Hamburg. IG BAU fordert in offenem Brief Verhandlungen für einen Tarifvertrag. Doch die Geschäftsführung verhandelt bereits anderweitig.

Die Gewerkschaft IG Bau hat bekannt gegeben, den Streik am Tierpark Hagenbeck auszusetzen. Damit werde eine neue Strategie verfolgt, die am Dienstag auf der Mitgliederversammlung beschlossen wurde, heißt es dazu. „Wir werden nunmehr zeitlich begrenzt den Streik aussetzen, um Ihnen noch einmal ein deutliches Zeichen unserer Verhandlungsbereitschaft zu senden“, heißt es in einem offenen Brief an die Geschäftsleitung von Hagenbeck, den die Gewerkschaft parallel zu der Entscheidung veröffentlicht hat.

In dem macht die IG BAU aber deutlich: „Gleichzeitig werden wir aber unsere Bemühungen zur Erreichung unseres Ziels weiterführen.“ Dabei werde man aktiv um Unterstützung für die Sache auf allen Ebenen werben. „Und es bedeutet für Sie vor allem, es ist nicht vorbei und ausgesessen.“ Man werde bei einer weiteren Verweigerung von Verhandlungen aufseiten der Geschäftsführung zu jeder Zeit aktions- und streikbereit sein. „Sie müssen daher jederzeit mit entsprechenden Maßnahmen rechnen, bis Sie sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen.“

Tierpark Hagenbeck: Gewerkschaft setzt Streik vorerst aus

An dem groß angekündigten Streik hatten sich von Anfang an deutlich weniger Beschäftigte beteiligt, als die Gewerkschaft erwartet und Geschäftsführer Dirk Albrecht befürchtet hatte. Waren nach Auskunft des Zoo-Chefs am ersten Tag der Aktion noch 20 Mitarbeiter nicht zur Arbeit gekommen, fehlten bereits am zweiten Tag nur noch zwölf Kollegen.

Dabei hatte eine Mehrzahl der rund 80 Gewerkschaftsmitglieder in der Belegschaft für den Streik gestimmt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Gewerkschaft, die täglich mit 30 bis 35 Streikenden gerechnet hatte. Wegen der geringen Zahl derer, die der Arbeit fernblieben, lief der Tierparkbetrieb auch unverändert weiter. Nur der Spielplatz war geschlossen.

Tierpark Hagenbeck: Streik wurde nicht so angenommen wie von der Gewerkschaft erhofft

Immer wieder versuchten Gewerkschaft und Streikende deshalb, auf sich aufmerksam zu machen. Am ersten Streikwochenende waren es rote Luftballons und ein pinkfarbenes Elefantenkostüm vor dem Zoo, um Aufsehen zu erregen. Einige Streikende zogen danach in die Innenstadt, um dort für ihr Anliegen, einen Haustarifvertrag, zu werben.

In der darauffolgenden Woche besuchten dann unter anderem Mitarbeiter der Thalia-Buchhandlungen die Streikenden. Durch eine größere Gruppe Streikender vor dem Hamburger Zoo sollte offenbar der Eindruck von mehr Schlagkraft erzeugt werden.

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Im Brief erklärt die Gewerkschaft nun ihre Verhandlungsbereitschaft. Und fordert die Geschäftsleitung auf: „Zeigen Sie den Beschäftigten Ihre Wertschätzung, indem Sie mit uns in Verhandlungen zu einem Rahmentarifvertrag eintreten und damit zur Sachebene zurückkehren.“ Der Brief schließt mit den Worten: „Nutzen Sie diese Gelegenheit und bewegen sich auf die Beschäftigten zu, damit der Tierpark eine bessere Zukunft vor sich hat.“

Hagenbeck-Geschäftsführer bezeichnet Streikpause als „vernünftige Entscheidung“

Tierpark-Geschäftsführer Dirk Albrecht lobte die Streikpause: „Das ist eine vernünftige Entscheidung und es wurde auch Zeit“, sagte er. „Ohnehin sind nur weniger als etwa fünf Prozent der Mitarbeiter des Tierparks dem Streikaufruf der IG BAU gefolgt, 95 Prozent der Hagenbeck-Mitarbeiter haben den ordnungsgemäßen Betrieb des Tierparks weiter zuverlässig sichergestellt.“

Zudem teilte Albrecht mit, dass die Geschäftsführung bereits begonnen habe, mit dem Betriebsrat über „eine neue verbesserte Betriebsvereinbarung, die dann für alle Mitarbeiter und nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder gilt“, zu verhandeln. Diese Verhandlungen können man nun „endlich störungsfrei“ wieder aufnehmen. „Der nächste Termin für diese Verhandlungen ist bereits für den 4. Oktober 2023 angesetzt.“