Hamburg. Niklas M. ist Mitte 30 und seit Jahren bei einer Samenbank registriert. Die Nachfrage ist groß. Was ihn dazu bewegt.

Für Niklas M. ist es nur ein kleiner Schritt, sagt er: sich regelmäßig gesundheitlich durchchecken zu lassen und dann mehrmals pro Jahr eine Spende abzugeben. Er nimmt das gerne auf sich, weil er weiß, dass es anderen den ganz großen Schritt ermöglicht: eine eigene Familie zu gründen. Niklas M. ist Mitte 30 und seit mehreren Jahren bei einer großen Samenbank – der European Sperm Bank – als Spender registriert.

Diese hat ihre Zentrale in Kopenhagen, aber auch zwei Standorte in Hamburg: in Eimsbüttel und in der Innenstadt. Die Samenbank kooperiert mit mehreren Kinderwunschkliniken. Über die Samenbank können ungewollt kinderlose Paare und Alleinstehende Sperma beziehen und sich so ihren Kinderwunsch erfüllen.

Kinderwunsch: Viele Hamburger sind als Samenspender registriert

Die Wahrscheinlichkeit, dass Niklas M. bereits mehrfacher Vater ist, ist groß. „Ich gehe davon aus, dass ich bereits mehrere Kinder gezeugt habe“, sagt er. Dass er sie irgendwann kennenlernen wird, ist nicht ausgeschlossen. Die Rechtslage sieht seit 2018 vor, dass die per Spendersamen gezeugten Kinder ab dem Alter von 16 Jahren die Identität ihres Erzeugers erfragen und ihn kontaktieren können. Weil Niklas M. unerkannt bleiben möchte, behält er seinen richtigen Namen lieber für sich.

Niklas M. ist einer von vielen Hamburgern, die als Samenspender registriert sind. Genaue Zahlen möchte die European Sperm Bank allerdings nicht mitteilen. Nur so viel: Rund 500 aktive Spender führt sie insgesamt.

Kinderwunsch: Hamburger erlebte im Freundeskreis ein Beispiel

Warum sich Niklas M. dazu entschlossen hat? M. berichtet, dass er über ein lesbisches Paar aus dem Freundeskreis mitbekam, wie schwierig sich das Kinderwunsch-Thema gestaltete. Parallel dazu wurde er auf ein Inserat der European Sperm Bank aufmerksam – und fühlte sich sofort angesprochen.

„Ich bin auch Blutspender und als Knochenmarkspender registriert. Für mich macht die Samenspende keinen Unterschied. Wenn ich kann, dann möchte ich einfach gerne helfen.“ Das Geld – eine kleine Aufwandsentschädigung von 40 Euro, die es pro Spende gibt – sei jedenfalls nicht ausschlaggebend.

Die Nachfrage an Spendersamen ist groß. Nach Angaben der European Sperm Bank wächst die Nachfrage seit Jahren. Gleichzeitig ist es nicht ganz einfach, geeignete Spender zu finden. Julie Paulli Budtz von der European Sperm Bank erklärt: „Der potenzielle Spender darf in der Regel nicht älter als 45 Jahre alt sein und muss eine hervorragende Spermienqualität vorweisen. Darüber hinaus werden die Spender auf einige Erbkrankheiten sowie sexuell übertragbare Krankheiten gründlich untersucht.“

Kinderwunsch Hamburg: Nur wenige Bewerber kommen als Samenspender infrage

Unter dem Strich kämen nur fünf bis sieben Prozent aller Bewerber überhaupt infrage. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen geeigneten Spendern, um zum einen die Nachfrage generell bedienen zu können, aber auch um eine möglichst große und diverse Auswahl anbieten zu können, damit sich jede Familie bei uns wiederfindet“, so Paulli Budtz.

Über die Samenbank sind für die Interessierten Informationen über die Spender hinterlegt. Angaben etwa über das Aussehen, Persönlichkeitsmerkmale und den Beruf können eingesehen werden. Außerdem stellt die European Sperm Bank ein Audiointerview, ein Babyfoto, die Auswertung eines Persönlichkeitstests sowie eine persönliche Einschätzung durch Mitarbeiter zur Verfügung.

Ein spezielles Foto-Match-Tool könne außerdem dafür sorgen, dass das Wunschkind dem familiären Vater oder anderen Familienmitgliedern optisch ähnlich ist.

Gründe für Samenspende – die meisten wollen einfach helfen

Was aber sind die Gründe für die Männer, als Samenspender aktiv zu werden? Julie Paulli Budtz: „Die meisten Spender entscheiden sich aus altruistischen Motiven dazu, Samenspender zu werden. Viele von ihnen berichten, dass sie im privaten Umfeld Menschen kennen, die Schwierigkeiten bei der Familiengründung haben. Die Hauptmotivation ist also, helfen zu wollen.“ Rechtlich sind sie zudem abgesichert.

„Nach dem Samenspendergesetz haben Samenspender keine väterlichen oder gesetzlichen Verpflichtungen gegenüber Kindern, die aus Spenden hervorgehen. Gleiches gilt auch für die Kinder, die ebenfalls keine finanziellen oder andere Ansprüche an den Spender stellen können.“ Weiter ist geregelt, dass jeder Spender nur maximal 15 Familien helfen darf, wobei eine Familie auch mehrfach Spenden erhalten kann.

Samenspender aus Hamburg: Niklas M. weiß noch nicht, ob er Familie haben möchte

Was den Spendern aber klar sein muss: Irgendwann, wenn die gezeugten Kinder erwachsen sind, werden sie vielleicht wissen wollen, wer ihr biologischer Erzeuger ist. Auch Niklas M. weiß das. Aber derzeit ist der Gedanke an ein mögliches Treffen mit den Kindern noch weit weg. „Das muss ich auf mich zukommen lassen“, sagt er.

„Ich glaube nicht, dass das etwas ist, was man planen kann. Ich schätze mich aber in jedem Fall so ein, dass ich gut damit umgehen kann. Außerdem werden solche Treffen in der Regel von Fachpersonal der European Sperm Bank begleitet und vorbereitet.“ Bis es so weit sei, hoffe er einfach, dass die Kinder zufrieden und glücklich aufwachsen.

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Niklas M., der als selbstständiger Projektmanager arbeitet, ist derzeit Single. Ob er sich eine Familie wünscht? Selbst Kinder bekommen und großziehen möchte? „Ich weiß es noch nicht“, sagt er. „Wenn es passt, dann freue ich mich – aber es ist für mich kein Muss.“

Kinderwunsch – Samenspender: „Überzeugt, dass ich das Richtige tue“

Wenn er Frauen kennenlernt, macht er kein Geheimnis daraus, dass er Samenspender ist und dadurch womöglich schon mehrere Kinder gezeugt wurden. Niklas M. findet: „Das ist nichts, was man verstecken muss oder sollte. Ich bin überzeugt, dass ich das Richtige tue, und stehe voll dahinter – eben auch aus persönlichen Erfahrungen.“ Die Reaktionen: bislang ausschließlich positiv. „Allerdings sind viele Menschen zu Beginn überrascht und haben viele Fragen.“

Dabei stellt er oft fest: „Der Aufklärungsbedarf ist groß. Viele wissen nicht, dass es so viele Menschen gibt, die ungewollt kinderlos sind. Manche glauben auch, dass eine Samenspende illegal ist.“

Und so nimmt sich Niklas M. gern die Zeit und antwortet auf die Fragen. „Ich finde es wichtig, das Thema aus der Schmuddelecke rauszuholen und ganz normal darüber zu sprechen.“