Hamburg. Nach dem Aus als Bezirkschef in Eimsbüttel hat der 61-Jährige den Job. CDU spricht von „Farce“, „rotem Filz“ und „Versorgungsposten“.
Es hatte sich wie berichtet schon angedeutet, nun ist es offiziell: Kay Gätgens (SPD), Ex-Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, wird zum 1. Mai neuer Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA Hamburg. Eine von der Stadtentwicklungsbehörde eingesetzte Findungskommission hatte sich schon für den 61-Jährigen ausgesprochen; am Dienstag stimmte der IBA-Aufsichtsrat der Personalie zu. Gätgens tritt damit die Nachfolge von Karen Pein (SPD) an, die nun Hamburgs neue Stadtentwicklungssenatorin ist. Um den Posten hatten sich 57 Frauen und Männer beworben, wie die Stadtentwicklungsbehörde mitteilte.
Gätgens sei als „herausragender Kandidat“ aus dem Auswahlverfahren hervorgegangen, sagte Monika Thomas, Staatsrätin der Stadtentwicklungsbehörde. „Seine fachliche Qualifikation, Führungskompetenz, hervorragende Vernetzung und langjährige Erfahrung in der Stadtentwicklung waren dafür ausschlaggebend.“
Kay Gätgens wird neuer IBA-Chef – CDU wittert Klüngelei
Vor der Entscheidung hatte die CDU-Fraktion Kritik geübt. „Wenn es sich tatsächlich bestätigt, dass der gut dotierte Posten des IBA-Chefs zur Versorgung eines ehemaligen SPD-Bezirksamtsleiters herhalten muss, ist das ein weiterer Fall von rotem Filz“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering.
Zwar hatte die Stadtentwicklungsbehörde den IBA-Führungsposten öffentlich ausgeschrieben und eine Findungskommission eingesetzt, dennoch sieht Thering eine Seilschaft am Werk: „Uns haben Informationen erreicht, dass die Ausschreibung von vornherein nur auf diese eine Person zugeschnitten wurde. Sollte sich das bestätigen, ist die Ausschreibung eine Farce.“
Behörde: Stellenausschreibung nicht auf bestimmten Kandidaten zugeschnitten
Die Stadtentwicklungsbehörde wies die CDU-Kritik zurück. Das in der Stellenausschreibung beschriebene Profil entspreche der branchenüblichen Anforderung für Chefposten in der Stadtentwicklung; es ähnele deshalb auch sehr etwa einer Ausschreibung von 2019 für den Geschäftsführungsvorsitz der städtischen HafenCity Hamburg GmbH, „sodass dem Vorwurf, die Anforderungen seien auf einen bestimmten Kandidaten zugeschnitten worden, klar widersprochen wird“.
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Es habe ein „extern betreutes qualifiziertes Auswahlverfahren durch eine vom Aufsichtsrat eingesetzte und hochrangig besetzte Findungskommission“ stattgefunden, so die Behörde. Bei dem „im Schwerpunkt auf fachlichen Kriterien basierenden Auswahlverfahren“ seien sämtliche Unterlagen der knapp sechzig Bewerberinnen und Bewerber gesichtet, Interviews geführt und eine engere Auswahl mit den besten zehn Kandidatinnen und Kandidaten erstellt worden.
Neuer IBA-Chef: Für Kay Gätgens’ Wiederwahl gab es keine Mehrheit
Kay Gätgens gilt als Wohnungsbauexperte. Er absolvierte eine Lehre als Stahlbetonbauer, studierte Architektur und Stadtplanung in Hamburg und New York City und arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte lang in der Verwaltung, unter anderem als Leiter des Dezernats für Wirtschaft, Bauen und Umwelt.
Seine Zeit als Leiter des Bezirksamtes in Eimsbüttel war im Januar dieses Jahres zu Ende gegangen, weil die Grünen-Fraktion in der Eimsbütteler Bezirksversammlung eine fertig ausgehandelte Kooperation mit der SPD in letzter Minute doch ablehnte und es somit keine Mehrheit für Gätgens’ Wiederwahl gab. Seit Januar führt Sonja Böseler, Steuerungsdezernentin und stellvertretende Bezirksamtsleiterin, die Geschäfte kommissarisch.
Die IBA Hamburg war als Projektgesellschaft für die Internationale Bauausstellung von 2006 bis 2013 gegründet worden. Anschließend übernahm die Stadtentwicklungsbehörde die IBA als Projektentwickler. Derzeit verantwort die IBA zehn Stadtentwicklungsvorhaben mit einer Gesamtfläche von rund 440 Hektar, darunter Bauvorhaben in Oberbillwerder, Wilhelmsburg und Neugraben-Fischbek.