Hamburg. Gäste können im Traditionsrestaurant zwar reservieren, stehen aber vor verschlossener Tür. Vom Amtsgericht gibt es eine Anordnung.
Gäste sind irritiert – und wie die Zukunft des Restaurants Brodersen aussieht, ist äußerst ungewiss. Dabei funktioniert die Reservierungsplattform noch einwandfrei: Wer im Internet einen Tisch reservieren möchte, hat die freie Auswahl – nur montags ist Ruhetag.
Oliver B. jedenfalls reservierte für sechs Personen in dem beliebten Lokal in Hamburg-Rotherbaum. Vergangenen Sonnabend um 19 Uhr wollte er mit Familie und Freunden essen gehen. Doch daraus wurde nichts.
Restaurant Hamburg: Brodersen – Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet
An dem Abend standen sie alle vor verschlossener Tür. Im Lokal war alles dunkel. Niemand ging ans Telefon, obwohl das Restaurant, das deutsche Küche serviert, laut Internetauftritt, seit 15 Uhr geöffnet sein sollte. Jetzt ist klar: Das Brodersen in Rotherbaum könnte sich in die Reihe der Traditionskneipen, die schließen, einreihen.
Das Amtsgericht Hamburg hat am 6. November für die eingetragene Restaurant Brodersen GmbH ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Matthias Wolgast von der Kanzlei Münzel & Böhm in Hamburg bestellt.
Brodersen – Vorläufiger Insolvenzverwalter hofft auf schnelle Lösung
„Das Brodersen hat eine Toplage, einen guten Ruf und ist gut etabliert. Wir sind mit Nachdruck dabei, eine Lösung zu finden – möglichst zeitnah, damit der Traditionsbetrieb weitergeht“, sagte Wolgast dem Abendblatt am Freitag.
Der vorläufige Insolvenzverwalter geht davon aus, dass es eine kurzfristige Lösung für das Lokal in der Rothenbaumchaussee 46 gibt: „Wir sind mit Hochdruck dabei und waren auch schon mit Interessenten auf der Fläche. Die Resonanz ist positiv.“ Derzeit seien vermehrt Insolvenzverfahren in der Gastronomie zu beobachten, so Wolgast.
Restaurant Hamburg: Brodersen geschlossen, Garten wenig einladend
Das Restaurant im Souterrain einer Jugendstilvilla mit den vielen Nischen hatte bislang Hamburger Spezialitäten und Bodenständiges aus der Region auf der Karte. Im Garten zur Rothenbaumchaussee hin gibt es eine große Außenterrasse. Noch stehen die Gartenmöbel draußen, aber einladend sieht es hier nicht mehr aus.
Die Möbel sind teilweise mit Laub bedeckt, die weißen Sonnenschirme sind schmutzig. Am Zugang zum Lager sind diverse Transportkisten gestapelt, in einer davon liegt ein Stapel ungeöffnete Post an den Betreiber.
Restaurant Hamburg: Brodersen bekannt für seine Bratkartoffeln
„Da ist schon seit Wochen niemand mehr“, sagt eine junge Frau, die in einem Büro in der Villa arbeitet. Die letzte Mittagstisch-Wochenkarte auf der Homepage des Restaurants stammt von Anfang Oktober. Damals gab es Königsberger Klopse und Schnitzel Wiener Art für je 13,50 Euro und gebratenes Rotbarschfilet für 14,50 Euro. Bekannt war das Brodersen auch für seine Bratkartoffeln.
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Der Vermieter der Gastronomieräume hält sich zu Angaben über die Zukunft des Brodersen bedeckt. Nach Angaben der Hausverwaltung gibt es jedoch noch einen bestehenden Mietvertrag, der für die kommenden sieben Jahre gilt.