Hamburg. Hinter der Wahlhamburgerin liegt emotionale Umbau-Odyssee. Nun startet ihr Herzensprojekt und erstes eigenes Lokal in der Schanze.

So langsam, aber sicher fühlt es Zora Klipp, dieses Kribbeln, diese Aufregung, dieses „Muffensausen“, wie sie selbst formuliert. Am Freitag (1. Dezember) eröffnet die beliebte TV-Köchin im HamburgerSchanzenviertel nach langer Umbau-Odyssee endlich ihr veganes Restaurant Blattgold.

Die 33-Jährige versucht gar nicht erst zu verstecken, wie stolz sie darauf ist, was in den vergangenen Monaten auf dem Schulterblatt in ihrem ersten eigenen Restaurant entstanden ist. „Ich bin das erste Mal Küchenchefin, muss Ansagen an mein Team machen. Dass ich kochen kann, weiß ich – aber ich bin nicht in meinen 20er-Jahren von diversen Spitzenköchen ausgebildet worden. Aber ich freue mich darauf und habe richtig Bock. Gerade weil so viel in den vergangenen Monaten hier passiert ist“, sagt Klipp.

Restaurant Hamburg: TV-Köchin Zora Klipp – „Bin durch die Hölle gegangen“

Vergessen der Ärger um Schimmel, nasse Wände und Mietärger. Vorbei die Angst davor, dass das Herzensprojekt in einer einzigen Katastrophe endet. „Ich bin eigentlich eine super-krass-optimistische Person, aber wir sind im vergangenen Jahr durch die Hölle gegangen“, sagt Klipp.

„Ich bin hier an meine Grenzen gestoßen. Es war eine Bruchbude, wir hatten keine Kohle mehr. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie es weitergeht“, sagt die Wahlhamburgerin. „Umso glücklicher bin ich – gemeinsam mit meinen Geschwistern –, dass wir endlich eröffnen können“,

Restaurant Hamburg: Zora Klipp betreibt Restaurant mit ihren Geschwistern

In den vergangenen Tagen probte Klipp mit ihrem Team bei einem Soft-Opening mit Familie und Freunden bereits die Restaurant-Abläufe. „Aber jetzt kommen echte Gäste, die echtes Geld zahlen und echte Erwartungen haben. Wenn ich meiner Mutter ein Fischstäbchen serviere, sagt sie, dass es das Beste ist, das sie je gegessen hat. Aber jetzt wird es ernst“, sagt sie.

Der erste Abend ist bereits ausgebucht. Klipp, ihr Bruder Oliver und Schwester Ronja, die das Restaurant gemeinsam betreiben, sind bereit für ihr Gastronomie-Abenteuer, das lange Zeit ganz abenteuerliche Züge nahm. Geduld und Nervenstärke waren für die Jurorin der ZDF-Sendung „Die Küchenschlacht“ die wichtigsten Charaktereigenschaften.

Neues Restaurant in der Schanze: Umbau wurde für Zora Klipp zum Albtraum

Eigentlich wollte Klipp das Restaurant im ehemaligen Saal II im Herzen der Schanze bereits im März dieses Jahres eröffnen. Nach Unterschreibung des Mietvertrags im Oktober 2022 stellte sie bei ersten Umbaumaßnahmen in dem 1887 errichteten Haus einen massiven Wasserschaden und damit einhergehenden Schimmelbefall im Küchenbereich fest. Der Albtraum nahm seinen Lauf.

Weil sich der Vermieter im März zunächst weigerte, die Organisation der aufwendigen Renovierungsarbeiten und die damit verbundenen Kosten zu übernehmen, brach ein juristischer Streit aus. Klipp zahlte vom ersten Tag an regulär Miete. Die Kommunikation mit dem Vermieter erfolgte fortan nur noch über Anwälte.

Familien-Business: Gemeinsam mit Bruder Oliver und Schwester Ronja betreibt Zora Klipp das Restaurant Blattgold.
Familien-Business: Gemeinsam mit Bruder Oliver und Schwester Ronja betreibt Zora Klipp das Restaurant Blattgold. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Um zumindest etwas Einnahmen zu generieren, öffnete die Gastronomin den Barbereich bereits in diesem Sommer. „Die Bar lief von Beginn an richtig gut, was uns sehr geholfen hat, unsere Kosten einigermaßen im Griff zu haben. Das hat den Druck, den wir hatten, zumindest etwas rausgenommen“, sagt Klipp.

Restaurant Hamburg: Blattgold – langwieriger Mietstreit vor der Eröffnung

Es war ein kleiner, aber wirtschaftlich notwendiger Trost in schweren Zeiten. Den Traum vom eigenen Restaurant hatten Klipp, ihre Schwester Ronja und Bruder Oliver aber immer vor Augen. Um nicht immer und immer wieder aufs Neue enttäuscht zu werden, hatte die Klipp-Familie ein mögliches Eröffnungsdatum in weite Ferne projiziert.

Anfang September kam aber urplötzlich Bewegung in den Mietstreit. Beide Parteien hatten wenig Interesse an einem langen und kostenintensiven Rechtsstreit. „Wir haben uns außergerichtlich geeinigt“, so die TV-Köchin. „Der Vermieter hat eingewilligt, einige der Renovierungs- und Baumaßnahmen zu übernehmen. Er musste es auch, weil es ja sein Gebäude war, in dem die Wände durchnässt und mit Schimmel befallen waren. Wir haben uns geeinigt, und wir konnten endlich die Handwerker koordinieren.“

Zunächst trauten die drei Geschwister dem Braten mit der Einigung nicht. Zwar wurde der Schriftverkehr mit dem Vermieter fein säuberlich dokumentiert – aber als es dann doch zu weiteren kleineren Verzögerungen kam, war das mulmige Gefühl wieder da: „Erst als vor unserer Tür das Baustellenschild aufgestellt wurde, wussten wir, dass es wirklich losgeht“, sagt Oliver Klipp.

TV-Köchin Zora Klipps Bruder ist Gastronomie-Projektmanager in Hamburg

Als die Wände endlich trockengelegt wurden und der Schimmel beseitigt war, konnten Klipp und ihre Geschwister endlich mit dem Umbau der Küche und des Barbereichs loslegen. Ein offenporiger Lehm-Putz sowie eine Versiegelung von außen und innen soll dazu führen, dass das Regenwasser nicht mehr in die Wände laufen kann.

„Und selbst wenn mal wieder Feuchtigkeit eindringt, haben wir uns mit dem Vermieter darauf geeinigt, dass er für die Beseitigung aufkommen muss. Da haben wir uns abgesichert“, so Oliver Klipp.

In dem 1887 erbauten Haus im Schanzenviertel war zuvor der legendäre Saal II beheimatet.
In dem 1887 erbauten Haus im Schanzenviertel war zuvor der legendäre Saal II beheimatet. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Federführend beim Innenausbau war Oliver Klipp, der hauptberuflich als Gastronomie-Projektmanager in Hamburg arbeitet. Knapp 80.000 Euro hat der Umbau von Küche und Bar gekostet. „Wir haben nicht nur Neugeräte angeschafft, sondern auch aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit auf gebrauchte Sachen gesetzt. Eine Neuküche kann schnell mal 150.000 Euro verschlingen“, sagt Oliver Klipp.

Neues Restaurant in Hamburg: Umbau des Saal II hat rund 80.000 Euro gekostet

Viel Geld hat das Trio trotzdem investiert. Denn noch haben die Geschwister auf eine Schadensersatzklage wegen des Umsatzausfalls verzichtet. „Wir haben das Blattgold zunächst für zehn Jahre gemietet. Ein solches Mietverhältnis sollte man nicht mit einem Rechtsstreit starten“, sagt Zora Klipp.

Lesen Sie auch

„Außerdem wollten wir den ganzen Ärger hinter uns lassen und einfach eröffnen. Trotz allem haben wir kein schlechtes Verhältnis zu unseren Vermietern“, sagt die 33-Jährige. „Wenn es vor Gericht gegangen wäre, hätte sich die Eröffnung noch weiter verzögert. Wir waren sehr nah dran an einem Rechtsstreit, wollten es aber nicht“, ergänzt ihr Bruder.

Restaurant in Hamburg: Bei Zora Klipp gibt es Wiener Schnitzel aus Aubergine

Jetzt zählt nur die Neueröffnung und der Erfolg ihres ersten eigenen Restaurants. Zora Klipp setzt auf eine kleine Karte mit kreativen Gerichten. „Wir haben die Wannabes auf der Karte. Zu Deutsch: Möchtegerns. Gerichte, die etwas sein wollen, was sie gar nicht sind.“

So gibt es beispielsweise ein veganes Wiener Schnitzel aus einer Aubergine zubereitet oder Königsberger Klopse ohne Fleisch. Klipp: „Ich möchte, dass die Leute hier hergehen und gar nicht merken, dass sie vegan-vegetarisch essen. Unser Konzept passt hierher. Ich liebe die Schanze, der alte Saal II hat das Schulterblatt mehr als 30 Jahre geprägt. Einfach eine geile Location, über die ich nun sagen kann, dass ich hier mit meinen Geschwistern ein erstes eigenes Restaurant eröffne.“