Hamburg. Der Elefantenbulle war erst vier Jahre alt und das Nesthäkchen der Herde. Was der Grund für seinen überraschenden Tod sein könnte.

Der kleine Bulle, den Elefantenkuh Lai Sinh Heiligabend 2018 zur Welt brachte, war für den Tierpark Hagenbeck das schönste Weihnachtsgeschenk. Am Mittwoch ist Santosh, das jüngste Mitglied der Elefantenherde in Hamburg nach nur zweitägiger Krankheit überraschend gestorben. Im Hamburger Zoo ist man bestürzt.

Tierpark Hagenbeck: Elefanten trauern um totes Herdenmitglied

Und auch den Dickhäutern macht der Tod von Santosh zu schaffen. „Die Elefantenherde trauert spürbar“, sagt Hagenbeck-Tierarzt Michael Flügger. „Außer dem Muttertier Lai Sinh vermissen vor allem Patentante Kandy und Santoshs Halbschwester Shila das verlorene Herdenmitglied und rufen nach ihm.“

Es sei ein trauriger Tag für Hagenbeck, sagt Geschäftsführer Dirk Albrecht. „Wir sind zutiefst schockiert und in großer Trauer über dieses plötzliche Ereignis.“ Ursache für den plötzlichen Tod des kleinen Elefantenjungen könnte das für alle Jungelefanten gefährliche Herpes-Virus sein. Daran war erst im vergangenen Jahr der kleine Bulle Raj gestorben.

Tierpark Hagenbeck: Schon 2018 starben bei Hagenbeck zwei Elefantenjungen

Der hochpathogene Erreger sorgt weltweit in vielen Zoos immer wieder für Todesfälle bei Elefantenjungtieren. Rund 65 Prozent der Jungtiere sind bis zum neunten Lebensjahr betroffen. Gegen die Krankheit, der in den vergangenen 30 Jahren in europäischen Zoos mehr als 30 Asiatische Elefanten erlagen, gibt es noch keinen Impfstoff. 2018 waren bei Hagenbeck mit Kanja (2) und Anjuli (3) gleich zwei Jungtiere an dem aggressiven Herpes-Virus gestorben.

Der kleine Santosh (hier zwei Monate alt) erobert im Februar 2019 mit seiner Mutter Lai Sinh das Außengehege im Tierpark Hagenbeck.
Der kleine Santosh (hier zwei Monate alt) erobert im Februar 2019 mit seiner Mutter Lai Sinh das Außengehege im Tierpark Hagenbeck. © Lutz Schnier | Lutz Schnier

Was genau Ursache für den Tod von Santosh war, werden die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung zeigen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es das Herpes-Virus war, ist groß. Nach Auskunft von Hagenbeck-Tierarzt Flügger trage höchstwahrscheinlich jeder Elefant, ob in der Natur oder in zoologischen Einrichtungen, das Virus schlummernd in sich.

Herpes-Virus bei Elefanten: Überlebenschance nach Ausbruch gering

Trotz der ständigen Überwachung und der schnellen, bestmöglichen veterinärmedizinischen Versorgung von Santosh waren alle Maßnahmen erfolglos, heißt es bedauernd aus dem Tierpark. „Obwohl wir um die weite Verbreitung des gefährlichen Herpes-Virus unter Elefanten wissen und ständig bestrebt sind, einen Ausbruch der Krankheit zu unterbinden, ist beim Ausbrechen des Krankheitsbildes die Überlebenschance gering“, sagt Flügger.


Eine gute Nachricht trotz des traurigen Ereignisses: Nach dem Tod von Santosh und den drei anderen Jungtieren ist das Risiko eines weiteren Todesfalls durch Herpes gleich null. Die übrigen Elefanten der Hagenbeck-Herde sind bereits über das Risikoalter hinaus – für sie besteht also keine Gefahr, an dem Virus zu erkranken.

Nach Elefanten-Tod bei Hagenbeck: Tierschutzverein Peta übt Kritik

Unterdessen nutzt der Tierschutzverein Peta den Tod des Jungbullen für eine erneute Kritik an der Zoohaltung von Elefanten. Diese bedeute demnach enormem Stress für die Tiere. Stress, der das Infektionsrisiko für das Herpesvirus erhöhen könne.

Daher fordert die Tierrechtsorganisation, dass Hagenbeck „in einem ersten Schritt erst die Elefantenzucht und in absehbarer Zeit auch die Haltung von Elefanten in Gefangenschaft beendet.“