Hamburg. Wer über die A23 fährt, kennt die durchsichtige Wand – jetzt wurde sie mit Graffiti verschönert. Wofür das XXL-Kunstwerk steht.
„Eidelstedt.Zusammen.Gestalten“ – so heißt ein Projekt, an dem sich Schülerinnen und Schüler aus Eidelstedt und professionelle Graffiti-Künstler beteiligt haben. Ziel war die Verschönerung des Betonsockels einer 300 Meter langen Lärmschutzwand, deren Vollendung am Freitag mit einem kleinen Fest gefeiert wird.
Die Wand schützt die Anwohner der Hörgenshöfe vor dem Lärm der nur wenige Meter entfernten Autobahn A23. Das Quartier mit 890 Wohnungen war in Folge der Flüchtlingskrise 2015 entstandenen. Für Jugendliche wurde zwischen der durchsichtigen Lärmschutzwand vor der Wohnbebauung und der Autobahn auf knapp 13.000 Quadratmetern eine Grünzone mit Basketballkörben, Skaterampen und Sitzgelegenheiten eingerichtet.
Hamburg-Eidelstedt: 300 Meter langes Graffiti für Lärmschutzwand
Als er einmal dort längs geschlendert sei, habe er die Idee gehabt, den hässlichen nackten Sockel mit urbaner Kunst zu gestalten, so Quartiersmanager Beat Suter. Seine Aufgabe ist es, im Auftrag des Wohnungsbauunternehmens Fewa für gute Stimmung in der Nachbarschaft zu sorgen. „Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen.“
Bislang gehörte zu seiner Tätigkeit vor allem das Organisieren von Veranstaltungen und das Verwalten der Nachbarschaftsräume, in denen sich Kinder-, Frauen- und Männergruppen treffen, um sich auszutauschen oder beispielsweise Unterstützung bei der Kommunikation mit Behörden zu erhalten.
Eidelstedter Quartiersmanager hatte Idee zur Kunstaktion
Bei der Umsetzung seiner Idee sah sich Suter plötzlich mit ganz anderen Anforderungen konfrontiert. Über einen Eidelstedter Künstler bekam er Kontakt zu Oliver Bartels, der unter anderem Graffiti-Festivals organisiert, und somit schließlich zu neun renommierten Urban-art-Künstlern.
Mit Unterstützung aus dem Fond Kultur und Schule, des Bezirksamts Eimsbüttel, der Saga und der Fewa kamen 40.000 Euro zusammen, um das Projekt zu realisieren. Die Hälfte des Betonsockels wurde von einigen Graffiti-Künstlern abschnittsweise eigenständig gestaltet. Den Rest übernahmen Schüler von vier Eidelstedter Schulen, die in Workshops von weiteren Profi-Sprayern angelernt wurden.
Von der Julius-Leber-Schule machten die Neuntklässler des bilingualen Graffiti-Moduls mit, das Englischlehrer Christoph Salzmann bereits im fünften Jahr anbietet. Hier hatten sich die Jugendlichen bereits mit verschiedenen Formen, Buchstaben und Figuren beschäftigt – alles auf Englisch.
Graffiti-Künstler Davis One sprüht mit Schülern der Eidelstedter Julius Leber Schule
Mit dem Fuhlsbüttler Künstler Oliver Davis Nebel alias Davis One gestalteten sie dann einige Abschnitte der grauen Wand. „Wir sollten uns etwas zum Thema Multikulti ausdenken“, sagen die Schülerinnen Farida, Soley und Sabah. Sie zeigen auf die mit runden Buchstaben gesprühten Worte „You“ und „Me“, die sich an den Händen (eine hell, eine dunkel) fassen.
Auch Lehrer Salzmann hat an dem Projekt Gefallen gefunden. „Bislang haben wir uns nur in der Schule betätigt. In den Stadtteil hinauszugehen und dort etwas zu gestalten, trägt zur Identifikation der Jugendlichen mit ihrem Wohnort bei“, sagt er.
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Er hofft, das mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des diesjährigen Moduls wiederholen zu können – und hat auch schon eine Idee, was sich dafür eignen könnte: ein Fußgängertunnel in der Nähe von Möbel Höffner. Dazu hat er erste Anfragen an den Bezirk gestellt.
Hamburg-Eidelstedt: Abschlussfest am Freitag mit Kunstangeboten für kleine Kinder
Beim Einweihungsfest der jetzt verschönerten Lärmschutzwand am 8. September ab 16.30 Uhr können sich alle Interessierten und Familien die urbane Kunst aus nächster Nähe ansehen. Für kleinere Kinder wird es Kunstangebote vor Ort geben, die etwas Älteren können sich in der Aktivzone zum Beispiel beim Klettern, Streetball oder Parkour austoben.
Sonja Böseler, die Bezirksamtsleiterin von Eimsbüttel, nennt die Kooperation von Graffiti-Künstlern und Jugendlichen „ein tolles und cooles Projekt“. „Die Kunstaktion und das Abschlussfest zeigen, dass das neue Quartier weiter zusammenwächst und die Menschen zusammen mit den Einrichtungen lebendige Nachbarschaften wünschen und mit Leben füllen.“