und sozialen Trägern in der Familienhilfe werden die Ranzen dann an Bedürftige vergeben.
In der Regel startet das Hilfsprojekt kurz vor den Sommerferien. „Wann es so weit sein wird, werden wir noch bekannt geben“, so Hanseatic-Help-Sprecher Michael Wopperer. Er betont: „Auch der Nachhaltigkeitsgedanke ist hier wichtig – denn viele Ranzen sind zum Ende der Grundschule noch so gut, dass sie ohne Probleme weiterverwendet werden können.“