Hamburg. Keine Arbeitsniederlegung im Hamburger Tierpark. Das sind laut Geschäftsführer Dirk Albrecht die Gründe für diesen „An-/Aus-Streik“.
Im Tarifkonflikt beim Tierpark Hagenbeck hat die Gewerkschaft IG BAU am Mittwoch einen streikfreien Tag eingelegt. „Wir wollen nicht komplett durchstreiken“, sagte Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner.
„Zum einen wollen wir nicht berechenbar sein“, fügte er hinzu. „Zum anderen wollen wir den Druck aus der Tierpflege nehmen.“ Tierparkchef Dirk Albrecht hatte vor Streikbeginn die Sorge geäußert, dass Tiere infolge eines Streiks Schaden nehmen könnten.
Hagenbeck Hamburg: Tierpark legt streikfreien Tag ein – das sagt der Chef dazu
Laut Albrecht soll dieser „An/Aus–Streik“, ein sogenannter Wellenstreik, einerseits dazu dienen, „die Streikkasse zu schonen“, andererseits solle der „Arbeitgeber durch ständige Wechsel verunsichert werden“. „Da circa 90 Prozent der Mitarbeiter normal arbeiten, wird uns eine solche Gewerkschaftstaktik, sofern so vorgesehen, nicht wesentlich behindern“, sagte er dem Abendblatt.
Bei Hagenbeck hatte Anfang der Woche der erste Streik in der mehr als 100-jährigen Geschichte des traditionsreichen Tierparks begonnen. Nach einer vierstündigen Auftaktkundgebung am Montag legten am Dienstag nach Angaben der Gewerkschaft IG BAU rund 30 Beschäftigte ihre Arbeit nieder.
Tierpark Hamburg: Chef Dirk Albrecht lehnt Verhandlungen mit Gewerkschaft bislang ab
Der Tierpark Hagenbeck ist der einzige private Großzoo Deutschlands und unterliegt deswegen anders als die sonst in öffentlicher Hand befindlichen großen Zoos keinem Flächentarifvertrag. Die IG BAU versucht seit Jahren, die Geschäftsleitung zu einem Haustarifvertrag zu bewegen, in dem beispielsweise Arbeitszeiten und Zuschläge sowie Urlaub, Jahressonderzahlungen und Kündigungsfristen tariflich geregelt werden.
- Hagenbeck-Streik wird Flop: Nur zwölf Mitarbeiter beteiligt
- Erster voller Streiktag bei Hagenbeck: Zoo bleibt geöffnet
- Hagenbeck: Gewerkschaft ruft zu unbefristetem Streik auf
Tierpark-Chef Albrecht lehnt Verhandlungen mit der Gewerkschaft bislang ab. Er hatte zuletzt bekräftigt, dass er „ausschließlich mit dem zuständigen Betriebsrat über eine neue Betriebsvereinbarung für alle Mitarbeiter verhandeln“ möchte.
Unterdessen hat Pascal Lechner von der IG BAU den Aussagen von Dirk Albrecht widersprochen, dass am Dienstag lediglich zwölf Beschäftigte gestreikt hätten. Es seien 25 Personen gewesen, betont der Gewerkschaftssekretär. Allerdings gib er zu: „Mit Sicherheit ist noch Mobilisierungspotential vorhanden.“
Hagenbeck: IG Bau wiederspricht Albrechts Behauptungen
Für neuen Zündstoff im Streit Gewerkschaft und dem Tierpark-Chef sorgt derweil am streikfreien Tag eine Kampagne, der IG BAU auf Instagram gestartet hat. Zu sehen sind dort Fotos von einer Frau und einem Kind, die mit verzerrten Gesichtern schreien: „Why cyn’t you just be normal, Dr. Albrecht?“ („Warum sind Sie nicht einfach normal, Dr. Albrecht?“). Oder die Zeichnung eines Pferdes, dessen hintere Hälfte normal, die vordere dagegen – wie bei einer Kinderzeichnung – Strichmännchencharakter hat und dadurch offenbar Hunger und Vernachlässigung suggerieren soll.
„Wir werden gegen diese Schmutzkampagne, die ja nur zum Ziel hat, mich als Person zu diffamieren, gerichtlich vorgehen“, so Albrecht. Durch die Beiträge würden seine Persönlichkeitsreche verletzt. Die Kosten des Verfahrens müsse seinen Anwälten zufolge die IG BAU erstatten, da es sich um einen „Anspruch aus sogenannter unerlaubter Handlung“ handele.(dpa/fru)