Hamburg. 13 Mietparteien eines Altbaus im Stadtteil mussten ihre Wohnungen räumen. Wie es für sie und das Gebäude weitergeht.
Gerade einmal 30 Minuten hatten sie, um ihr Hab und Gut zusammenzusuchen, bevor sie ihr Heim verlassen mussten: Am Freitagnachmittag haben die 13 Mietparteien des Hauses am Langenfelder Damm 6 in Eimsbüttel überstürzt ihre Wohnungen aufgeben müssen. Denn ihr Wohnhaus gilt als akut einsturzgefährdet. Grund dafür sind korrodierte Stahlträger im Keller.
Diese „Gefahr für Leib und Leben“, wie es in einem Brief der Grundstücksverwaltung an die Bewohner heißt, sei bei einer Begehung des Kellers durch Ingenieure am Donnerstag festgestellt worden. Am Tag darauf wurden die Mieter dazu aufgefordert, ihre Wohnungen binnen einer halben Stunde zu verlassen.
Einsturzgefährdetes Haus in Eimsbüttel wird nach Evakuierung bewacht
Einige seien in einem Motel nahe dem Wohnhaus untergekommen. Der Eigentümer des einsturzgefährdeten Gebäudes, eine Erbengemeinschaft, zahle den Mietern 80 Euro am Tag für die Unterbringung in einem „Hotel ihrer Wahl“, so ein Schreiben an der Eingangstür.
Vor dem um das Jahr 1900 errichteten Gebäude am Langenfelder Damm wacht seit Freitag Sicherheitspersonal, 24 Stunden am Tag in drei Schichten. Wie lange die Wachmänner den Hauseingang noch zu beaufsichtigen haben, sei unklar, sagt einer der Securitymänner, der in der Zeitung nicht namentlich erwähnt werden möchte.
An ihm vorbei in das Treppenhaus mit der hölzernen Wendeltreppe kamen in den vergangenen Tagen allerhöchstens Mieter, „wenn sie etwas dringend brauchten, wie zum Beispiel Klamotten“, sagt er, „aber nur für zehn Minuten, nicht für lange Zeit und auf keinen Fall zum Übernachten.“
Stahlträger im Keller stark korrodiert
Seit Dienstag dürfen selbst die Bewohner nicht mehr in das Haus, denn dort ist nun Baustelle. „Die Träger im Keller müssen unterstützt werden“, so der Sicherheitsmann.
Weil diese an ihren unteren Enden korrodiert und daher nicht mehr standfest sind, müssen kurzfristig vorgespannte Drehsteife, also Stützen, als Notsicherung darunter aufgestellt werden, heißt es in der statischen Beurteilung und Gefahrenmeldung des zuständigen Ingenieurbüros. Diese Maßnahme diene aber lediglich dazu, die „absolut gegebene Einsturzgefahr“ zu reduzieren, und mache das Haus nicht sofort wieder bewohnbar.
Die drei Diplomingenieure, die den Keller des Altbaus am vergangenen Donnerstag überprüften, hätten diesen „feucht und stark verschmutzt“ sowie in Teilen nicht betretbar vorgefunden. Die unteren Flansche der Stahlträger, die die Kellerdecke bilden, seien vielfach freiliegend und stark korrodiert gewesen.
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In einigen Bereichen waren sie gar nicht mehr existent, heißt es in der statischen Beurteilung der Experten. „Die Standsicherheit ist nicht mehr gegeben“ – so die Schlussfolgerung in fetten Lettern.
Unklar ist bislang, wann die Mieter wieder zurück in ihre Wohnungen dürfen – falls sie es überhaupt können. Denn ob „eine Instandsetzung des Hauses möglich ist, können wir ihnen aufgrund der Kurzfristigkeit der Schadensfeststellung derzeit noch nicht sagen“, schreibt die Grundstücksverwaltung.