Hamburg. Dem 120 Jahre alten Lokal Die Glocke drohte das Aus, die Fläche stand für 1,5 Millionen Euro zum Verkauf. So kam es zum Happy End.

  • Seit 120 Jahren besteht das Traditionslokal „Die Glocke“ am Hamburger Isemarkt
  • Dann drohte dem Restaurant das Aus – Schließung schien unabwendbar
  • An der Eckkneipe hängt seit Kurzem aber ein Zettel mit froher Kunde

An der hölzernen Eingangstür der Eckkneipe in Harvestehude hängt ein Zettel. „Die Glocke bimmelt weiter“ steht über dem Bild eines Weihnachtsbaums geschrieben. Ein Eintrag bei Facebook wird deutlicher: „Großartig, die Glocke bleibt! Ein Gönner hat das Objekt gekauft und der Glocke einen Zehnjahresvertrag gegeben“. Tatsächlich: Das Traditionslokal am Isemarkt, dessen Schließung unabwendbar schien, bleibt.

Damit macht das Kneipensterben, dem auch das Dorotheen Eck in Winterhude zum Opfer fällt, vor einer der ältesten Gaststätten Hamburg halt. Glocke-Betreiberin Anna Gehlhaar spricht von „einem kleinen Wunder“ und bestätigt: „Ein Hamburger Unternehmer hat sozusagen in letzter Minute beherzt in die Tasche gegriffen und dem Immobilieneigentümer die Räumlichkeiten des seit 120 Jahren bestehenden Lokals abgekauft und an mich weitervermietet.“

Restaurant Hamburg: Eckkneipe am Isemarkt sollte 1,5 Millionen Euro kosten

Die 160 Quadratmeter große Fläche, die mit ihren holzvertäfelte Wänden, kleinen Sitznischen und Fenstern aus Buntglas noch immer wie von anno dazumal wirkt, war für 1,5 Millionen Euro zum Verkauf angeboten worden. Was letztlich bezahlt wurde, soll – ebenso wie der Name des Wohltäters – geheim bleiben.

Die Traditionskneipe Die Glocke in Harvestehude ist gerettet. Ein Gönner hat sie gekauft und der Betreiberin für zehn Jahre vermietet.
Die Traditionskneipe Die Glocke in Harvestehude ist gerettet. Ein Gönner hat sie gekauft und der Betreiberin für zehn Jahre vermietet. © Funke Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Für sie, aber auch für ihre Frontfrau Andrea Dührkop und das ganze Team sei es das „tollste Weihnachtsgeschenk“ überhaupt, betont Anna Gehlhaar, die Die Glocke seit 1977 gemeinsam mit ihrem Bruder Mikko führte, bis dieser im März starb. Auch für die „riesige Gäste-Gemeinde“ sei „die Welt wieder in Ordnung“.

Die Glocke: Abendblatt-Artikel machte Retter auf drohendes Aus aufmerksam

Ohne die Unterstützung der Medien wäre die geschichtsträchtige Zeit der Glocke wohl unweigerlich zu Ende gewesen, betont die 75-Jährige. Tatsächlich war es offenbar der entsprechende Abendblatt-Artikel, der den „Retter“ auf die bevorstehende Schließung der Eckkneipe aufmerksam machte.

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„Er erwähnte, dass er sich sehr für den Erhalt Hamburger Kulturobjekte interessiere. Und dass dazu unbedingt auch gehöre, dass eine Kultkneipe wie Die Glocke nicht aus dem Stadtbild verschwinden dürfe“, erinnert sich Gehlhaar. „Zu schön, um wahr zu sein“, habe sich das Glocke-Team zunächst gedacht. „Aber dann lag alles notariell besiegelt auf dem Tisch.“

Restaurant Hamburg: Glocke – Betreiberin will Werk des Bruders fortführen

Dass die Eckkneipe gerettet ist und zehn weitere Jahre bestehen kann, macht Anna Gehlhaar sehr glücklich. „Mein Bruder Mikko hat der Glocke durch seinen unermüdlichen Einsatz Flair und Kult-Status verliehen“, sagt sie. „Jetzt kann ich mit unseren treuen Mitarbeitern dafür sorgen, dass das weiterhin so bleibt.“

Das Ende der Kult-Kneipe Dorotheen Eck in Winterhude ist hingegen bereits besiegelt. „Wir geben auf“, sagte Wirtin Gabriele Holzmann Ende Oktober dem Abendblatt. Nur noch bis Februar hat die Kneipe geöffnet.